Landkarte Mexiko

Tecate ist ein kleiner, ruhiger Grenzübergang, es kommen nur wenige Fahrzeuge durch und die Zöllner haben ausreichend Zeit für eine Unterhaltung. Dabei sind sie natürlich auch neugierig und wollen wissen, wie der Unimog innen aussieht. Sie lassen sich von Klaus die Inneneinrichtung zeigen und damit hat sich ihre Kontrolle auch schon. Anschließend können wir unsere Einreisepapiere bei der Migración ausstellen lassen und dürfen weiter in die Stadt.

Weltreise Etappe Nordamerika

Die Plaza ist nicht weit entfernt und dort gibt es dann gleich eine Bank, bei der wir Geld ziehen können.  Danach machen wir uns auf den Weg an die Pazifikküste, die wir bei Ensenada erreichen. Etwas südlich davon bleiben wir für ein paar Tage auf einem Campingplatz mit traumhaftem Ausblick aufs Meer.

Weltreise Etappe Nordamerika

Einziger Nachteil ist der Wind, der zeitweise ziemlich heftig bläst. Doch wir haben uns mit Bekannten verabredet, die ebenfalls einige Zeit auf der Baja California verbringen wollen und auf dem Platz hier sind wir gut von der Straße aus zu sehen. Als sie dann ankommen, fahren wir zu einer windgeschützten Stelle direkt in die Nähe des Naturschauspiels “La Bufadora”. Von einer Aussichtsplattform kann man hier beobachten, wie das Meer mir voller Wucht gegen die Felsen prallt und dabei eine riesige Gischtfontäne hochschießt. Besonders am Wochenende ist es hier sehr voll, wenn mexikanische Familien ihren Sonntagsausflug machen.

Weltreise Etappe Nordamerika

Gemeinsam fahren wir dann an die Golfküste und dort auf einer Piste in Richtung Süden. Die Vegetation ist hier mehr als spärlich, die Berge reichen bis ans Meer und die Landschaft ist ziemlich kahl. San Felipe ist noch eine Kleinstadt, Puertecitos nur mehr eine Ansammlung von Häusern mit einem kleinen Lebensmittelladen. Danach kommen nur noch vereinzelt ein paar Häuser, aber dafür findet man herrlich gelegene einsame Buchten, hervorragend geeignet zum Campen. Auch wir richten uns für ein paar Tage an einem hübschen Plätzchen ein und feiern dort gleich mal Sonjas Geburtstag bei Kaffee und selbst gemachtem Kuchen.

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Zu unserer großen Überraschung kommen ein paar Tage später noch mehr Bekannte dazu. Wir hatten ihnen zwar per E-Mail geschrieben, wo wir voraussichtlich stehen würden, aber dann nichts mehr von ihnen gehört.

Weltreise Etappe Nordamerika

Als wir damals im Oktober 2001 nach Südamerika verschifft haben, waren die beiden mit uns an Bord. Und seit damals hatten wir uns nur wenige Male getroffen. Es gibt also einiges zu erzählen und die Zeit vergeht mal wieder wie im Flug. Während die beiden nach einigen Tagen in Richtung Norden weiter fahren, geht es für uns südwärts. Und als wir dann wieder die Teerstraße MEX 1 erreichen, sehen wir endlich auch die riesigen Kakteen, für die die Baja California bekannt ist.

Weltreise Etappe Nordamerika

Über hundert Arten von Kakteen soll es hier geben und einige werden nicht nur riesig, sondern auch sehr alt. Rechts im Bild ist ein Cardón, der für einen Meter Wachstum zwischen 30 und 50 Jahre braucht. Links im Bild ist ein Cirio, der bis zu 20 m hoch werden kann.

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Ein völlig anderes Naturschauspiel findet im Meer statt. Jedes Jahr ziehen Grauwale vom Polarmeer herunter, um in einigen Lagunen vor der Baja California ihre Jungen zur Welt zu bringen. Besonders in der Zeit von Januar bis März gehören deshalb Bootsausflüge zur Walbeobachtung zu den absoluten touristischen Attraktionen. Natürlich wollen auch wir diese riesigen Säugetiere, die vermutlich die älteste Walart überhaupt ist, anschauen. Von der Kleinstadt Guerrero Negro aus buchen wir eine mehrstündige Tour. Der Ort ist auch bekannt für die Salzgewinnung und zuerst werden wir mit einem Bus durch weiß glitzernde Salzflächen gefahren, bis wir den eigentlichen Bootsableger erreichen.

