Weiter geht es durch den 3 Kilometer langen Grenztunnel, nach dessen Passieren wir an der argentinischen Grenzstation stehen. Wenige Kilometer weiter kommen wir an die Puente del Inca. Es handelt sich dabei um eine natürliche Felsbrücke, die sich 28 m breit und 47 m hoch über dem Río Mendoza spannt. Die ganze Umgebung ist rötlich-gelb verfärbt, weil hier eine stark schwefelhaltige Quelle entspringt. Es gab hier auch mal ein Thermalbad, das jedoch bei einem Erdrutsch teilweise eingestürzt ist. Das restliche Gebäude ist zu besichtigen und die kleinen Räume mit den gemauerten Badewannen sind noch zu erkennen. In schmalen Rinnen fließt auch jetzt noch warmes Wasser.

Schon in Chile haben wir bei der Anfahrt auf den Paß bereits den Aconcagua (6959 m) gesehen, der nicht nur der höchste Gipfel Argentiniens, sondern ganz Amerikas ist. Nicht weit entfernt von der Puente del Inca besichtigen wir nun einen kleinen Gedenkfriedhof für die Bergsteiger, die dort ihr Leben gelassen haben. Uns fallen viele deutsch klingende Namen auf, darunter auch der zuletzt Verunglückte von Ende Januar 2002.
Als wir am Montag in San Juan Geld wechseln, ist der Kurs des Peso zum Dollar erneut gefallen. Beim Umtausch von Bargeld gibt es hier für einen Dollar 2,15 Pesos, für Travellerschecks 1,90 Pesos. Damit wird es für uns jetzt richtig billig in Argentinien.

Difunta Correa

Nicht weit entfernt von San Juan gibt es einen recht eigenwilligen Wallfahrtsort. Er hat seinen Ursprung in einer Legende, wonach sich während des Bürgerkriegs 1841 eine Frau auf die Suche nach ihrem Mann gemacht hat und in der Wüste verdurstet ist. Sie hatte ihr neugeborenes Kind dabei, das an ihrer Brust überlebt hat und gerettet wurde. Die Frau hieß María Antonia Deolinda Correa und bereits seit Feuerland haben wir immer wieder kleine Schreine am Straßenrand zu Ehren von Difunta Correa, der toten Correa, gesehen. In Vallecito sind wir nun im Zentrum dieser Heiligenverehrung angekommen. Die wenigen Häuser wirken schäbig und verlassen in der trockenen, unfruchtbaren Gegend. Nur ein paar Besucher sind unterwegs, um sich die etwa 15 kleinen Kapellen anzusehen, die an den Außenfassaden von oben bis unten voll sind mit kleinen Danksagungstafeln. Im Innern sind die Kapellen dann nach Themenbereiche sortiert und vollgestopft mit allem, was sich dafür eignet, einer Heiligen anvertraut zu werden. In einer zum Beispiel hängen Uniformen und Mützen, überall liegen Orden, Abzeichen und Fotos von stolzen Polizeibeamten und Militärs. In einer anderen hängen jegliche Formen von Urkunden und Auszeichnungen, wieder eine andere ist voll nur mit Brautkleidern. Nebenan sieht es dann aus wie im Spielzeugladen, denn es gibt Modelle von Autos und Lkws in allen Größen, Farben und Formen. Aus einer glitzert es heraus, an drei Wänden sind die Regale voll von gewonnenen Pokalen. In mehreren Kapellen liegen Nachbildungen der Toten mit dem Kind an der Brust.

