Landkarte Kanada

Bei unserem Flug nach Vancouver müssen wir in Toronto umsteigen. Hier sind Zoll und Einreiseformalitäten für Kanada zu erledigen. Alles läuft problemlos ab und wir sind froh, dass der Umgangston bei den Beamten hier wesentlich freundlicher und höflicher ist als bei den us-amerikanischen Nachbarn. Hier fühlen wir uns als Touristen auch willkommen und nicht nur notwendigerweise geduldet, wie uns das bei den Einreisen in die USA immer vorgekommen ist.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Wir kommen erst nachts an und bleiben deshalb gleich auf dem Flughafen in Vancouver, obwohl wir natürlich ungeduldig sind in Bezug auf unseren Unimog, den wir einige Monate in einem Wohnmobil-Abstellplatz geparkt haben. Vancouver ist zwar bekannt für milde Winter, aber dafür viel Regen. Deshalb haben wir die Wohnkabine extra mit einer großen Plane abgedeckt, damit ja nichts passiert.

Weltreise Etappe Nordamerika

Schon von der Straße aus können wir sehen, dass die Plane noch unbeschädigt ist und der Unimog genauso dasteht, wie wir ihn verlassen haben. Das Führerhaus ist schnell aufgesperrt und ein kurzer Blick genügt um zu sehen, dass dort alles in Ordnung ist. Danach schneiden wir nur so viele Schnüre durch, dass wir die Plane soweit entfernen können, um die Türe aufmachen und in die Kabine klettern zu können. Erfreut sehen wir auch hier keinerlei Schäden, es riecht nicht mal muffig, denn wir hatten ein Fenster einen Spalt breit auf Lüftung gestellt. Alles ist trocken, nichts beschädigt und es hausen auch keine Tiere im Inneren. Den restlichen Tag verbringen wir mit dem Auspacken des Unimogs und dem Verstauen unseres Gepäcks. Auch der Motor überrascht uns aufs angenehmste, denn bereits beim zweiten Versuch springt er an.

Weltreise Etappe Nordamerika

In den kommenden Tagen stehen noch verschiedene Großeinkäufe an. Außerdem macht Klaus den Kundendienst samt Ölwechsel am Fahrzeug und baut neue Versorgungsbatterien für die Wohnkabine ein. Danach sehen wir uns noch etwas in Vancouver um, gehen mehrmals in den Stanley-Park und in das Aquarium, hauptsächlich wegen den weißen Beluga-Walen, die es dort gibt. Daneben sind aber noch viel mehr interessante Meerestiere zu sehen.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Vor allem zur Dämmerung beeindruckt der Blick vom Stanley-Park auf die beleuchteten Fassaden der Stadt.

Weltreise Etappe Nordamerika

Das Wetter meint es gut mit uns. Fast täglich scheint die Sonne und das macht uns das Eingewöhnen leicht. Der Wetterbericht sagt auch für die nächsten Tage relativ stabiles Wetter und so machen wir uns auf den Weg in Richtung Rocky Mountains.

Weltreise Etappe Nordamerika

Auf den Bergen liegt noch viel Schnee und selbst die Skigebiete sind noch geöffnet.

Weltreise Etappe Nordamerika - Sonja Nertinger
Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier

Wir fahren in Golden mit der Seilbahn hinauf und haben von dort einen traumhaften 360°-Panoramablick auf die Berge.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika - Sonja Nertinger und Klaus Schier

Am nächsten Tag dann das volle Kontrastprogramm. In naturbelassenen Becken sitzen wir im heißen Wasser. Zum Abkühlen tauchen wir in den vorbei fließenden Fluss, dessen eisiges Wasser daran erinnert, dass eben doch noch nicht Sommer ist, obwohl die Temperaturen an diesem Wochenende bereits auf sommerliche 25°C klettern.

Weltreise Etappe Nordamerika

Die weitere Reiseroute ist vom Wetter abhängig und wird unseren Weg in Richtung Norden bestimmen. Da für die Gegend um die Nationalparks Banff und Jasper einigermaßen stabiles Wetter angesagt wird, fahren wir dorthin. Von den Menschenmassen, die hier im Sommer unterwegs sind, ist überhaupt nichts zu sehen. Kein Wunder, es liegt noch viel Schnee und man kann kaum etwas unternehmen. Auch die Campingplätze haben fast alle noch geschlossen und die wenigen, die Wintercamping anbieten, sind nur soweit vom Schnee geräumt, dass man dort parken kann.

