Das Visum haben wir ja bereits, deshalb bekommen wir lediglich einen Einreisestempel, schließen die notwendige Autoversicherung ab und bekommen ein Fahrzeugpapier ausgestellt. Der Zöllner, der sich dann unseren Wohnaufbau ansieht, ist wohl eher neugierig. Denn als Kontrolle kann man seinen Blick ins Innere wohl kaum bezeichnen. Gerade mal eine halbe Stunde dauert es, dann verlassen wir bereits den jordanischen Grenzhof wieder und fahren nach Aqaba. Nach Mittagessen und Großeinkauf fahren wir wieder an den Strand, wo wir bereits im Dezember waren. Hier bleiben wir ein paar Tage, erholen uns vom Fahren, gehen schwimmen und schnorcheln.
Jetzt im April ist viel mehr los am Strand als im Dezember. Selbst unter der Woche sind viele Jordanier da und am Wochenende sind sowieso die einheimischen Großfamilien da. Es wird gegrillt, Zelte werden aufgestellt, Matratzen, Teppiche und Badesachen angeschleppt. Wobei in der Regel nur die Männer und Kinder baden. Wenn die Frauen mal ins Meer gehen, dann vollständig bekleidet, samt Kopftuch, Kleidung und Mantel.
Die Stadt Aqaba verwandelt sich am Wochenende regelmäßig in einen quirligen Badeort. Und weil sich viele Jordanier kein Hotel leisten können, wird in Zelten in den Grünanlagen oder einfach nur auf Matratzen auf dem Gehsteig übernachtet.
Nach ein paar Tagen, als der Wetterbericht einigermaßen gutes Wetter vorhersagt, fahren wir nach Petra. Wir nehmen uns gleich ein 3-Tages-Ticket, denn bei den stolzen Preisen von 50/55/60 Jord. Dinar (umgerechnet 50/55/60 Euor) für 1/2/3 Tage lohnt sich nur ein Tag nicht. Außerdem können wir so in Ruhe filmen und fotografieren.
Da wir bereits vor 22 Jahren schon einmal hier waren, ist für uns der Anblick des sogenannten Schatzhauses Khazne Faraun am Ende der langen Schlucht zwar keine Überraschung mehr. Trotzdem ist das Bauwerk immer noch großartig anzusehen, vor allem im Hinblick darauf, mit welch einfachen Werkzeugen es damals die Nabatäer aus dem Felsen geschlagen haben.
Wir sind früh dran und hatten sogar das Glück, die meiste Zeit fast allein durch die Felsenschlucht – den Siq – zu marschieren. Doch hier, auf dem großen Platz vor dem Bauwerk, versammeln sich bereits einige Reisegruppen, Kameltreiber mit ihren Tieren und Souvenirhändler.
Anschließend gehen wir weiter und steigen zum Großen Opferplatz hinauf. Über Felstreppen geht es eine schmale Schlucht hinauf und wir sind froh, dass es hier meist schattig ist. Nach gut einer halben Stunde sind wir oben und vom Felsen haben wir eine hervorragende Aussicht auf die Umgebung und einen Teil der Ausgrabungsstätte. Am frühen Nachmittag schauen wir uns dann noch die Königswand an mit den Mausoleen verschiedner nabatäischer Könige an.
Am zweiten Tag besichtigen wir das Theater und dann den Großen Tempel. Als wir auf der Hauptstraße mit den Säulenresten weitergehen, sehen wir einheimische Männer in Tracht. Es stellt sich heraus, dass sie hier regelmäßig eine kurze Aufführung machen und eine Wachablösung nachstellen.
Wir schauen uns das Ganze natürlich an, bevor wir uns einen Platz fürs Mittagessen suchen. Genau gegenüber der Königswand gibt es mehrere leere Höhlen mit schöner Aussicht, dort bleiben wir eine Weile.
Die Felsen hier haben fantastische Muster in den unterschiedlichsten Farben, es sieht aus, als ob sich Künstler betätigt hätten. Dabei sind alle diese “Kunstwerke” von der Natur geschaffen worden.
Am dritten Tag, wieder nach dem langen Weg durch die Schlucht, bleiben wir erst einmal am Schatzhaus. Wir sind heute etwas später dran und deshalb wird das Gebäude bereits komplett von der Sonne angestrahlt. Heute ist viel mehr los als an den anderen Tagen, der Platz ist voller Menschen.
Am späten Vormittag steigen wir dann zur letzten großen Sehenswürdigkeit hinauf, zum Kloster Ed Deir. Der Tempel ist auf einem Felsplateau, man steigt 200 m hinauf und angeblich geht es dabei über 800 Stufen. Wie schon beim Opferplatz bieten auch hier Eseltreiber ihre Tiere an, mit denen man hinauf- und hinabreiten kann. Das Kloster ähnelt dem Schatzhaus sehr, uns gefällt es sogar noch besser. Von einem Felsen gegenüber kann man es hervorragend sehen und das kleine Plateau bietet sich als Rastplatz einfach an.
