Wie immer, wenn wir an die us-amerikanische Grenze kommen, wird erst mal unser Unimog bestaunt. Wir müssen die Geschichte unserer Weltreise erzählen, denn natürlich entdecken sie die Weltkarte und so vergeht immer viel Zeit nur mit Unterhaltung. Die eigentlichen Einreiseformalitäten dagegen sind innerhalb weniger Minuten erledigt und die Kontrolle unseres Fahrzeugs dauert auch nicht allzu lange.
Als wir die Spritpreise sehen, sind wir froh, dass wir in Mexiko noch einmal alles aufgefüllt haben. In den 4 Wochen, die wir nicht da waren, sind sie ganz schön gestiegen und wenn wir im Gespräch mit US-Amerikanern darauf zu sprechen kommen, dann sind die Leute davon überzeugt, dass das Ende noch nicht gekommen ist. Die meisten erwarten, dass Benzin und Diesel sogar noch teurer werden.
Unser erstes Ziel ist Tumbstone, eine ehemalige Westernstadt, die aufgrund einer Schießerei zwischen Wyatt Earp, Doc Holliday und dem Clanton Clan berühmt geworden ist. Inzwischen hat man die historische Hauptstraße für jeglichen Autoverkehr gesperrt und mit Sand und Kies aufgeschüttet. Links und rechts stehen die Holzhäuser, die hauptsächlich Souvenirgeschäfte beherbergen, zwischendrin aber auch ein paar richtige Saloons. Und mit den Leuten drin, die gekleidet sind, wie man es von alten Westernfilmen kennt, haben wir wirklich das Gefühl, in einem Film zu sein. Das Ganze wirkt wie ein lebendiges Museum, besonders wenn die alten Postkutschen durch die Straßen rollen und die Cowboys herumlaufen.
Natürlich schauen wir uns die berühmte Schießerei an, die täglich aufgeführt wird. Doch das Ganze wirkt etwas theatralisch und übertrieben und ist nicht unser Geschmack. Doch ansonsten ist es der Ort schon wert, dass man einen kurzen Stopp einlegt. Besonders am Wochenende ist er das erklärte Ziel vieler Einheimischer, die hier sozusagen einen Blick in ihre eigene Vergangenheit werfen wollen. Allen voran Motorradfahrer, die in kleineren und größeren Gruppen einfallen.
Von Tombstone ist es nicht weit nach Tucson. Dort besichtigen wir eines der weltgrößten Flugzeugmuseen, das Pima Air & Space Museum. 240 Flugzeuge befinden sich auf dem Gelände und wir verbringen Stunden damit, uns Flugzeuge und Hubschrauber der unterschiedlichsten Modelle anzuschauen. Sogar das ehemalige Präsidenten-Flugzeug von John F. Kennedy können wir besichtigen, eine Nachbildung des Flugzeugs der Gebrüder Wright sowie Flieger aus dem 1. und 2. Weltkrieg, riesige Transportflugzeuge genauso wie das kleinste Flugzeug der Welt mit knapp 2 m Flügelspannweite.
Weiter geht es für uns auf den stark befahrenen Interstate Highways Nr. 10 und 17 über Phoenix nach Flagstaff und dann zum Grand Canyon. Uns wurde erzählt, dass sich bereits vormittags am Eingang kilometerlange Staus bilden würden und dass man ab mittags bereits keinen Parkplatz mehr bekommen würde – aber als wir ankommen, stimmt keines von beidem. Es ist Anfang Mai und die richtige Hochsaison hat noch nicht begonnen. Vor uns ist gerade mal ein Auto am Einfahrtsbereich und die Parkplätze im Nationalpark sind selbst am Nachmittag kaum halbvoll. Der Menschenandrang hält sich noch in Grenzen, doch dass es hier im Sommer voll wird, glauben wir gerne.
Wir waren schon mehrmals beim Grand Canyon. Doch dieses Mal wollen wir uns nicht mit einem Blick vom Rand in das weit verzweigte Schluchtensystem zufrieden geben und fragen wegen einer Erlaubnis nach, mit der wir zum Colorado River hinunterwandern dürfen. Wir sind morgens um 8 Uhr beim Backcountry Office und eine halbe Stunde später im Besitz des erforderlichen Permits. Wir haben genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, erklärt uns der Ranger. Die Osterferien sind gerade vorbei und die Hochsaison ist erst ab Ende des Monats. Außerdem ist die Wettervorhersage für die kommenden Tage sehr gut, es soll trocken und sonnig bleiben, dabei aber noch nicht so heiß, so dass der Aufstieg aus dem Canyon heraus noch nicht so anstrengend ist wie in den Sommermonaten.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Einkaufen, Packen und Vorbereiten für die 3-tägige Wanderung. Und am nächsten Morgen sitzen wir mit zwei Dutzend anderen Wanderern im 6-Uhr-Bus, der uns zum Beginn des South-Kaibab-Trails bringt.
Wir wollen diesen Weg hinunter gehen, denn hier haben wir von Anfang an den direkten Blick in den Canyon. Das bedeutet aber auch, dass wir fast ständig der Sonne ausgesetzt sind und den kompletten Wasserbedarf mitnehmen müssen, denn es gibt erst am Fluss unten wieder Trinkwasser. Der Weg ist ziemlich steil und stellenweise extrem schlecht. Tiefe Auswaschungen machen das Gehen anstrengend und beanspruchen die Kniegelenke stark. Doch es ist schon ein tolles Gefühl, immer weiter den Grand Canyon hinunter zu wandern. Die Felsen verändern im Licht der Vormittagssonne immer wieder ihre Farben und wir haben ganz andere Ansichten als oben von der Rimkante.