Weltreise Etappe Nordamerika

Einzig am Lake Louise sind Touristen unterwegs. Der See ist eine der Hauptattraktionen des Nationalparks und Schilder weisen darauf hin, dass die Parkplätze am See bereits um 10 Uhr morgens voll sein können. Im Moment ist das noch nicht der Fall, obwohl für wochentags und aufgrund des Schnees doch mehr Autos und Ausflugsbusse hier parken, als wir eigentlich erwartet haben. Von der berühmten smaragdgrünen Farbe des Sees ist noch überhaupt nichts zu sehen, er ist komplett zugefroren. Am Rande des Ufers ist eine Fläche zum Schlittschuhlaufen und Eishockeyspielen freigeräumt worden. Auf der dick mit Schnee bedeckten Eisfläche sind Leute auf Langlaufskiern unterwegs und an einer Seite gibt es einen Wanderweg zum See-Ende. Wir machen bei Sonnenschein einen herrlichen Spaziergang mitten über den See und freuen uns über die tolle Winterlandschaft.

Weltreise Etappe Nordamerika - Sonja Nertinger

Am See-Ende ist ein blau gefrorener Wasserfall, den selbst die Sonne noch nicht zum Schmelzen bringt. Nachdem wir dieses Jahr zuhause keinen Winter hatten, ist die Winterlandschaft eine schöne Abwechslung.

Und im Sommer kann ja jeder herkommen, doch wer kann schon von sich behaupten, auf dem Lake Louise gelaufen zu sein?

Leider hält das Wetter nicht, was die Vorhersage versprochen hat. Als wir wieder außerhalb des Nationalparks unterwegs sind, trifft uns ein Wintereinbruch. Es fängt mit ganz leichtem Schneefall an.

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Doch in der halben Stunde, die wir auf einem Rastplatz verbringen, wird das Schneetreiben so dicht, dass wir beim Hinausfahren bereits unsere eigene Spur nicht mehr sehen.

Weltreise Etappe Nordamerika

Auf der Hauptstraße ist alles zugeschneit, Schneeräumer kommen uns entgegen und ein Lkw-Anhänger liegt im Graben.

Weltreise Etappe Nordamerika

Später hören wir dann im Radio, dass der Schneesturm bis in den Süden nach Vancouver gezogen ist und dort – Mitte April – den spätesten Wintereinbruch seit 30 Jahren verursacht hat. Nachts sinken die Temperaturen immer noch auf bis zu -15°C und uns ist klar, dass wir für nördliche Gebiete auf jeden Fall noch zu früh dran sind. Selbst wenn kein Schnee liegt und die Sonne scheint, ist es uns momentan einfach noch zu trostlos. Die Bäume haben noch keine Blätter, die Landschaft ist braun in braun und sieht nur vertrocknet aus. Deshalb beschließen wir, noch einmal nach Vancouver Island zu fahren. Dort ist das Klima milder, wenn auch regenreicher. Aber bereits am Tag der Überfahrt scheint die Sonne und die ersten Tage bleiben auch so schön. In Victoria blühen die Bäume rosa, überall sehen wir bunte Blumen und alles sieht frühlingsmäßig aus. Uns wird bewusst, dass wir eigentlich schon seit vielen Jahren keinen richtigen Frühling mehr erlebt haben.

Was uns wie Frühling vorkommt, ist bei den Kanadiern wohl schon fast Sommer. Anders können wir es uns nicht erklären, dass viele von ihnen bereits in T-Shirt und kurzer Hose herumlaufen, während wir noch warme Fleece-Jacken brauchen. Sobald ein Sonnenstrahl hervorkommt, greifen die Einheimischen zu kurzärmligen Klamotten und Badeschlappen. Aber bei den eisigen Wintertemperaturen, die es hier gibt, sind +15°C wohl schon als “heiß” zu bezeichnen…

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Da wir im vergangenen Sommer nur einen Teil der Insel gesehen haben, machen wir uns jetzt auf den Weg zum berühmten Long Beach. Das ist ein mehrere Kilometer langer Sandstrand mit Unmengen von Treibholz. Es bläst ein kräftiger Wind, doch einigermaßen geschützt sitzen wir zwischen den Stämmen, trinken Kaffee und sehen einer Gruppe Jugendlicher zu, die sich zum Wellenreiten in die Brandung stürzen.