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Jeder bekommt eine Schwimmweste umgeschnallt, man sucht sich einen Platz in dem kleinen Boot und in rasanter Fahrt jagt dann der Bootsführer in die weite Lagune hinaus. Schon bald sehen wir von weitem Wasserfontänen und dunkle Schatten im Meer – die ersten Wale kommen in Sicht. Der Bootsführer weiß natürlich Bescheid und manövriert vorsichtig immer näher, damit wir die Tiere möglichst gut zu sehen bekommen.

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Eine Eigenart der Wale besteht darin, dass sie den Oberkörper senkrecht aus dem Wasser herausstrecken, so als ob sie nachsehen wollten, was über Wasser los st. Dadurch sind sie natürlich leicht zu finden. Sehr vorsichtig fährt der Bootsführer näher an eine Mutter mit Jungem heran und wir können die beiden aus nächster Nähe sehen. Sie tauchen immer wieder unter dem Boot hindurch, um ganz dicht an der anderen Seite wieder aufzutauchen. Das Klicken der Fotoapparate hört gar nicht mehr auf – alle sind völlig aus dem Häuschen. Das Walweibchen ist ein riesiges Tier und ein Vielfaches größer als unser Boot. Für sie wäre es ein leichtes, mit einem Schlag unser kleines Boot zum Kentern zu bringen. Doch Grauwale gelten als friedlich und neugierig, ansonsten wäre es nicht möglich, so dicht an sie heranzukommen.

Wir sind nicht die einzigen, die in der Lagune auf Wal-Beobachtung sind. Im Umkreis sehen wir noch andere Boote. Auch sie dümpeln herum und jedes Boot hat “seinen” Wal, den es umkreist und bei dem es versucht, möglichst lange in dessen Nähe zu bleiben.

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Als unsere beiden sich irgendwann davon machen, gibt der Bootsführer Gas und findet bald wieder neue Wale, denen er folgt. So geht es weiter und weiter. Wir wissen gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollen. Hinter uns hören wir den dumpfen Brummton, wenn einer der Wale eine Wasserfontäne ausbläst, vor uns stecken andere die Köpfe aus dem Wasser. Keiner schaut auf die Uhr, keiner denkt an Essen oder Trinken, alle sind immer nur mit Schauen beschäftigt. Wir wissen gar nicht, wie lange wir schon draußen herumfahren und wie viele Tiere wir schon gesehen haben, bis uns der Ruf des Bootsführers aus unserer Begeisterung reißt – Essenszeit. Er hat gerade jedem ein Essenspaket ausgehändigt, als uns einer der Wale richtiggehend austrickst. Während wir damit beschäftigt sind, unsere belegten Brote auszupacken, taucht ein Wal direkt vor dem Boot auf und streckt seinen Körper ca. 3 – 4 m aus dem Wasser. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn mit offenem Mund anzuschauen. Für den Griff zu Fotoapparat oder Filmkamera ist es zu spät, wenige Sekunden später ist er bereits wieder verschwunden. Nach dem Essen dauert es dann nicht mehr lange, bis wir den Rückweg antreten. Wieder geht es in rasender Geschwindigkeit dahin und nur für einen kurzen Stopp an einer Boje wird die Fahrt noch einmal unterbrochen. Auf der Boje tummeln sich mehrere See-Löwen und auch sie geben ein prima Fotomotiv ab. Damit ist das Ende unseres Ausflugs endgültig da und es geht den selben Weg wieder zurück.

Weltreise Etappe Nordamerika

Über die Halbinsel Baja California verstreut finden sich viele Missionskirchen, die im 17. und 18. Jahrhundert gegründet wurden. In der kleinen Oase San Ignacio machen wir einen Stopp, schauen uns die dortige Missionskirche an und bummeln durch die Dattelplantage. Das üppige Grün steht im krassen Gegensatz zu der üblicherweise staubigen und trockenen Landschaft. Im Dorf ist es so ruhig, dass wir gleich auf der kleinen Plaza mitten im Ort übernachten.