Von einem Aussichtspunkt aus sehen wir dann den Colorado River, der smaragdgrün schimmert. Ein letztes, besonders ausgewaschenes Wegstück bringt uns an eine schwarze Hängebrücke, auf der wir den Fluss überqueren. Unter uns sehen wir schon andere Wanderer, die am Flussufer entweder auf einem breiten Sandstrand liegen oder ihre Füße kühlen. Auch wir legen hier eine Pause ein und würden uns am liebsten in das einladend schimmernde Wasser stürzen. Doch ein paar Schritte im Wasser und wir werden eines Besseren belehrt – das Wasser ist eiskalt. Für unsere heißen Füße gerade das richtige.
Es ist Mittag und weil wir in den kurzen Pausen nur Kleinigkeiten gegessen haben, haben wir richtig Hunger. Bevor wir die letzten Meter bis zum Campingplatz gehen, machen wir hier Brotzeit und genießen das Gefühl, dass wir den Abstieg hinter uns haben.
Es ist nicht mehr weit bis zum Bright Angel Campingplatz, der sehr schön an einem kleinen Bach liegt. Wir richten uns dort gemütlich ein, verstauen die Essensvorräte in den aufgestellten Behältern und machen dann einen kleinen Spaziergang zur nahe gelegenen Phantom Ranch. Auch hier könnte man übernachten, doch angeblich muss man bis zu 1 Jahr im voraus reservieren. Die Phantom Ranch wird hauptsächlich von den Mulikarawanen angesteuert, die hier eine Übernachtung einlegen. Beim Abstieg sind uns zwei dieser Karawanen entgegengekommen und beim Anblick der schwankenden Reiter, die sich von den Tieren runter und hinauf tragen lassen, sind uns Zweifel gekommen, ob das wirklich eine bessere Alternative zum Gehen ist. Wir können uns vorstellen, dass manch einer wahrscheinlich hinterher tagelang Probleme beim Sitzen hat, sobald er wieder aus dem Sattel heraus ist.
Der Ranger, der spätnachmittags das Permit kontrolliert, erzählt uns, dass es abends einen Vortrag über die Geologie des Canyons gibt. Doch wir sind zu müde, um uns das anzuhören. Kurz nach Anbruch der Dämmerung verkriechen wir uns in unsere Schlafsäcke und schauen lieber zu, wie immer mehr Sterne am Himmel auftauchen. Aufgrund der Wettervorhersage haben wir kein Zelt dabei, sondern nur Iso-Matten und Schlafsäcke und liegen deshalb im Freien. Damit sind wir einige der wenigen auf dem Campingplatz, der Großteil hat ein Zelt aufgestellt.
Während wir am nächsten Morgen im Dunkeln noch gemütlich in unseren Schlafsäcken liegen, hören wir bereits die ersten, die sich auf den Weg machen. Wahrscheinlich sind das diejenigen, die von hier aus direkt bis zum Canyonrand hinauf wollen. Weil wir jedoch noch eine weitere Übernachtung dazwischen haben, pressiert es uns nicht.
Als eine der letzten verlassen wir gegen halb sieben den Campingplatz, überqueren wiederum den Colorado River, dieses Mal aber auf einer silberfarbenen Brücke und befinden uns auf dem Bright-Angel-Trail. Der Trail geht eine ganze Weile hoch über dem Fluss dahin und ist gut zu begehen. Als wir vom Fluss abbiegen und immer höher hinaufsteigen, führt der Weg entlang eines kleinen Baches. Dadurch gibt es viele Büsche und Bäume. Der Bright-Angel-Trail ist völlig anders als der South-Kaibab-Trail. Er verläuft zwar in vielen Kehren, ist aber nicht ganz so ausgewaschen und dadurch etwas leichter zu begehen. So früh am Morgen bieten uns die steilen Felswände fast ständig Schatten und dadurch ist das Wandern richtig angenehm.
Wir lassen uns Zeit, legen immer wieder Fotostopps ein und trotzdem überholen wir ein paar der Leute, die bereits vor uns losgegangen sind. Manche haben deutlich mehr Gepäck dabei und es ist nicht zu übersehen, dass sie ganz schön schwer daran schleppen.
Als wir am späten Vormittag beim Indian Garden ankommen, ist dort gerade eine Mulikarawane von oben eingetroffen. Dazu kommen noch viele Wanderer, die schon von herab gestiegen sind und es herrscht eine unglaubliche Hektik. Wir gehen auf den Campingplatz, verstauen alles und warten, bis die meisten weiter gezogen sind. Erst dann machen wir einen kurzen Spaziergang. Doch außer dem Mulikorral gibt es wenig zu sehen.
Das Wetter sieht nicht gut, es ziehen immer mehr dicke Wolken auf und es weht ein frischer Wind. Als dann auch noch ein paar Tropfen fallen, verziehen wir uns wieder auf unseren Platz. Nur gut, dass die Picknickbänke überdacht sind. Hier verbringen wir die Zeit bis zum Nachmittag, ruhen uns aus und erholen uns. Den Abstieg vom Vortag merken wir nun doch etwas in den Oberschenkeln. Bergauf gehen ist völlig problemlos, bergab dagegen zieht es in den Beinen. Aber das ist noch nichts gegen unsere Nachbarn. Sie fotografieren sich gegenseitig die verbundenen Zehen und malträtierten Füße.
Spätnachmittags verziehen sich die Wolken und der Himmel ist wieder strahlend blau, so als ob nichts gewesen wäre. Deshalb gehen wir den Weg zum Aussichtspunkt Plateau Point (ca. 2,2 km einfach), von wo aus man den tief unten fließenden Colorado River sieht.
Auch an diesem Abend liegen wir bereits nach Einbruch der Dämmerung in den Schlafsäcken. Gut erholt nehmen wir dann am nächsten Morgen das letzte Stück des Aufstiegs in Angriff. Auch heute gehen wir oft im Schatten, was natürlich vieles erleichtert. Je höher wir kommen, desto mehr Wanderer kommen uns entgegen. Und natürlich dürfen auch hier die Mulikarawanen nicht fehlen. Wieder einmal zeigt es sich, dass der Weg leichter zu begehen ist, einige Ranger sind sogar damit beschäftigt, Teilstücke des Pfades auszubessern.
