Wie immer sind wir die einzigen Touristen mit einem Wohnmobil. Ansonsten sind nur Pkws an der Grenze mit einheimischen Kennzeichen oder aus den Nachbarländern wie Saudi-Arabien und Oman. An der Einfahrt in den Grenzbereich gibt es kleine Häuschen, in denen der Pass angeschaut wird. Und da drin sitzt, zu unserer Überraschung, eine junge emiratische Frau. Bisher hatten wir noch an keiner anderen Grenze eine weibliche Beamtin gesehen. Sie ist begeistert von unserem Fahrzeug und weist uns den Weg zur Einreisehalle, wo wir Papierkram für die Einreise erledigen.
Danach fahren wir durch einen Scanner, es erfolgt eine freundliche und oberflächliche Kontrolle des Unimogs und nach knapp einer Stunde dürfen wir in die Vereinigten Arabischen Emirate einreisen. Unser Ziel ist Dubai.
Die Straßenbreite nimmt immer mehr zu, je näher wir der Stadt kommen und auf einer 16-spurigen Stadtautobahn (acht Spuren in jede Richtung) fahren wir an modernen Wolkenkratzern und Neubauten vorbei. Die Stadt ist viel größer, als wir angenommen haben und zieht sich über viele Kilometer Länge hin. Wir finden einen geeigneten Standplatz am öffentlichen Strand, in unmittelbarer Nachbarschaft des berühmten Burj Al Arab. Dass sich dieser Stellplatz als Top-Adresse herausstellt, merken wir in den nächsten Tagen. Tagsüber kommen viele Touristen her, um den berühmten Hotelturm mit dem weißen Strand davor zu fotografieren. Außerdem können wir den “Scheichs” beim Schaufahren mit ihren Maseratis, Porsches und Ferraris zuschauen.
Und an Silvester haben wir das großartige Feuerwerk direkt vor unserer Haustür.
Für die kommenden Tage nehmen wir uns einen Leihwagen, mit dem wir dann die Stadt Dubai und Umgebung erkunden.
600 Kilometer fahren wir damit herum, schauen uns die Innenstadt genauso an wie die künstlich aufgeschüttete Insel Palm Jumeirah mit dem Luxushotel Atlantis.
Natürlich darf der Burj Khalifa nicht fehlen, das höchste Gebäude der Welt mit über 800 m Höhe.
Nachts sind wir dann in den riesigen Einkaufszentren unterwegs. Jedes bietet neben den diversen Geschäften einen anderen Anreiz. In der Ibn Battuta Mall sind es die unterschiedlich gestalteten Themenbereiche, in der Mall of the Emirates eine künstliche Ski-Halle und in der Dubai-Mall ein begehbares Aquarium.
In der Dubai Mall gibt es außerdem ab der Dämmerung alle halbe Stunde ein gigantisches Wasserspiel in einer künstlichen Lagune.
Wenn wir dann nachts irgendwann wieder zurück zu unserem Standplatz kommen, ist es dort richtig ruhig und wir fühlen uns auch sicher. Außerdem können wir von hier aus dem Farbenspiel zusehen, dass sich am Burj Al Arab nachts bietet, wenn der Turm die Farbe wechselt.
Wer es sich leisten kann, kann sich hier sogar mit dem Hubschrauber einfliegen lassen und landet dann auf dem Dach. Von dort geht es dann gleich ins exklusive Restaurant mit bestem Rundblick.
Das Wetter ist jeden Tag herrlich und das Wasser warm genug zum Schwimmen. So erholen wir uns zwischendurch immer wieder am weißen Strand.
Eine weitere Sehenswürdigkeit in Dubai ist der Creek. Auf dem Fluss herrscht geschäftiges Bootstreiben. Mit kleinen Wassertaxis kann man von einem Ufer zum anderen übersetzen, mit großen Holzbooten Rundfahrten machen.
Und an der Uferseite der Altstadt liegen Dhaus (Holzboote), die zwischen den Emiraten und zum Beispiel dem Iran verkehren und alle Güter transportieren, die man sich nur vorstellen kann. Und das Ganze offiziell ohne Zoll.
In diesem quirligen Treiben verbringen wir ein paar Tage mit Filmen und Fotografieren.
Nach 12 Tagen Dubai geht es für uns weiter durch die Emirate zu ruhigeren Stellen. Doch für uns steht fest, dass wir sicher noch einmal in die Stadt zurückkommen.
Wir machen einen Ausflug an die Ostküste, der zu einer sehr interessanten Abwechslung wird. In den Städten Khor Fakkan (im Emirat Sharjah) und in Fujairah (im gleichnamigen Emirat) sehen wir Fischern zu, die direkt von den Stränden aus arbeiten. Mit kleinen Booten werden die Netze ausgebracht. Zum Einholen der Netze dagegen setzt man Toyota Landcruiser ein.
Eine sehr schwere körperliche Arbeit, die früher von Menschen gemacht wurde und wozu viele Arbeitskräfte nötig waren. Heutzutage stehen die Fischer am Ufer, wickeln Seile ums Netz und diese Seile ziehen dann die Toyota-Fahrer mit ihren Autos an Land.
Die Ausbeute der Netze besteht hauptsächlich aus kleinen Schwarmfischen, nur selten sehen wir ein paar größere Fische.
