Der bolivianische Beamte bei der Migracion sucht auf einer Liste erst einmal, wie lange wir uns in seinem Land aufhalten dürfen. 90 Tage sind das Maximum, er gibt uns 30, mehr können wir dann in Sucre beantragen, meint er. Das Ganze kostet uns 10,– Bolivianos. Das Einreisepapier für den Unimog füllen wir dieses Mal selbst aus. Noch während Sonja schreibt, wellt sich bereits das Papier aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit. Letzte Station ist ein wichtiger Herr, der einem Mädchen die Daten in ein großes Buch diktiert und 10 Bolivianos dafür verlangt. Die Gegenfrage nach einer Rechnung löst einen Redeschwall aus, dem wir nicht folgen können. Das Mädchen zieht die Schublade wieder auf, gibt Klaus das Geld zurück und damit sind wir entlassen.
Vorsichtig bahnen wir uns einen Weg durch das Chaos und finden auch die gewünschte Straße Richtung Norden. Wenige Kilometer weiter ist eine Schranke, hier bezahlt Klaus Straßenmaut. Das Geld geben wir gerne aus, der Zustand der Teerstraße ist gut, sie wird bei Bedarf ausgebessert. Es gibt noch mehrere solcher Mautstellen. Wir durchschauen das System nicht ganz: manchmal werden die alten Zettel abgestempelt, manchmal zahlt Klaus und bekommt neue Zettel, manchmal werden ein paar Bolivianos verlangt, ohne dass es ein Ticket gibt. In letzterem Fall zahlt Klaus nicht, darf aber trotzdem weiter fahren. Da fragen wir uns dann immer, ob die Forderung berechtigt war oder der Versuch, Geld in die eigene Tasche zu stecken…
In Boyuibe, so haben wir gelesen, wären die Ausreiseformalitäten zu erledigen für die Weiterreise nach Paraguay. Wir wollen an dem Tag zwar nicht mehr weiter fahren, wollen uns aber schon mal erkundigen, ab wann morgens geöffnet ist. Beim Zoll macht uns der Beamte dann ein paar Eröffnungen, die uns erst einmal schlucken lassen. Die Straße, die von Boyuibe nach Paraguay führt, sei in einem sehr, sehr schlechten Zustand und kaum befahrbar. Außerdem sei hier nur mehr der Zoll, die Migracion dagegen ist 100 Kilometer zurück, in der Nähe von Villa Montes. Von dort gäbe es auch eine Piste nach Paraguay, die passierbar sei. Das wirft natürlich erst mal unsere Pläne um. Nach einem längeren Gespräch und mit der mehrmaligen Bestätigung, dass es dieses Piste tatsächlich gibt, sind unsere Zweifel zwar noch nicht ganz beseitigt. Schliesslich erscheint es uns unsinnig, Zoll und Migracion so weit voneinander entfernt zu stationieren. Doch dann erläutert der Mann uns, dass auch der Zoll unmittelbar vor dem Umzug steht und in etwa zwei Monaten wäre alles zusammen in Ibibobo. Wir lassen uns überzeugen, dass es besser sei, die 100 Kilometer wieder zurückzufahren. Es bleibt uns sowieso nichts anderes übrig, denn ohne Migracion und Ausreisestempel können wir das Land nicht verlassen.
Wir lassen uns also hier von ihm die Ausreise des Unimogs bestätigen, wenigstens war damit der Weg nicht ganz umsonst. Dann übernachten wir hinter dem Gebäude, zwischen Baseball- und Fußballfeld und am nächsten Tag fahren wir zurück. In Villa Montes an der Tankstelle sehen wir ein Fahrzeug mit Paraguay-Kennzeichen. Klaus spricht den Fahrer an und der bestätigt das Vorhandensein der Piste, er kommt von da her. Mitten im Ort zweigt eine unbeschilderte Straße ab, die zur Grenze führt und die wir nur durch Fragen finden. Nach 65 Kilometern auf einer holprigen Piste landen wir in Ibibobo bei einem Militärposten und wenige Meter weiter ist die Migracion. Ohne weiteres werden die Pässe gestempelt. Dann geht es auf der Piste weiter. Wir fahren bis zum letzten Militärposten in Bolivien, wo wir auch übernachten können.
Nachts regnet es und am nächsten Morgen hat sich der Staub auf der Piste in Schlamm verwandelt. 18 Kilometer weiter zeigen uns Schilder an, dass wir die Grenze zu Paraguay erreicht haben.