Nach 3 Stunden erreichen wir das Kolb-Haus, an dem der Bright-Angel-Trail beginnt – unsere Grand Canyon Wanderung ist damit zu Ende. Obwohl es manchmal anstrengend war, waren die vergangenen Tage doch etwas Besonderes und wir sind glücklich, dass wir die Tour gemacht haben.
Vom Grand Canyon Nationalpark fahren wir weiter und über ein Stück der historischen Route 66, die durch Seligman führt. Hier lebt man von den Erinnerungen und in den Souvenirläden kann man sich mit allem eindecken, was überflüssig ist.
Wir überqueren den Colorado River, der am Hoover Dam aufgestaut wird, bleiben ein paar Tage am Lake Mead und kommen dann nach Las Vegas.
Bereits am Lake Mead hatte das Wetter umgeschlagen und war extrem heiß geworden. Als wir jetzt in der Stadt sind, lesen wir im Wetterbericht, dass ein Jetstream über das Gebiet zieht und ungewöhnlich hohe Temperaturen verursacht, die eigentlich erst im Juli/August normal wären. Nun, wir versuchen das Beste aus den 42°C (im Schatten!) zu machen. Tagsüber sitzen wir meist im Schatten oder verbringen einige Stunden am und im Swimmingpool des Campingplatzes. Erst ab Spätnachmittags bis in die Nacht hinein sind wir zum Filmen unterwegs.
Wenn wir dann meist so gegen Mitternacht wieder zurückkommen, zeigt das Thermometer “nur” mehr 30°C an. Keine Frage, dass es dann erst mal eine kalte Dusche und anschließend ein kaltes Bier gibt.
Wir rechnen aus, dass wir jeden Tag so an die 10 Kilometer zu Fuß unterwegs sind. Es gibt es ja auch einiges an neuen Casinos zu sehen, seit wir vor einigen Jahren hier waren.
Zum Beispiel das “Paris” mit Eiffelturm im Kleinformat sowie das “Venetian” mit einer Nachbildung des Campanile, der Rialto-Brücke und richtigen Gondeln. Vor dem “Bellaggio” schauen wir uns mehrmals die Wasserspiele an und natürlich besuchen wir auch einige der Casinos von innen.
Große Unterschiede sind dabei nicht festzustellen, die Spielautomaten und Spieltische ähneln sich überall. Nur am Publikum sieht man, wo man sich gerade befindet. Während in den älteren Casinos sich jeder einfach so in seiner Freizeitkleidung zum Spielen hinsetzt, sind die Leute in den neuen Casinos spätestens am Abend deutlich schicker gekleidet.
Gemeinsam ist allen, dass sie sich hier mal so richtig amüsieren wollen. Dazu gehört nicht nur das Spielen, sondern auch das Rauchen in den Casinos und dass man sogar mit einer offenen Bierflasche oder sonstigem alkoholischen Getränk in der Hand auf der Straße spazieren gehen kann – etwas, das normalerweise in den USA sonst verboten ist. Am letzten Tag unseres Aufenthalts lässt der heiße Wind endlich nach und es kühlt ab.
Davon haben wir nun allerdings nichts mehr. Denn unsere nächste Station ist das “Tal des Todes – Death Valley” und dort steigert sich die Temperatur sogar noch etwas. 46°C im Schatten und 56°C in der Sonne. Kein Wunder, dass kaum Touristen unterwegs sind.
Auch wir bleiben nur 2 Tage und fahren dann weiter. Als wir den Nationalpark hinter uns haben und wieder auf eine Höhe von 1500 m hinauffahren, weht uns frischer Wind entgegen.
Bei Lone Pine sehen wir dann endlich grünes Gras, Laubbäume und dahinter schneebedeckte Berge. Wochenlang haben wir kaum etwas anderes gesehen als braune Berge und trockene Erde. Dieser Anblick ist deshalb für uns seit langem das Schönste, das wir sehen.
Wir finden einen toll gelegenen Bergsee auf fast 2200 m Höhe mit schneebedeckten Bergen dahinter. Hier ist es tagsüber zwar immer noch warm aber nachts kühlt es stark ab. Nach den heißen Tagen ist das für uns eine Erholung und wir bleiben einige Tage. Das Wasser ist zwar reichlich frisch, aber am Nachmittag, wenn es so richtig warm ist, macht es Spaß, darin wenigstens ein paar Runden zu schwimmen. Ansonsten gehen wir viel spazieren oder paddeln mit unserem Kajak auf dem See herum.
Obwohl das lange Wochenende mit dem Memorial Day (letzter Montag im Mai) bevorsteht, ist kaum etwas los. Am gegenüberliegenden Ufer sehen wir hauptsächlich Fischer, die hier ihr Glück versuchen. Das Memorial-Day-Wochenende ist sozusagen der Sommeranfang hier und ab jetzt ist vermehrt mit Wochenendaktivitäten zu rechnen. Zwei Wochen später fangen hier die Schulferien an und zu dem Zeitpunkt werden wir dann gerade in den Nationalparks unterwegs sein. Mal sehen, wie voll es dann sein wird.
Aber erst mal schauen wir uns noch ein paar ehemalige “Großstädte” aus der Zeit des Gold- und Silberrausches an.
Die damalige Stadt Bodie ist inzwischen eine der bekanntesten Geisterstädte des Landes. Bis zu 10.000 Einwohner hatte die Stadt einmal während ihrer Blütezeit etwa zwischen 1870 – 1880. Doch nachdem der Goldrausch vorbei war, nahm die Einwohnerzahl kontinuierlich ab und in den 30er Jahren wurde sie dann ganz verlassen. Seitdem stehen die meisten Gebäude leer. Ein paar werden von den Rangern bewohnt, die sich um den “Historic State Park” kümmern und in einem ist ein Museum untergebracht.