Als wir nachmittags wieder hinunter gehen, kommen immer mehr Esel den Weg herauf. Da die Treppen sowieso schon schmal sind, geht es stellenweise sehr eng zu. Die Eseltreiber kümmern sich dabei wenig darum, dass ihre Tiere Touristen anrempeln. Ganz im Gegenteil. Wenn man was sagt, bekommt man höchstens zur Antwort, dass man Platz machen soll. Dass sie als Verantwortliche eigentlich die Tiere führen sollten und nicht einfach nur hinterher reiten, wollen sie nicht einsehen. Die Stufen sind voll mit den Hinterlassenschaften der Esel und in der Hitze stinkt es natürlich fürchterlich. Etliche Leute sind wütend und verärgert über das rücksichtslose Verhalten der Eseltreiber. Als wir dann unten sind, rast eine Gruppe von 10 – 12 Eseln daher, angetrieben von ein paar jungen Männern, die ihnen hinterher reiten. Dass die Gruppe dabei riesige Staubwolken aufwirbelt, die Tiere unkontrolliert in der Gegend herumlaufen und andere Touristen nicht wissen, wie sie sich in Sicherheit bringen sollen, finden sie höchstens lustig. Wir sind ziemlich sauer, unterhalten uns mit anderen deutschen Touristen, die ebenfalls schimpfen und sich aufregen. Es ist ein regelrechtes Eselrennen, was die Männer an diesem Nachmittag veranstalten. Schließlich will jeder möglichst viele Touristen reiten lassen, um ordentlich zu verdienen.
Wir beruhigen uns auch nicht auf dem langen Rückweg. Ganz im Gegenteil. Bereits in der Ausgrabungsstätte versuchen wir, einen der Männer der Touristenpolizei zu finden, der englisch spricht, was sich als unmöglich herausstellt. Erst am Eingangstor spricht jemand englisch und der bringt uns dann zur dortigen Dienststelle. Dort reichen wir nach einem langen Gespräch – und mehreren Gläsern Tee – mit einem sehr netten höherrangigen Polizeibeamten offiziell Beschwerde ein. Er ermuntert uns dazu, denn nur so kann vielleicht etwas bewegt werden. Es gibt zwar oft Klagen über die Eseltreiber, doch die wenigsten Besucher haben die Zeit, tatsächlich eine richtige Beschwerde auszufüllen. Die Eseltreiber sind nämlich nicht, wie die Kutschen, Pferde und Kamele, registriert, sondern kommen sozusagen über einen hinteren Zugang und sind eigentlich illegal. Doch man ist dabei, gegen dieses Verhalten vorzugehen – wird uns versichert. Ob sich was ändert – wir hoffen es.
Und weil wir gerade beim beschweren sind, schreiben wir noch dazu, dass wir die Unmenge an Souvenirständen, und -händlern, allen voran schulpflichtige Kinder, eigentlich nicht in der Ausgrabungsstätte erwartet hatten. Denn bei Petra handelt es sich schließlich um ein UNESCO-Weltkulturerbe und nicht um einen riesigen Souvenirshop, den die Jordanier daraus gemacht haben. Doch auch daran soll sich in Zukunft was ändern – Inshallah (“wenn es Allahs Wille ist…”), wie man hier so schön sagt.
Von Petra aus fahren wir auf dem Kings Highway, der alten Königsstraße gen Norden und ans Tote Meer. Eine kurvenreiche Straße mit guter Aussicht bringt uns an den tiefsten Punkt der Erde, 400 m unter den Meeresspiegel. In diesem Bereich des Toten Meeres sieht man dicke weiße Salzkrusten am Ufer. Es gibt einige Picknickplätze und weil heute Freitag, also islamisches Wochenende ist, sind sie völlig überfüllt. Als wir so entlang fahren, sehen wir nur Müll. Wo die Leute gehen und stehen, werfen sie den Abfall weg. Selbst auf den Picknickplätzen werden Essensreste liegen gelassen, es sieht aus wie auf einer Müllhalde. Nachdem wir es aus den Emiraten und dem Oman wesentlich sauberer gewohnt waren, fällt uns hier der Dreck besonders auf.
Ins Wasser gehen wir nicht mehr. Wir können gerade mal einen kurzen Spaziergang ans Ufer machen, bevor uns dicke schwarze Wolken aufschrecken. Ein Gewitter zieht heran und es gibt einen kurzen heftigen Regenguss. Nachdem wir es nun wochenlang immer sehr heiß hatten, ist Regen eine angenehme Abwechslung.
Wir fahren zurück nach Aqaba, wieder an den Strand und organisieren per Internet unsere Weiterreise. Wir werden – entgegen unserer ursprünglichen Planung – nach Israel fahren. Da in letzter Zeit immer öfter von den Unruhen und Problemen in Syrien berichtet wird, gehen Gerüchte um, dass die Grenze zeitweise nicht passierbar wäre. Deshalb haben wir uns gleich dafür entschieden, einen anderen Heimweg zu nehmen und reservieren eine Fähre von Israel nach Italien. Dass diese Entscheidung richtig war, stellt sich bereits wenige Tage nach unserer Einreise nach Israel heraus, als andere Reisende an der jordanisch-syrischen Grenze nicht mehr einreisen dürfen.
Am Strand treffen wir uns erneut mit Eva und Harry. Bereits im Dezember sind wir hier zusammen gestanden, bevor wir alle weiter auf die Arabische Halbinsel gefahren sind. Und dieses Mal ist das Treffen sozusagen der Abschluss dieser Rundreise. Die beiden bleiben noch in Jordanien, wir dagegen reisen nach Israel ein.