Weltreise Etappe Nordamerika

Danach besuchen wir die beiden kleinen Orte Tofino und Ucluelet.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Auch hier soll es im Sommer von Touristen angeblich nur so wimmeln, doch jetzt ist dahingehend alles ruhig. Und als wir dann im Norden von Vancouver Island sind, ist alles noch viel verschlafener. Selbst als wir letztes Jahr im Sommer hier waren, war kaum was los. Doch um diese Jahreszeit wirken die kleinen Orte geradezu ausgestorben.

In Port McNeill bekommt Klaus die Möglichkeit, mit einem Holzfäller-Lkw mitzufahren.

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Das hätte er gerne schon im vorigen Jahr gemacht, doch da waren die Arbeiter der Holzindustrie monatelang im Streik gewesen. Jetzt lernen wir zufällig einen Lkw-Fahrer kennen und mit ihm fährt Klaus einen ganzen Tag lang mit. Über Waldstraßen geht es zum Abholzgebiet, wo knapp 100 Tonnen Holz auf den Lkw geladen werden. Die bringt der Fahrer dann zurück zur Holzfabrik. Klaus ist total begeistert von dem Erlebnis. Schließlich hat ihm der Fahrer alles gezeigt. Vom Tanken des Lkws über das Abholzen der Bäume bis hin zum Auf- und Abladen der Hölzer.

Weltreise Etappe Nordamerika

Wir sind gleich mehrere Tage in der Gegend um Port McNeill und finden eine Stelle im Wald, wo eine Unmenge von Weißkopfadlern zu sehen ist. 3 Tage lang beobachten wir an einem kleinen Bach die majestätischen Tiere. Sie fliegen direkt über uns hinweg, besetzen die Bäume in der Gegend oder lassen sich auf umgestürzten Bäumen im Wasser nieder.

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Wir können uns gar nicht satt sehen und sind stundenlang mit Filmen und Fotografieren beschäftigt.

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Die Schwarzbären sind bereits aus ihrer Winterruhe erwacht und bei der Weiterfahrt in den Norden sehen wir gleich mehrere am Straßenrand grasen. Auch eine Bärin mir ihren zwei Jungen ist darunter, aber die fürsorgliche Mutter sorgt dafür, dass die Kleinen der Straße ja nicht zu nahe kommen und sich nur am Waldrand aufhalten. Dort spielen sie im Schutz der Büsche herum.

Als wir dieses Mal in Port Hardy sind, sieht alles noch viel verlassener aus als im vergangenen Jahr. Vor der Saison ist es zwar angenehm, weil dann wirklich kaum Touristen unterwegs sind, aber dafür hat noch einiges geschlossen. Selbst die Touristeninformationen öffnen oft am Wochenende gar nicht.

Weltreise Etappe Nordamerika

Wir machen noch einen Abstecher zu dem weit abseits liegenden Dorf Holberg. Eine Schotterpiste führt einsam durch den Wald und wird hauptsächlich von den Holzfäller-Lkws genutzt. Und damit die Touristen auch ja vorsichtig sind bei der Fahrt, hat man dieses Fahrzeug mit dem herab gefallenen Holzstamm als Warnung liegen gelassen. Wir haben ein ganz anderes Problem, als wir auf den Supermarkt-Parkplatz in Port Hardy einbiegen. Beim Aussteigen hören wir es von hinten zischen. Eine Reifenpanne. Die für ihre spitzen Steine berühmte Holbergroad hat das verursacht. Unsere beiden Reifen auf der Hinterachse sind schon fast am Ende mit ihrem Profil und da hatte ein Stein leichtes Spiel. Schnell richten wir alles für den Reifenwechsel her, denn es ziehen verdächtig dunkle Wolken auf. Bei den Einheimischen sorgt unsere Panne für etwas Abwechslung. Nur so ist es zu erklären, dass wir ständig Gesprächspartner und interessierte Zuschauer um uns herum haben. Aber sie wollen uns nur helfen und ein – deutschsprachiger – Taxifahrer gibt uns sogar die Telefonnummer des Reifenreparatur-Notdiensts in der Nachbarstadt. Aber wir haben schon genügend Erfahrung beim Reifenwechsel und sind so schnell, dass wir es gerade noch vor dem einsetzenden Regenschauer schaffen.