Weil es in dieser Gegend so trocken ist, sind die Holzgebäude in einem relativ guten Zustand und bei einem Blick durch die Fensterscheiben auf die Hinterlassenschaften kann man sich gut vorstellen, wie es hier einmal ausgesehen hat.
Ganz anders dagegen ist Virginia City. Hier fand man ab 1864 Silber und die Stadt war mit bis zu 30.000 Einwohnern die größte zwischen San Francisco und Chicago. Doch auch hier wurde die Stadt nach und nach verlassen und heute leben noch etwa knapp 1000 Leute dort. Doch wenn man hier die Hauptstraße entlanggeht, fühlt man sich richtig in die alte Zeit versetzt. Die Fassaden entsprechen noch dem damaligen Aussehen, der Gehsteig ist aus Holz und vor allem die alten Saloons sind wirklich sehenswert. Manche haben noch die original Barausstattung aus ihrer Gründerzeit um 1865 herum.
Gerade am Wochenende lohnt sich hier ein Stopp, wenn Einheimische bereits am Nachmittag in historischen Kostümen in einem der Saloons zu Live-Musik tanzen.
Von Virginia City aus starten wir dann zu unserer Runde durch mehrere Nationalparks im Bereich des Colorado-Plateaus. Wir durchqueren dazu Nevada auf der als “Loneliest Road” (einsamste Straße) bezeichneten Straße Nr. 50. Ganz so einsam ist es natürlich nicht, schließlich kommen wir durch ein paar kleine Orte, aber dazwischen sehen wir so richtig die Weite des Westens. Unendlich erscheinende Landschaften links und rechts der Straße erwecken den Eindruck, als ob hier gleich Cowboys auf Pferden auftauchen würden, ganz so wie wir es von früheren Westernfilmen aus unserer Kindheit her kennen.
Ein Teil der Strecke führt entlang der historischen Pony-Express-Route, bei der damals die Post von Reitern befördert wurde. Von den ehemaligen Stationen ist aber meist nur ein Haufen alter Steine übrig, die zwar als “Historische Marker” gekennzeichnet sind, aber nicht wirklich unser Interesse wecken.
Dass wir dann im Mormonenstaat Utah angekommen sind, merken wir sofort beim Einkaufen, denn im Supermarkt gibt es nur mehr “leichtes Bier”, das heißt, der Alkoholgehalt beträgt nur 3,2%. Stärkere alkoholische Getränke bekommt man hier nur in speziellen Läden. Wir machen einen Großeinkauf, denn auf dem Weg durch die Nationalparks werden wir nur durch kleinere Orte kommen.
Unser erstes Ziel ist der Zion-Nationalpark. Die besonders schöne Strecke im Park bis zum Ende eines von hohen Felswänden eingerahmten Flusstals darf man nicht mit Privatfahrzeugen fahren. Den Unimog lassen wir deshalb außerhalb stehen und benutzen den Zubringer-Bus. Das ist wirklich bequem, denn so können wir an unterschiedlichen Haltestellen aussteigen und mit dem nächsten Bus weiterfahren.
Der Park beeindruckt vor allem durch gewaltige Felsen in unterschiedlichen Rot- und Brauntönen. Wir machen jeden Tag unterschiedliche Wanderungen und stellen schnell fest, dass es ganz einfach ist, den vielen Besuchern zu entgehen. Dazu sind wir entweder frühmorgens unterwegs oder auf Wegen, die weiter weg führen. Und das allein genügt, um den Menschenmassen zu entfliehen. Selbst ein Spaziergang auf der Parkstraße ist ein tolles Erlebnis. Die Zubringerbusse verkehren zwar im 10-Minutentakt, doch dazwischen fährt kein Auto und wir spazieren allein zwischen den hoch aufragenden Felswänden herum.
Wir verlassen den Park über das Ost-Areal und hier sehen wir eine ganz andere Landschaft als in dem Bereich um den Virgin-Fluss. Hier gibt es nur noch Felsen in den verschiedensten Farben, dazwischen grüne Büsche und einzelne Bäume.
Auf dem Weg zum Bryce-Nationalpark kommen wir erst noch durch den Red Canyon.
Die Felsformationen leuchten besonders im Licht der Nachmittagssonne intensiv rot und wir machen ein paar kleinere Wanderungen in dem Gebiet. Der Red Canyon untersteht der National Forest Verwaltung und dort bekommen wir auch Informationen über kostenlose Campingmöglichkeiten. Wie schon so oft verbringen wir wieder einmal eine ruhige Nacht im Wald, dieses Mal sogar mit Aussicht auf eine rote Felslandschaft.
Am nächsten Tag geht es dann endlich zum Bryce Canyon. Auch hier gibt es die Möglichkeit, mit einem Zubringerbus in den Park zu fahren, was wir am Vormittag auch machen. Doch die Busse fahren erst ab neun Uhr morgens und nur bis sechs Uhr abends und da wir auf jeden Fall auch außerhalb dieser Zeiten unterwegs sein werden, gehen wir auf einen Campingplatz im Park. Er hat den Vorteil, dass wir von hier aus direkt zu Fuß in die beeindruckende Landschaft kommen.
Jeden Tag unternehmen wir hier stundenlange Wanderungen. Wir gehen einige Kilometer entlang der Rim-Kante, mit ständigen Ausblicken auf die Felsformationen, steigen direkt hinunter in das Felslabyrinth und durchwandern es auf verschiedenen Wegen.
Obwohl wir hier auf 2400 m sind, ist es jeden Tag heiß (zwischen 32 und 38 Grad) und so sind unsere Unternehmungen eine ziemlich schweißtreibende Angelegenheit. Noch dazu, weil wir mit bis zu 30 kg Filmgepäck stundenlang bergauf und bergab traben.
