Eine freudige Überraschung sind die Spritpreise in Arica. Sie liegen deutlich niedriger als bei unserem letzten Chile-Aufenthalt. Zusammen mit dem derzeitigen Wechselkurs ergibt sich dadurch für uns ein Dieselpreis von 0,33 € pro Liter.
Wir wollen in den Lauca-Nationalpark, müssen deshalb für mehrere Tage autark sein und vor allem genügend Diesel mitnehmen, denn der Park liegt abseits und es gibt nur minimale Versorgungsmöglichkeiten. Die wenigen Orte, durch die wir kommen, sind nicht immer bewohnt, sondern werden von den einheimischen Aymara-Indianern oft nur als Zeremonialdörfer benutzt, wo sie nur zu Festlichkeiten zusammenkommen. Eine Ausnahme davon ist Parinacota, dort leben ständig einige Familien. Der Ort ist berühmt für seine weiß gestrichene Kirche aus dem 18. Jahrhundert.
Die Fahrt durch den Park erfüllt unsere Erwartungen voll und ganz. Auf den Hochmooren weiden unzählige Lama- Alpaka- und Vicuña-Herden, Vizcachas (eine Chinchilla-Art) sonnen sich an steinigen Abhängen, verschiedene Arten von Wasservögeln bevölkern glitzernde Lagunen, hunderte von Flamingos stehen in den offenen Wasserflächen des Salar de Surire und im Hintergrund all dessen schneebedeckte Vulkane und Berge. Ein weiterer Höhepunkt sind dann die heißen Quellen am Rand des Salzsees, wo wir zwei Tage verbringen, ohne einen Menschen zu treffen. Es sind keine gemauerten Becken, sondern natürliche Teiche. Bei einer geschätzten Wassertemperatur von +50° C und einer gemessenen Außentemperatur von -10 °C baden wir morgens um acht Uhr darin.
Nebelschwaden ziehen über uns hinweg und die Morgensonne taut allmählich den Raureif weg. Das Ganze auf 4300 m Höhe in absoluter Einsamkeit – ein Traum. Tagsüber haben wir während der ganzen Zeit herrliches Wetter, stahlblauer Himmel und in der Sonne wird es richtig heiß. Nachts dagegen fällt die Temperatur auf -12 ° C bis -15° C ab. Hier ist jetzt Spätherbst und der Winter hat sich eine Woche vorher schon mal mit einem kurzen Schneefall angekündigt, erfahren wir bei der Polizeistation am Salar. Dass die chilenischen Polizisten überaus höflich, nett und sehr zuvorkommend sind, ist uns bereits bei anderen Gelegenheiten angenehm aufgefallen. Doch die Männer auf diesem Posten haben es geschafft, uns noch mehr zu überraschen. Wir wollen uns nur über die Route zu den Quellen und den Straßenzustand weiter südlich erkundigen, als wir bei ihnen halten. Beides erfahren wir auch, während wir mit Tee und Apfelkuchen bewirtet werden – erst recht ein unvergessliches Erlebnis.
Als wir bei Colchane wieder auf die Teerstraße treffen, liegen 260 Pisten-Kilometer hinter uns. Zwar nicht schwierig zu befahren, aber dafür war es oft ein Gerüttel auf der steinigen oder mit Wellblech durchsetzten Piste.
Von Colchane, auf 3770 m Höhe gelegen, fahren wir bis nach Iquique, das am Meer und damit auf 0 m liegt. Als wir spätnachmittags ankommen, zieht bereits der Küstennebel heran und es wird empfindlich kalt. Der Nebel lässt gerade mal über Mittag ein paar sonnige Stunden zu, deshalb bleiben wir nur ein paar Tage und fahren dann zurück auf die Panamericana. Direkt an der Kreuzung liegt eine ehemalige Salpeter-Mine, die Oficina-Humberstone. Sie ist ein Freilichtmuseum, in dem wir uns unter anderem das Theater, die ehemalige Markthalle, das Hotel, die Reste der Fabrik, eine Schule, Wohngebäude und das Schwimmbad anschauen.
Zur Zeit sind wir in Calama, nun bereits zum dritten Mal. Die Stadt und der Campingplatz sind ideal um alles wieder auf Vordermann zu bringen, den Unimog von Salz und Staub zu befreien und die nächste Hochland-Tour zu planen. Nach gut einer Woche sind wir fertig und fahren weiter. Über San Pedro de Atacama reisen wir aus Chile aus, fahren die Teerstraße in Richtung des Paso de Jama hoch und biegen dann ab zur bolivianischen Grenze.