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Damit geht unser Aufenthalt in Vancouver Island schon fast zu Ende. Wir fahren zurück in Richtung Süden, setzten dieses Mal aber bereits von Nanaimo aus nach Vancouver über. Damit sparen wir uns nicht nur die Fahrerei bis hinunter, sondern das Übersetzen mit der Fähre ist erstaunlicherweise von hier sogar noch billiger.

In Vancouver halten wir uns nicht mehr auf, sondern machen uns – so hoffen wir – endgültig auf den Weg in Richtung Norden. Schon mehrmals sind wir die Strecke bis Williams Lake gefahren und da sie nicht gerade sehr interessant ist, sind wir froh, als wir dort ankommen. Seit unserem letzten Aufenthalt vor einem Monat hat sich einiges getan in Sachen Wetter. Die Seen sind inzwischen aufgetaut, die Obstbäume blühen in den unterschiedlichsten Rosatönen und endlich sieht die Landschaft nicht mehr nur braun aus. Fast alle Bäume haben inzwischen hellgrüne Blätter und zusammen mit dem Sonnenschein hebt das unsere Laune ganz erheblich.

Es sind mal wieder mehrere Fahrtage angesagt, bis wir endlich Dawson Creek erreichen. Die Stadt wäre normalerweise weiter keinen Aufenthalt wert, so trostlos und verschlafen sieht sie aus. Aber hier ist schließlich der Beginn des berühmten Alaska-Highways. Die Stadt lebt nur von diesem 0-Marker, der unübersehbar mitten in der Stadt steht.

Weltreise Etappe Nordamerika
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Nicht weit davon steht das einzig schöne Gebäude der Stadt – das Alaska-Hotel. Wir sehen uns in einem Museum einen Film über die Entstehungsgeschichte des Alaska-Highways an. Diese Straße ist vor allem deshalb so berühmt, weil sie von den US-Soldaten im Jahr 1942 innerhalb eines halben Jahres unter enorm schwierigen Verhältnissen eingerichtet worden ist. Anlass war eigentlich die Bombardierung Pearl Harbours durch die Japaner. Damit wurde den Amerikanern bewusst, dass Alaska ebenfalls gefährdet war. Deshalb wollte man unbedingt eine Landverbindung über Kanada nach Alaska schaffen. Bis dahin hatte es nur Flugverbindungen gegeben. Der Film zeigt mit Originalaufnahmen das Leben der Arbeiter und berichtet von den Problemen beim Straßenbau. Von dem unerwartet matschigen Untergrund, den unzähligen Moskitos im Sommer, den eisigen Temperaturen im Winter. Interviews mit einigen der damaligen Soldaten ergänzen das Ganze und verschaffen einen guten Einblick von den damaligen Lebensumständen.

Weltreise Etappe Nordamerika
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Ansonsten gibt es wirklich nichts weiter zu sehen und nachdem wir die unbedingt notwendigen Souvenirfotos haben, geht es auch für uns auf dem Alaska-Highway gen Norden.

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Gleich wenige Kilometer hinter der Stadt machen wir einen Abstecher auf den alten Alaska-Highway und überqueren die Holzbrücke über den Kiskatinaw-Fluss. Der ehemalige Verlauf des Alaska-Highways wurde seit seiner Anfangszeit an mehreren Stellen verlegt und ist zwischenzeitlich vollständig geteert. Trotzdem kann man immer noch T-Shirts und Aufkleber mit tollen Sprüchen im Sinne von “Ich befuhr den Alcan (Alaska-Canada-Highway) und überlebte” kaufen. Dabei ist gerade die Fahrt die erste Zeit eher langweilig und führt bis Fort St. John hauptsächlich durch landwirtschaftliche Nutzflächen. In Fort St. John bekommen wir dann endlich Reifen, die wir in Vancouver bestellt haben. Wir lassen sie gleich beim Reifenhändler montieren und überlassen die Arbeit lieber den Jungs.