Mit dem Erreichen des Grand Staircase-Escalante National Monument zwei Tage später, gibt es für uns endlich etwas Neues zu sehen. Alle anderen Parks kannten wir schon von unserer 2jährigen Nordamerikareise von 1996 – 1998. Dieses Nationalmonument wurde erst 1996 vom damaligen Präsidenten Bill Clinton geschaffen. Es hat zwar keine atemberaubenden Landschaften, aber dafür einige spektakuläre Slot (= Schlitz) Canyons und die sind unser Ziel. Zuvor jedoch schauen wir uns den Devils Garden (Teufelsgarten) an mit seinen eigenartigen Felsformationen.
Auf uns wirken die Felsen allerdings weniger teuflisch, vielmehr erinnern sie uns mit ihren Formen eher an Gartenzwerge.
Für das Gebiet des Nationalmonuments haben wir uns eine Erlaubnis besorgt, mit der wir kostenlos campen dürfen. Und so haben wir es bei unseren täglichen Wanderungen wieder nicht weit, denn der Weg hinunter in das ausgetrocknete Flussbett beginnt nur wenige Meter hinter dem Unimog.
Von dem Flussbett aus gibt es mehrere Slot-Canyons, die wir uns der Reihe nach anschauen.
Der am leichtesten begehbare ist der “Dry Fork”. Er ist eben erreichbar und zwar schmal, aber nicht so eng, als dass man gleich Platzangst bekommen müsste. Wir laufen einfach ein Stück hinein, bis die Wände niedriger werden und wir schon fast wieder aus dem Canyon herausschauen können. Dabei fällt uns ein Stein mit einer Gravur auf und beim näheren Hinsehen entdecken wir eine noch junge Klapperschlange daneben. In den Faltblättern, die wir im Besucherzentrum bekommen haben, wird darauf hingewiesen, dass es in den Canyons Schlangen, Skorpione und Giftspinnen geben soll, aber irgendwie haben wir nicht damit gerechnet, gleich schon auf eine zu stoßen. Die Schlange lässt sich in ihrer Ruhe allerdings nicht stören und rollt sich nur ein bisschen weiter zusammen.
In den Peek-a-Boo wird der Einstieg schon interessanter. Hier müssen wir erst ein paar Meter hoch klettern, um in den Canyon hineinzugelangen.
Und dann geht es mit Klettern weiter. Der Canyon ist richtig verschlungen. Es geht durch Löcher hinauf und hinunter und wir folgen dem verschlungenen Lauf des trockenen Flussbettes. Hier ist es stellenweise schon ziemlich eng. Doch die Farben sind gigantisch. Je nachdem wie das Licht hereinfällt, schimmern die Felsen in den verschiedensten Rottönen.
Am engsten wird es aber im “Spooky”.
Hier müssen wir schon bald unsere Rucksäcke ablegen und Kamera samt Stativ durch die schmalen Stellen schieben. Doch irgendwann ist auch damit Schluss. Wir können uns nur noch seitwärts durchschieben und hier darf man wirklich keine Platzangst haben. Mehrere Meter hohe Felswände und darüber nur ein schmaler Schlitz, der den Blick zum Himmel freigibt. Bei einer Springflut würde das Wasser hier in sekundenschnelle ansteigen und man hätte keine Chance herauszukommen. Diesem Risiko muss man sich bewusst sein, wenn man Slot-Canyons erkundet. Wir haben uns deshalb im Besucherzentrum vorab über das Wetter in der Region erkundigt. Es reicht nicht aus, wenn man nur das Wetter vor Ort kennt, denn selbst Regen in 100 Kilometern Entfernung kann hier eine Springflut ungeahnten Ausmaßes anrichten.
Zwei Tage lang krabbeln und klettern wir herum, schließlich ist das mal ganz was anderes.
Unser nächstes Ziel ist Moab/Utah und der nahe gelegene Arches Nationalpark. Die wichtigste Sehenswürdigkeit in diesem Park sind die Naturfelsbögen. An die 2000 Stück soll es darin geben, doch nur ein Bruchteil davon ist wirklich einfach zugänglich und vor allem auch sehenswert.
Allen voran der Landscape Arch, der eine Spannweite von 93 m hat.
Und dann natürlich der Delicate Arch, der nicht nur das Symbol des Parks ist, sondern schon so etwas wie das Symbol des Bundesstaates Utah, findet man ihn doch auf vielen Autokennzeichen wieder.
Am schönsten ist es bei dem oben auf einem Berg gelegenen Bogen zum Sonnenuntergang. Das wissen wir noch von unserem letzten Besuch her. Doch dann treten sich dort oben die Leute gegenseitig auf die Füße. Deshalb gegen wir bereits spätnachmittags los und haben dann das unglaubliche Glück, dass wir den Felsbogen zeitweise ganz für uns allein haben. Da können wir gerne auf den Sonnenuntergang verzichten.
In Moab und Umgebung bleiben wir noch ein paar Tage, denn nach den vielen Wanderungen haben wir uns eine Pause verdient. Außerdem würden wir gerne mal ein Fußballspiel sehen, denn bisher ist die WM 2006 völlig an uns vorbeigegangen. Außer der kurzen Berichterstattung im Radioprogramm der Deutschen Welle haben wir nichts mitbekommen. In Moab machen wir uns deshalb auf die Suche nach einer Möglichkeit, das Spiel Deutschland – Argentinien sehen zu können. Das ist allerdings gar nicht so einfach, selbst in der Sportsbar haben wir den Eindruck, dass sie irgendwie gar nicht wissen, dass in Deutschland seit drei Wochen die Fußball-WM stattfindet. Außerdem macht die Bar erst um 16 Uhr auf und durch die Zeitverschiebung wäre das Spiel hier bereits ab 9 Uhr morgens zu sehen. Nach einigem Fragen und Suchen bekommen wir dann den Tipp für ein Restaurant weit außerhalb der Stadt, das bereits zum Frühstück öffnet.
