Am 03.10.2001 machen wir uns auf den Weg nach Hamburg und sind am nächsten Vormittag im Hafen. Dort erfahren wir, dass sich die Abfahrt des Schiffes erneut um einen Tag verschieben wird. Wir treffen uns mit Angelika und Peter, die mit ihrem Fahrzeug ebenfalls nach Argentinien wollen, und bummeln an den folgenden Tagen durch Hamburg. Am Sonntag abend fahren wir wieder zu dem angegebenen Verladeschuppen und übernachten mit dem Einverständnis der Wachleute gegenüber der Einfahrtsschranke. Bei einem Abendspaziergang schauen wir nach, ob das Schiff bereits da ist, doch wir können es nirgends entdecken. Als am nächsten Tag um sieben Uhr die Schranke geöffnet wird, fahren wir zum Frühstücken aufs Gelände. Danach machen wir uns erneut auf die Suche nach der “Repubblica die Genova” und endlich entdecken wir sie. Sie ist gerade erst eingelaufen und die Arbeiter sind noch damit beschäftigt, das Schiff festzumachen.
Im Laufe des Vormittags erfahren wir, dass wir die Fahrzeuge erst irgendwann abends verladen können. In der Zwischenzeit ist es jedoch möglich, die Kabine zu beziehen. Nach einem ersten Mittagessen an Bord, zeigt uns ein Steward unsere künftige Kabine und wir bringen unsere Sachen, die wir bereits gepackt haben, herein. Wir haben eine Außen-Kabine gebucht und können von unserem Fenster aus direkt aufs Wasser hinunter sehen. Am Nachmittag schauen wir beim Verladen der Container und anderer Fracht zu und erkunden die oberen Decks des Schiffes. Beim Abendessen treffen wir dann auch die anderen Passagiere. Insgesamt sind wir zwölf Personen. Vier Schweden machen eine Rundreise und fahren mit dem Schiff wieder zurück, alle anderen sind ebenfalls mit dem eigenen Fahrzeug an Bord und werden in Buenos Aires den Frachter verlassen.
So gegen neun Uhr abends bekommen wir Bescheid, dass wir die Autos hereinfahren können. Sie werden fürs erste auf einer Rampe verstaut. Im nächsten Hafen, Antwerpen, wo wir am Mittwoch abend eintreffen, können wir sie dann an den endgültigen Platz rangieren, an dem sie für die restliche Überfahrt stehen bleiben.
Am Freitag vormittag fährt das Schiff weiter und ist am Samstag in Le Havre, dem letzten europäischen Hafen. Von dort legt es irgendwann in der Nacht von Sonntag auf Montag ab. Danach sehen wir nur noch zwei Mal Land. Beim ersten Mal sind es Lichter, als wir eines Nachts die Kanarischen Inseln passieren und ein paar Tage später kommen wir an den Kapverden vorbei, die im Dunst an uns vorüberziehen. Ansonsten gibt es rings um uns herum nur Wasser zu sehen.
Unser Tagesrhythmus wird hauptsächlich bestimmt durch die Essenszeiten: um 7.30 Uhr ist Frühstück, um 12.00 Uhr Mittagessen, um 19.00 Uhr Abendessen. Mittags und abends gibt es jeweils drei Gänge (inklusive Rotwein), danach Obst und Kaffee. Zwischen den Mahlzeiten lesen wir, lernen spanisch oder spielen mal eine Runde Kicker, nach dem Abendessen schauen wir uns Videofilme an. Das Wetter ist in den ersten Tagen nicht besonders gut, oft weht ein heftiger Wind und gelegentlich regnet es.
Erst nach einer Woche etwa wird es besser. Da bekommen wir endlich den ersehnten Sonnenschein und verbringen den Tag im Liegestuhl auf dem Sonnendeck. Der Swimming-Pool wird auch gefüllt. Er ist zwar nicht sehr groß, aber eine gute Gelegenheit, um sich abzukühlen. Durch die Schiffsbewegungen schwappt das Wasser hin und her und wir haben das Gefühl, in einem Wellenbad zu schwimmen. Wir nähern uns langsam dem Äquator, es wird immer wärmer und die Luftfeuchtigkeit steigt ständig an. Es ist für uns das erste Mal, dass wir den Äquator überqueren. An dem betreffenden Tag sind wir zusammen mit anderen Passagieren auf der Brücke und verfolgen die Navigationsinstrumente, bis die Breitengradanzeige auf 0 springt. Am Spätnachmittag gibt es dann eine kleine Party, bei der alle, die zum ersten Mal den Äquator überquert haben, vom Kapitän eine Urkunde überreicht bekommen.
Nach 15 Tagen auf See erreichen wir mit Vitoria den ersten brasilianischen Hafen.
In der darauf folgenden Zeit sind wir fast jeden Tag in einem anderen Hafen und während das Schiff ent- und wieder beladen wird, haben wir jedes Mal Gelegenheit zum Landgang. Wir nutzen ihn, um uns etwas in der jeweiligen Stadt umzusehen. Nach Vitoria legen wir in Rio de Janeiro an, dann in Santos und Paranagua. Wir wollen im Laufe unserer Reise auch nach Brasilien und so können wir uns bei den Ausflügen schon einmal anschauen, was uns dort erwarten wird. Unser erster Eindruck ist recht positiv. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, das Warenangebot ist reichlich, der Verkehr erscheint uns relativ geordnet. Die letzten Tage vergehen durch den ständigen Ortswechsel wie im Flug und vom Hafen in Zarate, das bereits in Argentinien liegt, sind es nur mehr ein paar Stunden nach Buenos Aires. Fast bedauern wir es, nach 30 Tagen endgültig das Schiff zu verlassen.
Die Einreiseformalitäten gehen unerwartet einfach vonstatten. Die Pässe sind bereits beim Anlegen in Zarate gestempelt worden. In Buenos Aires ist nur mehr der Zoll für das Fahrzeug zu erledigen. Der Hafenagent von Grimaldi begleitet uns und eine nette Argentinierin füllt für den Unimog ein Zolldokument aus, in das sie – nach einer telefonischen Rücksprache – auch unser Trike mitaufnimmt. Das Entladen des Schiffes zieht sich dann noch die ganze Nacht hin und erst am nächsten Morgen um sechs Uhr fahren wir heraus. Um sieben Uhr öffnet der Zoll die Schranken des Hafengeländes und dann können wir endgültig los und suchen uns in Buenos Aires eine Möglichkeit, wo wir für ein paar Tage bleiben können.