Weltreise Etappe Nordamerika
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Danach geht es weiter durch Wald und nur die wechselnde Aussicht, mal auf Wald, mal auf schneebedeckte Berge, bietet etwas Abwechslung.

Weltreise Etappe Nordamerika
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Auf dem höchsten Punkt des Alaska-Highway, dem Summit Pass auf 1295 m, ist der See größtenteils noch zugefroren – wir haben jetzt Ende Mai. Und in den Wäldern und entlang an den Flüssen sehen wir immer noch Schneereste. Da wundern wir uns nicht, dass einige der Campingplätze und Rasthäuser noch geschlossen sind. Die Saison hier ist wirklich nicht sehr lang. Dabei sind schon etliche Wohnmobile unterwegs. Sie machen den meisten Verkehr aus.

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Verkehrsschilder warnen immer wieder vor Tieren auf der Straße und tatsächlich sehen wir täglich Schwarzbären. Zwischen dem Summit Pass und dem grün gefärbten Muncho See sehen wir dann unzählige Dallschafe und kurz vor Liard River noch mehrere Bisons. Seelenruhig grasen die riesigen Tiere direkt neben der Straße und lassen sich auch nicht von den ganzen Touristen stören, die natürlich alle für ein Foto anhalten müssen.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Eigentlich wollten wir nur eine Nacht bleiben, doch dann gefällt es uns in den heißen Quellen von Liard Hot Springs so gut, dass wir gleich noch einen Tag dran hängen.

Weltreise Etappe Nordamerika

Die heißen Quellen sind wirklich die absolut heißesten, in denen wir jemals waren. Wo sie entspringen, haben sie – lt. Angaben – 53°C. Und als wir in der Nähe der Quelle ins Wasser gehen wollen, haben wir das Gefühl zu verbrennen. Kein Wunder, dass sich die meisten Leute einen Platz weiter entfernt suchen. Nur wo sich unterirdische kühle Strömungen mit dem heißen Wasser mischen, kann man längere Zeit drin bleiben.

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Am nächsten Tag erreichen wir dann das Yukon Territorium. Unser erster Weg führt uns nach Watson Lake. Eigentlich ein verschlafener, kleiner Ort, in dem niemand halten würde, wenn beim Bau des Alaska-Highways 1942 nicht ein Soldat aus Illinois ein Schild seines Heimatortes aufgehängt hätte. Er hat sich sicher nicht träumen lassen, dass er damit einen riesigen Boom auslösen würde, denn seitdem nagelt fast jeder Reisende, der hier vorbeikommt, ein Schild an einen der zahlreich aufgestellten Pfosten.

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Auch wir haben dort, bei unserer Nordamerikareise im Juli 1996, erstmals ein Schild unserer Heimatgemeinde Merching aufgehängt. Das hatten wir uns vor unserer Abreise – ganz offiziell – von der damaligen Bürgermeisterin Brigitte Meyer ausgehändigt bekommen. Auch dieses Mal hat sie uns ein extra angefertigtes Merching-Schild mitgegeben.

Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier und Sonja Nertinger mit Schild Gemeinde Merching

Natürlich waren wir schon sehr gespannt, ob wir unser altes Schild wieder finden würden. An der Stelle, wo wir es damals aufgehängt hatten, ist es jedenfalls nicht mehr. Das sehen wir sofort beim Vorbei fahren. Doch nur wenige Meter entfernt hängt es, ganz oben, und unübersehbar. Wir sind hellauf begeistert und freuen uns riesig, dass es noch immer da ist.

Weltreise Etappe Nordamerika - Sonja Nertinger

12 Jahre sind seitdem vergangen und viele tausend Kilometer haben wir auf den dazwischen liegenden Jahren  und Reisen hinter uns gebracht. Wirklich ein merkwürdiges Gefühl, nach so langer Zeit wieder hier zu sein.

Auch ein Kennzeichen unseres damaligen Unimogs hatten wir damals aufgehängt und das finden wir an anderer Stelle nach langem Suchen wieder. Dass die Schilder inzwischen ganz woanders hängen hat verschiedene Ursachen. Einige der alten Holzpfosten wurden morsch und sind umgefallen. Und die erste Reihe der Pfosten ist sogar mal von einem amerikanisches Wohnmobil beim Rückwärtsfahren gerammt worden. Deshalb hat man die Schilder einfach an andere freie Stellen angenagelt.

Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier mit Schild Gemeinde Merching

An die 60.000 Schilder sollen momentan dort hängen und beim Herumlaufen sehen wir auch welche aus unserer Umgebung: Augsburg, Königsbrunn, Friedberg, Mering-St. Afra, München, Winkl.

Wir finden einen schönen Platz für unserer neues Merching-Schild und darunter nageln wir gleich noch die alten Wanderstiefel von Klaus. Die hatte er bei unserer ersten Nordamerikareise dabei und seit Jahren, seit sie ausgelatscht und durch neue ersetzt worden sind, schleppen wir sie durch die Welt, um sie hier zu verewigen.

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Danach setzen wir unseren Weg auf dem Alaska-Highway fort. Dabei treffen wir unterwegs gleich mehrmals einen Oldtimer. Die beiden Männer sind ebenfalls auf dem Weg nach Alaska und sie erzählen uns, dass sie vor allem deswegen so langsam Vorankommen, weil sie bei jedem Stopp von Menschen umringt sind und immer wieder Fragen beantworten müssen. Ansonsten flitzen die beiden flott dahin. Als wir eine Weile hinter ihnen herfahren, messen wir fast 80 km/h.

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Es geht nach Whitehorse. Unseren Aufenthalt in der größten Stadt des Yukon Territoriums wollen wir hauptsächlich dafür nutzen, unsere Vorräte für die Fahrt in den wenig besiedelten Norden Kanadas aufzufüllen. Doch dann trifft es sich gut, dass wir Internet-Empfang haben und so können wir gleich noch das Fußballspiel Deutschland-Polen sehen.

Klaus besichtigt außerdem die SS Klondike, einen restaurierten Raddampfer, der früher auf dem Yukon gefahren ist.

Weltreise Etappe Nordamerika
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Außerdem treffen wir Reisebekannte vom vergangenen Jahr wieder. Mit Christine und Jürgen verbringen wir dann mal wieder einige sehr schöne Tage. Gemeinsam fahren wir nach Dawson City, der berühmten Stadt aus der Zeit des Goldrausches.

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Dawson City liegt am Zusammenfluss von Klondike und Yukon und hier begann 1896 der so genannte Klondike Goldrush. Bis zu 30.000 Einwohner hatte die Stadt in ihrer Blütezeit. Jetzt sind es höchstens noch 2000, wobei ein Teil der Leute nur im Sommer hier lebt und den Winter lieber in einer wärmeren Gegend verbringt. Die Stadt ist ein wichtiger Touristenanziehungspunkt und vermarktet sich sehr gut.

Alte Holzhäuser, erhöhte hölzerne Fußwege und ungeteerte Straßen im Innenbereich vermitteln eine gute Vorstellung davon, wie es hier zur Zeit der Goldsucher ausgesehen hat.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Nicht nur das Wetter meint es gut mit uns, sondern auch Christine. Sie kann super kochen und lädt uns zu ihrem berühmten Sauerbraten mit Knödel und Blaukraut ein.

Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier und Sonja Nertinger

Auf einem Picknickplatz am Ufer des Yukon-Flusses lassen wir uns dieses typisch deutsche Essen schmecken, bevor wir uns in das hiesige Nachtleben stürzen. Wobei “Nacht” ein unpassender Ausdruck ist. Bis auf eine kurze Dämmerphase wird es hier im Norden kaum mehr dunkel. Und als wir um Mitternacht aus der Kneipe kommen, brauchen wir noch Sonnenbrillen!

Weltreise Etappe Nordamerika

Wir sehen uns natürlich das berühmte Spielkasino “Diamond Tooth Gertie`s” an und dort vor allem die Can-Can-Shows, die sehr witzig sind.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Glücklicherweise finden wir dann auch eine Bar, die bereits morgens öffnet, so dass wir uns das nächste EM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen Kroatien anschauen können. Weniger glücklich sind wir natürlich über die Niederlage.