Am Freitag Morgen fragen wir nach und sie haben sogar Satellitenempfang mit Sportkanälen. Beim Einschalten verkündet das Laufband eines Kanals, dass an diesem Tag das Spiel Deutschland – Argentinien stattfindet, momentan läuft noch Tennis. Wir bestellen uns ein Frühstück, es wird 9 Uhr, doch noch immer sehen wir Tennis auf der Mattscheibe. 2 Minuten nach 9 Uhr werden wir doch nervös, irgendwie sieht es nicht so aus, als ob sie jeden Moment umschalten würden. Die Serviererin hatte uns die Fernbedienung auf den Tisch gelegt und Klaus fängt an zu zappen. Kanal um Kanal, ein anderer Sportsender taucht auf, der gerade F1-Vorbereitungen bringt (findet am folgenden Sonntag in USA statt). Und endlich Fußball! Ein mexikanischer Sender bringt das Spiel en vivo – live. Wir können unser Glück kaum fassen. Die Moderatoren kommentieren das Spiel sehr lebhaft und wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass ihre Sympathien eindeutig Deutschland gelten. Wer will es ihnen auch verdenken, schließlich hat ihre Mannschaft gegen die Argentinier verloren. Besonders der deutsche Torhüter hat es ihnen angetan. Sie bezeichnen ihn ständig als “El Aleman – Lehmann”. Und als Lehmann den zweiten Elfmeter hält, übertrifft die Begeisterung der Mexikaner sogar noch unsere. Wir sind natürlich hellauf begeistert, dass wir gerade dieses Spiel gesehen haben. Völlig zufrieden und überglücklich bedanken wir uns noch einmal bei den Frauen im Lokal, die sich zwischendurch immer wieder erkundigt hatten, ob wir auch gut versorgt wären. Jetzt steht einer Weiterfahrt nichts mehr im Weg und für uns geht es in Richtung Süden.
Am Lake Powell machen wir einige Zeit Badeurlaub. Bei dem
heißen Wetter ist uns das doch lieber als die anstrengenden Wanderungen, die
hinter uns liegen. Im 20 Kilometer entfernten Page gibt es außerdem eine
Sportsbar, die bereits morgens um 11 Uhr öffnet und hier weiß man auch um die
WM in Deutschland. Zum Spiel Deutschland – Italien erscheint der Barkeeper
sogar mit Italien-Shirt, seine Vorfahren sind Italiener. Beim Spiel sitzen wir
dann neben 8 – 10 Deutschen und mindestens genauso viel Italienern in der Bar
und verfolgen das spannende Spiel.
Je nachdem, welches Tor gerade unter Beschuss steht, sind angstvolles Stöhnen und hoffnungsvolles Jubeln von den verschiedenen Seiten zu hören. Und als dann nach 2 Stunden den Italienern die beiden Tore glücken, ist lautes Gebrüll zu hören. Schade, dass Deutschland verloren hat, darin sind wir uns mit den anderen einig. Denn es war wirklich toll, was die deutsche Elf geboten hat.
Natürlich sind wir beim Spiel um den dritten Platz wieder dabei. So wie es aussieht, sind keine portugiesischen Fans in der Bar, dafür zwei deutsche Familien, voll ausgestattet mit Trikot, Fahnen und Hupe. Sie feiern dann auch lautstark jedes der drei Tore und die Verkäuferin vom Laden nebenan schaut jedes Mal missbilligend, wenn sie ihre Druckluftfanfare ertönen lassen.
Glücklich und zufrieden fahren wir zurück an den See und stürzen uns ins Wasser. Nach soviel Aufregung müssen wir uns erst mal abkühlen und eine Runde schwimmen.
Auch das Endspiel lassen wir uns nicht entgehen. Schließlich hatten wir sonst noch keine Gelegenheit, so nah an der WM dran zu sein. Am Sonntag Vormittag füllt sich die Sportsbar reichlich mit Touristen und wo die Sympathien liegen, hört man schnell. Der Barmann in seinem Italien-Shirt ist noch nervöser als beim Spiel gegen Deutschland und traut sich beim Elfmeterschießen schon gar nicht mehr hinsehen. Doch als Italien dann gewinnt, ist der Jubel groß und die Freude der anwesenden Fans nicht zu überhören. Auch wir sind froh, dass wir wenigstens noch das Ende der WM mitbekommen haben. Nicht nur die tolle Atmosphäre, auch das hervorragende Essen in der Bar haben dazu beigetragen, dass wir die Spiele richtig genießen konnten.
Dass wir dabei während strahlendem Sonnenschein in einer Bar sitzen, während sich die Leute am See vergnügen, stört uns nicht. Gerade an den Wochenenden ist es ziemlich voll am Lake Powell. Motorboote und Jet-Skis dröhnen den ganzen Tag auf dem Wasser herum, da können wir gerne mal ein paar Stunden darauf verzichten. Unter der Woche ist es da schon ruhiger.
In der ersten Woche am See ist das Wetter sehr heiß, täglich so um die 40° – 42°C im Schatten, aber gleichzeitig bläst am Nachmittag oder frühen Abend ein heftiger Wind durch, der den Sand aufwirbelt. Dann müssen wir für ein oder zwei Stunden Fenster und Türe geschlossen halten, was die Temperatur in der Kabine ebenfalls an die 40°-Marke bringt. Die dunklen Wolken, die manchmal aufziehen und nach Regen aussehen, ziehen regelmäßig vorbei und mit der erhofften Abkühlung wird es nichts.
In der zweiten Woche bleiben die Sandstürme aus, die Temperaturen aber weiterhin über 40°C. Jetzt packen wir unser Kajak aus und erkunden vormittags den See und die kleinen Canyons am gegenüberliegenden Ufer. Nachmittags sitzen wir entweder im Schatten oder kühlen uns beim Schwimmen ab, ansonsten fahren wir nur zwischendurch mit dem Motorrad nach Page zum Einkaufen. Mehr Aktivitäten sind bei der Hitze einfach nicht drin.