Weltreise Etappe Nordamerika

Nach einem Großeinkauf und zwei weiteren Fahrtagen erreichen wir dann endlich die Bahía Concepción. Entlang dieser wunderschönen Bucht an der Golfküste gibt es mehrere Campingplätze und tolle Strände.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Wir schauen uns alle von Nord nach Süd an und entscheiden uns dann für El Requesón. Eine Sandzunge läuft bis zu einer kleinen Insel hin und auf diesem schmalen Sandstreifen gibt es einen sehr einfachen Campingplatz. Wir sichern uns eine freie “palapa” (Strohhütte), die sowohl Wind- als auch Sonnenschutz ist und verbringen sehr angenehme Badetage. Auch hier treffen wir wieder auf Reisende und bis spät in die Nacht sitzen wir gemeinsam in der kleinen Hütte bei Rotwein und Bier.

Weltreise Etappe Nordamerika

Seit wir auf der Baja sind, hat sich ein gewisser Rhythmus eingestellt: Ein paar Tage am Strand, einige Fahrtage, wieder Strand oder mal ein Ort, wieder Fahrtage usw. Und dazwischen treffen wir so viele Reisende, wie schon lange nicht mehr. Für etwas Abwechslung ist einmal in La Paz gesorgt, als wir mit mehreren Leuten in einer Sportbar das erste Formel 1-Rennen der Saison anschauen. Und ein weiteres Mal in Cabo San Lucas. Die Stadt bietet rein gar nichts Kulturelles, sie ist eine einzige Ansammlung von Hotels, Boutiquen, Restaurants und sehr beliebt bei US-Amerikanern und Kanadiern. In der Marina liegen teure Yachten, die man für Tagesausflüge chartern kann, wenn man nicht gerade auf einem der 6 (!) Golfplätze in der Umgebung ein paar Bälle schlägt.

Weltreise Etappe Nordamerika

Und natürlich herrscht hier ein reges Nachtleben, das wir uns auch anschauen.

Weltreise Etappe Nordamerika - Sonja Nertinger und Klaus Schier

Wir ziehen abends mit Bekannten durch Bars und Kneipen und erleben den Auftakt des “springbreak”. Das sind Semesterferien in Nordamerika und junge Kanadier und Amerikaner fliegen zum Urlaub machen nach Mexiko. Hier bekommen sie nämlich schon mit 18 Jahren Alkohol – und nicht erst mit 21 wie in ihren eigenen Ländern. Das wird weidlich ausgenutzt und uns drängt sich der Vergleich mit Ballermann und Mallorca auf.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Mit Cabo San Lucas ist sozusagen das Ende der Halbinsel erreicht, hier unten treffen die Golfküste und der Pazifik aufeinander. Bei einem Bootsausflug zum Wahrzeichen von Cabo San Lucas – dem Felsbogen El Arco – lassen wir uns, wie die anderen Touristen auch, für eine Weile am Playa del Amor (Strand der Liebe) absetzen. Das hier ist ein sehr beliebter Ausflug und wenn man nicht bereits sehr früh am Morgen ankommt, wimmelt es von den unzähligen Tagesbesuchern. Der Strand an der Pazifikseite ist zwar sehr schön, aber wegen der heftigen Wellen kann man leider nicht schwimmen.

Von nun an geht es wieder nordwärts und wir nehmen unseren üblichen Rhythmus – Fahren, Strand, Fahren – wieder auf.

Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier

Die Karwoche verbringen wir am Tecolote-Strand, außerhalb von La Paz. In der Woche vor Ostern sind Ferien in Mexiko und jeden Tag füllt sich der Strand ein bisschen mehr. Die Mexikaner rücken in Großfamilien an, haben ihren halben Hausstand dabei, bauen richtige Zeltstädte auf und geben ihren jeweiligen Musikgeschmack lauthals zum Besten, indem sie das Autoradio bis zum Anschlag aufdrehen. Das alles spielt sich direkt am Ufer ab, jeder will möglichst nahe ans Wasser.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

In weiser Voraussicht haben wir uns einen Platz in den Sanddünen gesucht und bekommen deshalb keine unmittelbaren Nachbarn. Den unterschiedlichen Musikgeschmack bekommen wir nur aus der Entfernung mit, da stört es uns nicht, wenn die Musikboxen vibrieren.