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Vom nächsten Spiel gegen Österreich erfahren wir nur das Ergebnis, denn wir sind bereits unterwegs auf dem Dempster Highway in Richtung Nord-West-Territorium. Erstaunlicherweise bringt ein kanadischer Radiosender hier sogar täglich die Ergebnisse der Euro 2008 und so sind wir dann einigermaßen auf dem Laufenden.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Der Dempster Highway zweigt östlich von Dawson City ab und die Schotterpiste führt auf 740 km durch fast völlige Einsamkeit in den Norden Kanadas.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Berglandschaften, Tundra und Wald bilden eine ständig wechselnde Kulisse. Wir lassen uns für die Fahrt dreieinhalb Tage Zeit und filmen und fotografieren ausgiebig.

Weltreise Etappe Nordamerika

Tiere bekommen wir allerdings nur wenige zu sehen. Einzig Dallschafe sehen wir beim Weg in den Norden. Dafür umso mehr Moskitos. Tagsüber geht es ja noch, aber ab dem frühen Abend umschwirren sie uns penetrant. Sobald wir am Abend parken, belagern sie alle Fenster und wir können den Unimog kaum mehr verlassen. Selbst wenn wir uns einsprühen, macht es keinen Spaß, vor die Tür zu gehen und so verbringen wir die meiste Zeit im Fahrzeug, obwohl die lauen und hellen Nächte eigentlich mehr dafür geeignet wären, draußen zu sitzen. Trotz Netzen kommen die lästigen Blutsauger irgendwie ins Innere und wir verbringen viel Zeit mit der Jagd darauf und dem Abwischen der dicken Blutspuren, wenn wir sie voll gesaugt erwischen.

Weltreise Etappe Nordamerika - Klaus Schier und Sonja Nertinger

Wir überqueren auf der Fahrt den Polarkreis, für uns nicht das erste Mal. Wir sind über diese imaginäre Linie bereits in Norwegen, Schweden, Finnland und Alaska gefahren.

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Bald darauf erreichen wir die Grenze zu den Nordwest-Territorien. Von hier sind es dann noch 270 Kilometer bis zum Ende des Dempster Highways in Inuvik.

Weltreise Etappe Nordamerika

Es ist die nördlichste Stadt Kanadas, die man mit dem eigenen Fahrzeug erreichen kann. Für uns ist Inuvik auch der nördlichste Punkt unserer Reise. Während mehrerer Wochen geht hier die Sonne im Sommer nicht unter und seit wir den Polarkreis überquert haben, zeigt unser GPS deshalb auch keine Daten mehr an.

Weltreise Etappe Nordamerika

Aufgrund des ständigen Winds und der kühleren Temperaturen in Inuvik haben wir auch endlich mal ein paar Tage Ruhe vor den Moskitos. Wir richten uns auf dem Campingplatz ein paar Tage häuslich ein, schauen uns das wichtige Spiel Portugal – Deutschland an und treffen andere Reisebekannte wieder.

Weltreise Etappe Nordamerika

In Inuvik selbst gibt es nur wenig Interessantes zu sehen. Das Wichtigste ist die so genannte Iglu-Kirche. Wir machen dort eine Führung mit und lassen uns alles erklären.

Weltreise Etappe Nordamerika
Weltreise Etappe Nordamerika

Der längste Tag des Jahres am 21. Juni wird bei den Ureinwohnern Kanadas als “Aboriginal-Day” gefeiert. In Inuvik gibt es dazu zwar einen Veranstaltungskalender für die ganzen Ereignisse, die stattfinden sollen, aber die Dame im Besucherzentrum – selbst eine Ureinwohnerin – erklärt gleich dazu, dass man das Ganze mehr als Hinweis darauf verstehen soll, was geplant ist. Ob es dann tatsächlich stattfindet und auch noch zu der angegebenen Uhrzeit sei dahingestellt.