Wir planen die Reiseroute für die kommenden Wochen, sie soll uns weiter nach Norden führen. Die Strecke, die wir uns dazu ausgesucht haben und die in der Landkarte als landschaftlich schön ausgewiesen ist, führt oft durch Wald, wird von kleinen Flüssen begleitet und ist aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens angenehm zu befahren. Erst als wir zu den großen Städten rund um Salt Lake City kommen und auf der Interstate fahren, wird es hektisch. Wo die Ausläufer der einen Stadt aufhören, fangen die der nächsten an. Wir fahren eine ganze Weile in dem dichten Verkehrsaufkommen mit und sehen links und rechts nur dicht besiedeltes Land. Als es endlich wieder auf kleinen Nebenstrecken durch Nationalforst geht und Wälder auftauchen, sind wir erleichtert. Die Hitze läßt sich so viel leichter ertragen. Außerdem geht es auf 2300 m hinauf und das trägt ebenfalls zur Abkühlung bei.
Jackson ist der letzte größere Ort vor dem Yellowstone-Nationalpark. Es ist außerdem ein Wintersportort und mit seinen Holzhäusern, Souvenirläden, Geschäften, Restaurants und Hotels eine richtige Touristenhochburg.
Das ist aber kein Nachteil, ganz im Gegenteil. So können wir am Abend noch gemütlich durch die Straßen bummeln und es sind jede Menge Leute zu Fuß unterwegs. Und das ist in USA sonst nicht gerade üblich. Wie alle anderen bewundern auch wir den kleinen Stadtpark mit seinen vier Eingangsbögen aus Elk-Geweihen. In der Gegend gibt es riesige Herden mit tausenden von Tieren, die jährlich ein neues Geweih bekommen. Die abgeworfenen Geweihe werden von den Pfadfindern regelmäßig eingesammelt. Bereits einige Ortschaften vorher sind uns die Geweihe aufgefallen. In Afton wurden sie zum angeblich größten Geweih-Bogen der Welt zusammengestellt, der sich über die Hauptstraße des kleinen Ortes spannt.
Durch den Grand-Teton-Nationalpark geht es für uns weiter zum benachbarten Yellowstone-Nationalpark. Bevor wir irgend etwas anschauen, sichern wir uns erst mal einen Platz auf einem Campingplatz. Das ist momentan das Wichtigste. Während der Urlaubszeit füllen sich die Plätze oft schon am frühen Nachmittag.
Nachdem wir uns eingerichtet haben, lassen wir das Motorrad herunter und fahren als erstes zum “Old Faithful”, dem berühmtesten Geysir im Park.
Er bricht mit schöner Regelmäßigkeit aus und auch wir lassen uns dieses Schauspiel nicht entgehen, obwohl wir es vor Jahren schon gesehen haben. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg sehen wir Bisons und einen Elk mit riesigem Geweih. Nicht nur die Geysire und heißen Quellen des Parks sind es wert dass man ihn besucht. Auch für seine Tierwelt ist der Park bekannt und oft sieht man direkt neben der Straße Bisonherden oder Elkgruppen. Man kann sie schon deshalb nicht verfehlen, weil natürlich die meisten Autofahrer sofort stoppen und sich Staus bilden.
Wir bleiben eine Woche im Park und schauen uns die einzelnen Bereiche an: Blubbernde Schlammlöcher, heiße Quellen mit glasklarem Wasser, von farbigen Algen eingefasste Pools und in verschiedene Höhen ausbrechende Geysire.
Am riesigen Yellowstone-See entlang verlassen wir dann über den Osteingang den Park.
In Cody fallen uns ungewöhnlich viele Polizeiautos auf. Doch als wir dann dann die Motorradgruppen mit “Hells Angels”-Jacken sehen wundert uns nichts mehr. Nicht nur amerikanische Gruppen sind hier, auch deutsche Jungs sind unterwegs. Als wir dann am Morgen bei der Suche nach einem Hot-Spot gerade fündig geworden sind, am Straßenrand parken und Nachrichten im Internet lesen, werden wir von der Polizei kontrolliert. Anwohner hätten angeblich telefonisch gemeldet, dass ein suspekt aussehendes Fahrzeug (= unser Unimog) in der Stadt unterwegs wäre. Der Polizist erklärt uns dass die Einwohner befürchtet hätten aus unserem Fahrzeug heraus würde jemand beobachten und fotografieren, wir also sozusagen ein “Spionagefahrzeug” wären. Warum man dafür ein so auffälliges Fahrzeug wählten sollte, erscheint nur uns unlogisch. Immer wieder haben wir festgestellt dass US-Amerikaner ziemlich befremdet auf alles reagieren was sie nicht kennen und nicht einordnen können. Und einen Unimog kennen eben nur die Wenigsten. Das bezeugen schon die ganzen Fragen, die wir immer wieder gestellt bekommen:
What is that? = Was ist das? What do you use it for? = Wofür nutzt ihr das? Unsere Antwort “Camper” ruft dann meist ein ungläubiges Kopfschütteln hervor und ein “never seen a rig like this before” (= so ein Teil habe ich noch nie gesehen).
Der Polizist in Cody ist sehr nett, nimmt unsere Personalien auf, damit wir als harmlose Touristen registriert sind, falls sich noch einmal jemand wegen unserem ungewöhnlichen Gefährt melden sollte. Wir haben aber sowieso keine Lust mehr zu bleiben und fahren weiter nach South Dakota. Dass so viele Motorradfahrer unterwegs sind, hat nämlich den Grund, dass die Bike-Week in Sturgis bevorsteht. Jedes Jahr Anfang August treffen sich hier eine Woche lang Motorradfahrer, zumeist Harley-Davidson-Fahrer, zum größten Fest der USA. Eine Woche lang wird das 6000-Seelen-Kaff aus seinem Dornröschenschlaf gerissen und von ca. 500.000 Besuchern auf den Kopf gestellt. Dieses Jahr bereits zum 66. Mal. Seit wir 1997 hier waren, hat sich einiges verändert. Die Ausmaße sind noch größer geworden, die Campingplätze verteilen sich rund um den Ort und in der Innenstadt sind noch mehr Straßen gesperrt worden, damit die Fahrer problemlos ihre Motorräder nicht nur parken, sondern sozusagen dem vorbeischlendernden Volk präsentieren können.