Auf den Hügel, wo sie angeblich gefunden wurde, führen mehrere Wege hinauf. Der Hügel selbst ist übersät mit kleinen Holzkästchen, von denen manche wie Häuser gebaut sind. Die Überdachungen und Pfosten der Wege sind mit hunderten von Autokennzeichen verkleidet. Die Tote wird gerade auch von Lkw- und Autofahrern verehrt, denn “difunta correa” bedeutet in der Umgangssprache soviel wie “kaputter Keilriemen”. Wir umrunden das Areal mehrmals, immer wieder gibt es neue Kleinigkeiten zu entdecken. Am Schluss hinterlassen wir in der entsprechenden Kapelle dann unsere Visitenkarte, schliesslich haben wir noch eine lange Reise vor uns und wenn wir auch nicht daran glauben, schaden kann es uns jedenfalls auch nicht.

Valle de la Luna

(Eintritt pro Person 5,– Arg. Pesos)
Das Mondtal ist für die Wissenschaftler eine ergiebige Fundgrube. Hier wurden unter anderem die ältesten Saurierskelette der Welt gefunden, die über 200 Millionen Jahre alt sein sollen. Seinen Namen hat das Tal aufgrund seiner kahlen Landschaft. Es gibt einen Rundkurs von etwa 40 Kilometern, den man zwar mit dem eigenen Fahrzeug fahren darf, doch nur in Begleitung eines Park-Aufsehers. Am Spätnachmittag starten wir mit vier anderen Fahrzeugen im Konvoi und besichtigen den Park. An verschiedenen Punkten wird gehalten und der Parkwächter erzählt uns einiges über die Geschichte und die gefundenen Fossilien. Am interessantesten sind die Steinformationen, die der ständige Wind verursacht hat.

Weltreise Etappe Südamerika

In manchen können wir nur mit sehr viel Phantasie die Form erkennen, nach der sie benannt wurden. Bei der Sphinx, dem U-Boot oder dem Pilz dagegen leuchten die Namen sofort ein. Nach dem letzten Stopp fahren wir entlang einer roten Felswand zurück, die im Licht der Nachmittagssonne leuchtet. Wir verpassen etwas den Anschluss an den Konvoi, weil Klaus zwischendurch noch ein paar Fotostopps einlegt. Doch wir sind nicht die einzigen, auch das junge Paar im Pkw vor uns hält immer wieder an und filmt und fotografiert. Es ist schade, dass wir nicht länger hierbleiben können, erst so gegen sieben Uhr abends kommt die Farbe der Felsen so richtig zur Geltung.

Talampaya-Schlucht

(Eintritt pro Person 3,– Arg. Pesos; 3 Std. Tour kostet pro Fahrzeug 90,— Arg.Pesos, es passen bis zu 8 Personen auf den Pick-up)
Es sind nur etwa 80 km bis zur Talampaya-Schlucht. Hier dürfen wir nicht mit dem eigenen Fahrzeug herumfahren, sondern müssen uns einer geführten Tour anschließen. Auf gepolstern Bänken sitzen wir mit vier Argentiniern auf der Ladefläche eines Pick-ups und lassen uns eineinhalb Stunden von einem Führer die Attraktionen des Parkes zeigen und erklären.

Auch hier sind es hauptsächlich die Felsen, die es zu bestaunen gilt. Bis zu 130 m sind die senkrecht abfallenden Wände hoch, die wie Säulen geformt sind. Eine wie mit einer Fräse ausgebohrte halbrunde Vertiefung gibt ein mehrfaches Echo wieder, als wir zu siebt lauthals ein “Ola” schreien. Wir bekommen an mehreren Stellen Petroglyphen gezeigt, die auf die frühere Besiedlung der Schlucht hinweisen und ein kleines Wäldchen, in dem fast alle Pflanzen zu medizinischen Zwecken genutzt werden können.