Große Fische fangen vor allem die Fischer, die mit ihren Booten aufs Meer hinaus fahren. Vor der Fischhalle in Khor Fakkan können wir dann zusehen, wie der Tagesertrag eines Fischers an Großhändler versteigert wird. Ein Teil davon wird dann wiederum in die Markthalle gebracht. Dort können dann die Endverbraucher den Fisch kaufen, ihn schuppen, ausnehmen und zerkleinern lassen oder ihn sich im Restaurant nebenan auch gleich noch braten lassen.
Zufälligerweise treffen wir hier auch Bekannte von uns, Bärbel und Bernd, die ebenfalls auf der Arabischen Halbinsel unterwegs sind. Wir haben uns zuletzt vor ein paar Monaten gesehen und so gibt es natürlich tagelang was zu erzählen.
Im Reiseführer haben wir von den Bullenkämpfen in Fujairah gelesen. Deshalb haben wir es so gelegt, dass wir dort am Wochenende sind, wenn diese Kämpfe stattfinden. Am Stadtrand, zwischen zwei Straßen, liegt der Kampfplatz. Er besteht lediglich aus einem umzäunten Areal und ab vier Uhr nachmittags fahren immer mehr Autos vor. Es gibt keine Sitzränge und keine Tribüne, weshalb etliche Zuschauer mit den Autos direkt am Zaun parken, damit sie nicht aussteigen müssen.
Andere wiederum wollen direkt neben dem Kampfgeschehen sein und bringen Stühle und Teppiche mit in die Kampfbahn, wo sie es sich gemütlich machen.
Der Stierkampf in Fujairah ist im großen und ganzen eine unblutige Angelegenheit, denn hier kämpfen zwei Bullen gegeneinander. Und das Kräftemessen zwischen den beiden Tieren dauert meist nicht lange. Sobald einer einen Schritt ausweicht, ist der Kampf vorüber – so lautet angeblich die Regel. Doch selbst als wir bei Einbruch der Dämmerung alle Kämpfe gesehen haben, ist uns eigentlich nie so klar gewesen, wer jetzt der Sieger war. Lediglich wenn wir sahen, dass einer der Besitzer mit überaus stolz geschwellter Brust sein Tier nach dem Kampf aus der Arena geführt hat, konnten wir davon ausgehen, dass sein Bulle gewonnen hatte.
Die Kämpfe dauern nicht lange, werden aber immer von einem Kommentator begleitet, der sich oftmals so laut und heftig engagiert, dass man denken könnte, der Gewinner würde Unsummen an Preisgelder einheimsen. Dem ist aber überhaupt nicht so. Es wird nicht gewettet und der Sieger bekommt ebenfalls nichts. Ein Kampfgewinn soll lediglich das Image eines Tieres aufpolieren und seinen Wert bei einem späteren Verkauf steigern. Das Ganze ist demnach ein eher unterhaltsames Spektakel und relativ harmloses Wochenendvergnügen.
Vor allem wenn einer der Bullen ausbricht und wild geworden in der Arena herumrast, kommt Stimmung auf. Dann springen die innen sitzenden Zuschauer davon und bringen sich in Sicherheit, während die Außenstehenden sich amüsieren. Immer aber springen junge Männer herbei, die sofort versuchen, das Tier wieder zu bändigen. Manchmal braucht es gleich ein halbes Dutzend von ihnen, um den Bullen mit einem Seil einzufangen.
Mit Einbruch der Dämmerung gehen die Kämpfe zu Ende und innerhalb weniger Minuten liegt der Platz so verlassen da, als ob hier nie etwas gewesen wäre.
Wir fahren noch ein Stück gen Norden und erreichen die Kleinstadt Dibba. Die Stadt ist geteilt, ein Teil gehört zum Oman ein anderer zu den Emiraten. An einem Kontrollposten müssen wir lediglich die Pässe vorzeigen, ein extra Visum brauchen wir nicht für den Besuch Dibbas. Hier bleiben wir noch ein paar Tage. Allerdings wird das Wetter zusehends schlechter und ein Ausflug in die Hajar-Berge fällt in Wasser – im wahrsten Sinn des Wortes. Weil es in Dibba zu regnen beginnt, können wir nicht durch ein Wadi (ausgetrocknetes Flussbett) fahren. Deshalb fahren wir zurück nach Dubai. Doch auch dort ist es ungewöhnlich kühl. Und es regnet sogar einen ganzen Tag lang. Das sei schon seit zwei Jahren nicht mehr vorgekommen, versichern uns Einheimische. Normalerweise würde es höchstens mal ein paar Stunden regnen.
Am Strand treffen wir gleich mehrere Reisende. Und an einem Abend werden wir von einem Einheimischen zum Essen eingeladen. Achmed besteht darauf, für uns alle am Abend ein Picknick zu veranstalten und bringt uns dazu große Platten mit Essen mit.
Wir nehmen uns erneut einen Leihwagen und kurven damit in der näheren und weiteren Umgebung Dubais herum. Hier gibt es soviel zu sehen, dass wir allein schon dafür den 30-Tage-Zeitraum des Visums verbrauchen könnten.
Viel zu schnell vergeht die Zeit und Ende Januar müssen wir dann die Vereinigten Arabischen Emirate verlassen. Wir reisen in den Oman ein.