Von der angekündigten Parade erwarten wir uns dann auch nicht allzu viel, aber etwas mehr als das Feuerwehrfahrzeug, die Polizei, zwei in schickes rot gekleidete Polizisten und ein Fahrzeug mit winkenden Kindern hätten wir dann doch erwartet. Die Parade findet zwar pünktlich statt, ist aber so schnell an uns vorbei, dass wir es gar nicht glauben können. Am Nachmittag gehen wir dann in den Park, wo ein Podium für die Veranstaltungen aufgebaut ist. Es werden viele Reden gehalten, Schulabschluss-Urkunden für die Kinder verteilt und dann gibt es ein großes Büffet. Jeder, der will, darf sich dort kostenlos mit Essen versorgen. Neben geräucherten Fischen wird auch “Muskrat” angeboten. Das sieht etwas merkwürdig aus und es dauert eine Weile, bis wir herausfinden, dass es geräucherte Bisamratte ist. Die Tierchen sehen ziemlich schwarz aus, es sind mehr Knochen als Fleisch dran und die Leute reißen sich nicht gerade drum. Zufällig erfahren wir von einer jungen Frau, dass sie und ihr 80jähriger Vater die Bisamratten gefangen haben – 107 Stück. Und sie ist etwas enttäuscht, dass sie sich soviel Arbeit gemacht hat und dann noch so viel davon übrig bleibt.

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Eigentlich sind auch traditionelle Spiele und Wettkämpfe angesagt, doch darauf warten wir vergebens und die angekündigten Tänze werden auf spätabends verschoben. Der Tag ist extrem heiß und nach dem Essen gehen alle für eine Pause heim, um sich auszuruhen. Erst nach 20 Uhr geht es weiter und dann finden auch die Tänze statt. In traditionellen Kostümen treten Musiker und Tänzer auf, genauso, wie wir uns Eskimos vorstellen.

Am nächsten Tag machen wir uns dann auf den Rückweg. Zwei Mal muss man auf dem Dempster Highway eine Fähre nehmen – jedes Mal kostenlos. Auf einer der Fähren spricht uns Mann auf deutsch an, er kommt aus der Gegend um Hamburg und arbeitet den Sommer über auf der Fähre als Fahrzeugeinweiser. Den Winter dagegen verbringt er in Mexiko. Eine gute Alternative, wenn man die eisigen Temperaturen bedenkt, die hier oben in der kalten Jahreszeit herrschen.

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Gleich mehrere Reisende, die alle auf dem Camping in Inuvik waren, sind auf dem Weg nach Süden und so überholen wir uns gegenseitig immer wieder in den nächsten zwei Tagen.

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Auch in Dawson City treffen wir uns wieder mit anderen und in der Bar des Westminster Hotel treffen wir uns zum Fußball schauen. Und als das Endspiel Deutschland – Spanien feststeht, können wir natürlich noch nicht weiterfahren. Das müssen wir unbedingt sehen, wenn wir schon mal so eine super Gelegenheit dazu haben.

Weltreise Etappe Nordamerika - Sonja Nertinger und Klaus Schier

Doch unsere ganze Unterstützung – einschließlich Deutschlandfahne – hilft nichts. Klaus verliert sogar seine Wette mit 20 Dollar gegen den englischen Besitzer des Hotels, die er auf einen Sieg der Deutschen gesetzt hat. Immerhin wird die deutsche Mannschaft Vize-Europameister – und wir hatten viel Spaß in der urigen Kneipe.

Weltreise Etappe Nordamerika
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In den nächsten Tagen sehen wir uns noch etwas in der Umgebung von Dawson City um, wo immer noch nach Gold geschürft wird. Wir lernen einen Goldgräber kennen und er nimmt uns auf seinen Claim mit. Dort zeigt er uns den ganzen Arbeitsablauf, bis er am Ende dann tatsächlich das Gold in Händen hat. Die Methoden haben sich im Laufe der Jahrzehnte nicht groß geändert. Die Maschinen sehen zwar moderner aus, aber das Prinzip ist immer noch das gleiche. Nur dass man sich heutzutage viel besser gegen die Umwelteinflüsse wie Kälte oder Hitze und vor allem gegen die Unmengen von Moskitos schützen kann.

Wir probieren es natürlich auch an dem Touristen-Claim, aber bei den Tausenden von Besuchern im Laufe der Jahre ist sicher nichts mehr im Bach drin. Und bei der Arbeit mit der Goldpfanne, wenn man in dem eiskalten Bach steht, kann man sich gut vorstellen, wie anstrengend und mühsam es war, wenn die Goldsucher vor Hundert Jahren versucht haben, auf diese Weise ihr Glück zu machen.

Anfang Juli verlassen wir dann Dawson City endgültig. Wir setzen mit der Fähre über den Yukon und fahren auf dem Top-of-the-World-Highway nach Alaska.