Paso Agua Negra (4780 m)

Wir wollen wieder zurück nach Chile fahren und haben uns für die diesmalige Andenüberquerung den Paso Agua Negra ausgesucht. Schon frühzeitig erkundigen wir uns, ob der Pass überhaupt geöffnet sei. In unserem Reiseführer wird nämlich darauf verwiesen, dass das nur im Januar und Februar der Fall sei. Doch alle Auskünfte lauten dahingehend, dass wir ihn benutzen können. Als wir dann bei den Zöllnern selbst nachfragen, geben sie den Öffnungszeitraum sogar mit Dezember bis April an, je nach Wetter auch bis in den Mai. Die Grenzabfertigung erfolgt bereits 90 km vor der eigentlichen Passhöhe und liegt auf 2300 m Höhe. 40 km weiter ist dann ein letzter argentinischer Polizeiposten (2900 m), hinter dem die Teerstraße endet. Danach geht es in langgezogenen Serpentinen stetig aufwärts. Die Landschaft um uns herum ist unbeschreiblich toll. Keine Vegetation, nur kahle Berge, denen ihr Mineraliengehalt die verschiedensten Farben verleiht.

Jede Kurve bringt neue Ausblicke und begeistert uns aufs neue. Die Piste klebt regelrecht an den Felswänden und wir kommen abwechselnd in den Genuss, neben uns in den steilen, mehrere hundert Meter tiefen Abgrund zu schauen, ohne dass uns eine Straßenbegrenzung den Blick versperrt. Fahrer, die nicht schwindelfrei sind, sollten sich die Fahrt lieber überlegen. Die Piste ist so schmal, dass gerade ein Fahrzeug Platz hat. Bei der Mittagspause in 3500 m Höhe merken wir schon, dass uns etwas die Luft ausgeht, wenn wir uns zu schnell bewegen. Ansonsten haben wir jedoch noch keine Probleme mit der Höhe. Auch dem Unimog ist nichts anzumerken. Er bläst nur dann schwarz raus, wenn Klaus in einen anderen Gang schaltet. Aber das kennen wir ja schon aus Pakistan, als wir den Karakorum-Highway hinauffuhren.

Die Attraktion des Passes ist der sogenannte “Büßer-Schnee”. Endlich sehen wir von weitem einige Schneefelder und mit Hilfe des Fernglases stellen wir fest, dass es sich um Büßer-Schnee handelt. Man bezeichnet mit diesem Ausdruck Schneefelder, die von der Sonne und dem Wind so geformt werden, dass der Schnee in aufrechten Platten stehenbleibt. Es sieht aus, als hätte man Eisplatten senkrecht in die Erde gesteckt. Am oberen Ende schmilzt der Schnee dann zu runden Kappen und diese Form erinnert an die Büßer bei Osterprozessionen, die sich die Kapuze über den Kopf ziehen.

Kurz bevor wir den Pass erreichen, fahren wir direkt durch mehrere solcher Schneefelder. Es ist wirklich faszinierend, was die Natur für Formen hervorbringt. Während Klaus noch mit dem Fotografieren beschäftigt ist, überholt uns das einzige Fahrzeug, das außer uns unterwegs ist. Auf 4780 m ist dann die eigentliche Grenze Argentinien – Chile erreicht.

Damit haben wir auf unserer bisherigen Reise einen neuen Höhenrekord erreicht, denn auf dem Kunjerab-Pass in Pakistan waren wir “nur” auf 4670 m Höhe gewesen. Wir halten uns da oben nicht lange auf. Erstens ist es trotz Sonnenschein in der Höhe ziemlich kalt und zweitens sind wir bereits bei der geringsten Bewegung kurzatmig.

Genauso toll wie die Auffahrt, ist auch die Abfahrt auf chilenischer Seite. Nur die Farben der Felsen haben gewechselt. Hier herrschen anfangs mehr Grau- und Brauntöne vor, die von kräftigem Orange durchsetzt sind, während es auf der anderen Seite intensive Rot- und blasse Grüntöne waren. Die Abfahrt vom Pass herunter teilt sich mehrmals auf. Die kurzen, steilen Varianten sind nur für leichte Fahrzeuge geeignet, wir dagegen müssen den langgezogenen Serpentinen folgen. Als wir den Stausee La Laguna erreichen, sind wir bereits wieder auf 3200 m Höhe unten und dort finden wir auch einen guten Übernachtungsplatz.