Eröffnet wird dieses Jahr die Rallye mit einem ganz besonderen Ereignis. Die Post gibt 4 Sonderbriefmarken mit Harley-Davidson-Motorrädern heraus und diese werden am Montag offiziell vorgestellt. Mit dabei sind die 3 Besitzer der Motorräder (das vierte existiert nicht wirklich, sondern ist eine Computeranimation).
Und danach gehen der Bürgermeister der Stadt und der Gouvernour des Bundesstaates South Dakota mit einem Riesentross Motorräder im Gefolge auf eine Rundfahrt durch die Berge der Black Hills.
Wir bleiben die Woche über in Sturgis und schauen uns an, was so geboten ist. Eine Beschreibung in Worten erübrigt sich, wir lassen lieber die folgenden Bilder für sich selbst sprechen:
Das nächste Fest, das wir uns ansehen, ist ein Powwow bei den Crow-Indianern in Montana. Es hat eine noch längere Tradition und wird bereits zum 88. Mal abgehalten. Nur während den beiden Weltkriegen gab es kein Powwow, ansonsten findet es seit 1905 jährlich statt. Nach einigem Herumfahren finden wir auch die Familie wieder, bei der wir schon 1997 gewesen sind und es ist ein sofortiges gegenseitiges Wiedererkennen, trotz der vergangenen neun Jahre. Natürlich sind die Kinder seitdem erwachsen geworden, aber ansonsten haben wir nicht das Gefühl, dass es tatsächlich bereits neun Jahre sind, die wir nicht hier waren. Alles ist noch sehr vertraut und mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie damals helfen wir wieder mit, das Camp für die Tage des Powwow herzurichten. Den Unimog parken wir wieder neben den Teepees und Peggy ist begeistert davon, wie gut er sich dort macht. Es trägt zum Ansehen einer Familie bei, während des Powwow möglichst viele Gäste zu haben und soviel Besucher wie möglich zu verpflegen.
Interessant ist die täglich stattfindende Parade, bei der es darum geht, einen Preis zu gewinnen. Jede Feder, jeder Anstecker muss an der richtigen Stelle platziert sein und jeden Tag gibt es im Camp solange ein Durcheinander, bis die Kinder endlich hergerichtet sind für die Parade.
Ansonsten ist ein Powwow hauptsächlich ein Tanzwettbewerb, bei dem Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder in verschiedenen Kategorien antreten. Alle sind in traditionelle Kostüme gekleidet und so ist das Ganze natürlich eine farbenfrohe Angelegenheit.
Die Tage vergehen wie im Flug und als wir uns nach einer Woche verabschieden, müssen wir versprechen, nicht wieder neun Jahre bis zum nächsten Treffen vergehen zu lassen.
Wir fahren weiter nach Colorado und besuchen dort den Great Sand Dunes Nationalpark. Den Rocky Mountains vorgelagert befindet sich hier ein großes Dünengebiet mit den höchsten Sanddünen der USA.
Wir besteigen die höchste Düne und haben einen phantastischen Überblick über das Gebiet. Leider kommt am Spätnachmittag ein heftiger Wind auf und bläst den Sand durch die Gegend.
Beim Abstieg bekommen wir die volle Wucht der Sandkörner ab, die wie kleine Nadeln auf der Haut pieksen. Und noch Tage später fällt beim Kämmen Sand aus den Haaren.
Nach einem Abstecher zum Mesa-Verde-Nationalpark fahren wir noch einmal nach Utah.
Dort schauen wir uns noch einmal den Canyonlands-Nationalpark an. Als wir vor zwei Monaten schon mal hier waren, konnten wir wegen des ständig bedeckten Himmels nur wenig filmen. Dieses Mal ist es wesentlich besser und wir bleiben ein paar Tage in der Gegend.
Danach fahren wir zum Valley of the Gods mit eigenartigen Felsformationen ähnlich dem Monument Valley. Hier darf man aber frei herumfahren und campen, weil es nicht zum Indianerreservat gehört.
Zum Monument Valley selbst fahren wir natürlich auch noch.
Schließlich gehört diese aus zahlreichen Cowboyfilmen bzw. der Marlboro-Werbung bekannte Landschaft unbedingt zum Pflichtprogramm eines USA-Reisenden.
Danach ist aber dann endgültig Schluss mit dem Besuch von Nationalparks und -monumenten. Die letzten Tage verbringen wir geruhsam in den Rocky Mountains und besuchen ein paar kleinere Orte. Wir sind hier zwischen 2700 und 2800 m Höhe unterwegs und endlich haben wir es etwas kühler. In der Zeitung lesen wir, dass der vergangenen Sommer in den USA der heißeste ist seit 70 Jahren. Dem können wir nur zustimmen. Seit unserem Aufenthalt hier in den vergangenen vier Monaten bringen wir es wohl kaum auf sieben Regentage. Dagegen können wir die Tage mit Temperaturen von 40 – 45 Grad nicht mehr zählen.
Hier in den Rockies ist jetzt schon Herbst. Die ersten Laubbäume verfärben sich schon gelb und nachts sinken die Temperaturen bis auf den Gefrierpunkt. Tagsüber ist es zwar noch sonnig, aber bereits mit einem leichten kühlen Hauch. Für uns die richtige Einstimmung auf unseren bevorstehenden Deutschlandaufenthalt.
Mitte September geht unser Flug von Denver aus in Richtung Heimat, während wir unseren Unimog bis zum Fortsetzen der Reise privat unterstellen.
In der Zeit, in der wir in Deutschland sein werden, zeigen wir aufgrund der großen Nachfrage in manchen Städten noch einmal die ersten beiden Filme unserer Weltreise und außerdem kommen noch ein paar neue Vortragsorte dazu.