Die Grenze ist nur drei Kilometer vom Campingplatz entfernt und sowohl die Ausreise aus Brasilien als auch die Einreise nach Argentinien verlaufen ohne Probleme und Kontrollen.
Im Bundesstaat Missiones schauen wir uns die Reste der ehemaligen Jesuitenreduktion San Ignacio Mini an, dann fahren wir in vier Tagen durch bis in die Nähe von Buenos Aires. Wir gehen wieder auf die flyranch, wo wir bereits im November 2001 waren. Als wir ankommen, ist es für die Jahreszeit ungewöhnlich heiß, wir schwitzen selbst im kurzärmligen T-Shirt und kurzer Hose. Doch bereits zwei Tage später kehrt der Winter zurück. Wir haben einen Temperatursturz von über 20 Grad, verbunden mit kaltem Wind und Regen. Das Wetter bleibt danach wechselhaft, mal ist es eiskalt, morgens mit Rauhreif, dann wieder sonnig, meistens verbunden mit heftigem Wind. Trotzdem finden wir zwischendurch immer wieder die Möglichkeit, um mit dem Trike ein paar Runden zu fliegen.
Ende September stellen wir den Unimog gut verpackt unter und fliegen zu einem Kurzbesuch nach Deutschland. Nach einem achtwöchigen Aufenthalt kommen wir Ende November wieder zurück nach Buenos Aires und bleiben noch drei Wochen auf der flyranch, die 70 km außerhalb liegt, um notwendige Servicearbeiten und weitere Reisevorbereitungen zu treffen.
Zwischendurch machen wir einen dreitägigen Abstecher nach Buenos Aires und erleben die Stadt in einem völligen Wandel. Seit Beginn der Wirtschaftskrise vor einem Jahr kommt es fast täglich zu kleineren und größeren Demonstrationen. War das “Casa Rosada” (der Regierungspalast) letztes Jahr noch aus der Nähe zu besichtigen, so ist es mittlerweile weiträumig mit Gittern abgesperrt. Zusätzlich sichert ein erhebliches Polizeiaufgebot während der Demonstrationen die Umgebung. Der Unmut der Menschen richtet sich gegen die momentane Regierung, die in den letzten Monaten die Sparkonten der Bürger gesperrt hat. Besonders auffallend sind die verbarrikadierten Banken. Die Eingänge sind wie Schlupflöcher, die vom Sicherheitspersonal bei Bedarf geöffnet werden. Arbeitslosigkeit und Armut sind immer noch im Steigen, Lebensmittel- und Benzinpreise sind zum Teil auf das Doppelte angehoben worden.
Wir sind froh, als wir wieder aus der Großstadt heraus sind und noch eine Woche auf der flyranch relaxen und fliegen können. In der Woche findet noch eine Drachenfliegermeisterschaft statt, die wir uns nicht entgehen lassen wollen.
Unser nächstes Ziel bei der Weiterreise ist die Halbinsel Valdes, wo wir vor fast genau einem Jahr bereits waren. Wir campen wieder in einer Bucht und können zwei Tage lang eine Walmutter mit ihrem Jungen aus nächster Nähe beobachten. Dann fahren wir noch eine Runde zu den Aussichtspunkten, wo wir Pinguine, Seelöwen und See-Elefanten sehen.
Wir durchqueren in den folgenden Tagen Patagonien von Ost nach West, um nach Chile und dort auf den südlichsten Abschnitt der Panamericana, die Carretera Austral, zu kommen. Hier hat es uns trotz Regen beim letzten Besuch so gut gefallen, dass wir uns diese noch recht ursprüngliche und wenig besiedelte Gegend noch einmal anschauen wollen.
Doch erst einmal müssen wir noch ein paar hundert Kilometer auf der Ruta 3 hinter uns bringen. Eine eintönige Fahrerei. Links und rechts der Straße gibt es bis zum Horizont nichts zu sehen außer Steppengras und kleinen Büschen. Dass wir tatsächlich weiter nach Süden fahren, merken wir nur am Tachostand und den Kilometer-Markern, die beide stetig steigen. Am Spätnachmittag erreichen wir endlich Comodoro Rivadavia, das Zentrum der Ölförderung. Im Dezember 1907 stieß man bei Trinkwasserbohrungen auf Erdöl und als wir ins Landesinnere abbiegen, sind auf den folgenden 150 Kilometern die ständig arbeitenden Ölpumpen unsere Begleiter.
Die Landschaft ist wüstenhaft trocken, immerhin etwas abwechslungsreicher durch die vielen Hügel. Kurz vor Sarmiento wird es grüner und grüner, Kühe weiden auf den Wiesen und die Felder sind bestellt. In der Umgebung gibt es zwei große Seen und an Wasser mangelt es hier sicher nicht. Doch ansonsten wirkt Sarmiento auf uns ziemlich trostlos. Der Wind stürmt und pfeift durch die ungeteerten Straßen und wirbelt den Sand auf, die kleinen Bretterhäuser wirken unbewohnt.
Am nächsten Tag erreichen wir den zweitgrößten See Südamerikas, den Lago Buenos Aires. Er liegt direkt an der Grenze zu Chile (wo er dann Lago General Carrera heißt). Wir finden einen Platz am Seeufer und verbringen einen angenehmen Abend, nachdem sich der ständige Wind etwas gelegt hat.