Weltreise Etappe Nordamerika

Die Osterfeiertage selbst verbringen wir auf einem Campingplatz in La Paz, da ist es wesentlich ruhiger. Es sind noch andere Deutsche auf dem Platz und wir haben ein paar tolle Tage.

Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier

Samstag Abend wird gegrillt, sonntags gibt es Erdbeerkuchen und wir bekommen von Christine sogar ein Nest mit bunt gefärbten Eiern.

Nach den Feiertagen fahren wir weiter nordwärts und bleiben nur noch zwei Tage an einem einsamen Strand.

Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier und Sonja Nertinger

Hier bietet sich mit Einbruch der Dämmerung ein fantastisches Schauspiel. Mit der Flut kommen anscheinend Fischschwärme in die Bucht, denn immer mehr Pelikane kreisen in Ufernähe und stürzen kopfüber ins Wasser auf der Jagd nach Beute. Es müssen Hunderte sein, die sich nach und nach versammeln und es ist ein ständiges Platschen zu hören und sehen. Dem eifrigen Schlucken nach sind sie ziemlich erfolgreich. Am nächsten Abend sehen wir das gleiche Schauspiel noch einmal. Dieses mal kommen noch Fischer in Booten dazu, die inmitten der sich herunterstürzenden Pelikane ihre Netze ins Wasser werfen, um ebenfalls von den Fischschwärmen zu profitieren. Damit kehren wir dem Süden der Baja California endgültig den Rücken.

Weltreise Etappe Nordamerika

Wir fahren auf der MEX1, der Straße, die die Baja California von Nord nach Süd komplett durchzieht. Sie ist zwar durchgehend geteert, aber sehr schmal. Da wird es dann schon knapp, wenn ein Lkw entgegenkommt oder überholt. Klaus hat es sich angewöhnt, den Außenspiegel einzuklappen, denn oft geht es wirklich um Zentimeter. Vor allem, weil uns der linke Rampenspiegel bereits weggefahren worden ist. Wir hatten in Guerrero Negro in einer Parkbucht am Straßenrand geparkt und ein Amerikaner in seinem Wohnmobil hat es geschafft, dass er so knapp an unserem Unimog vorbeifuhr, dass er den Spiegel traf, der daraufhin abbrach. Dabei hätte er genügend Platz gehabt, denn die Straße war in jede Richtung zweispurig. Zum Glück war Klaus gerade im Unimog und als er gleich hupte, hat der Amerikaner gehalten, sich den Schaden angeschaut und auch bezahlt. Den nur mehr aus der Hälfte bestehenden Spiegel tauschte Klaus gegen den rechten aus. Und seitdem ist er natürlich doppelt vorsichtig. Dass es auf der MEX1 immer wieder zu Unfällen kommt, sieht man allein schon an den ganzen Straßenkreuzen, die entlang daran aufgestellt sind.

Weltreise Etappe Nordamerika

Unser nächster Stopp ist erst im Naturschutzgebiet bei Cataviña, bereits im Norden der Baja.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Die Mischung aus großen Felsbrocken und den unterschiedlichsten Kakteen ist faszinierend und wir finden darin einen einsamen, abgelegenen Übernachtungsplatz. Zu Fuß erkunden wir die Gegend, bewundern die viele Meter hohen Kakteen und kommen aus dem Filmen und Fotografieren gar nicht mehr heraus. Das war es dann endgültig mit unserem Aufenthalt auf der Baja California.

In Tecate folgen wir den Schildern zur Grenze und landen in einer langen Autoschlange.

Weltreise Etappe Nordamerika

Rechts von uns ist der berühmte Grenzzaun, mit dem illegale Grenzübertritte verhindert werden sollen. Die Amerikaner bewachen die mexikanische Grenze zwar äußerst scharf, doch irgendwie gelingt es den Leuten immer wieder, nach USA zu kommen. Wie sonst ließe es sich erklären, dass dort nach angeblichen Schätzungen bis zu 12 Millionen Illegale leben sollen?