Die Fahrt nach Hirtshals/Dänemark bietet bereits einen Vorgeschmack auf den Winter, den wir in Island erleben wollen. Stundenlang fahren wir auf der Autobahn durch Schneetreiben. Erst bei Hamburg wird das Wetter besser. In Dänemark wechseln sich Sonne und Schnee ab. In Hirtshals selbst ist es dann zwar trocken, aber es weht ein eisig kalter Wind. Wir stehen zwar sehr schön am Strand, verbringen aber unsere Zeit meist im Landrover bei eingeschalteter Standheizung.
Anstatt spazierenzugehen fahren wir mit dem Landrover herum, schauen uns den Leuchtturm an und den kleinen Fischerhafen. Bei Sonnenschein wirkt alles sehr idyllisch.
Hirtshals wirkt schon im Sommer etwas verschlafen, jetzt im Winter ist gar nichts mehr los. Außer uns sehen wir keine Touristen.
Samstag Nachmittag checken wir auf die Norröna ein. Mit uns gehen drei Wohnmobile an Bord und vielleicht zweihundert Pkws, alles Dänen oder Färinger.
Das Wetter ist herrlich. Der kalte Wind hat sich über Nacht gelegt und am Sonntag erleben wir einen sonnigen und ruhigen Tag. Die Liegestühle sind heiß begehrt, wir sitzen auf dem Sonnendeck und genießen einfach nur die ruhige Überfahrt.
Am Montag in Torshavn müssen alle von Bord fahren, auch wir. Im Büro der Smyril Line buchen wir die Weiterfahrt, denn erst jetzt steht fest, dass das Wetter gut genug ist, um über den Nordatlantik zu fahren.
Auch hier überrascht uns das Wetter mit fast frühlingshaften Temperaturen. So warm und trocken war es nicht mal im letzten Sommer als wir hier waren. Jeder bestätigt uns, dass wir Glück haben und dass das Wetter wirklich ungewöhnlich gut ist.
Nachmittags können wir wieder an Bord fahren und dieses Mal sind außer uns nur 12 Fahrzeuge und 20 Passagiere auf dem Schiff.
Auch bei der Weiterfahrt bleibt der Atlantik ruhig.
Morgens bei Sonnenaufgang erreichen wir Island, gerade als die schneebedeckten Berge von der Sonne beschienen werden. Ein unvergesslicher Anblick.
Den Vormittag verbringen wir in Seydisfjördur. Die Sonne scheint und mit den schneebedeckten Bergen um uns herum sieht es genauso aus, wie wir es uns erhofft haben.
Auf der Fahrt über den Pass sehen wir bereits den ersten gefrorenen Wasserfall und Klaus ist eigentlich ständig am Filmen.
In Egilsstadir bleiben wir dann den restlichen Tag, um uns auf die Weiterfahrt vorzubereiten. Hier entscheidet es sich, in welche Richtung wir fahren, denn wir machen die Fahrt vom Wetter abhängig. Die isländische Wetterseite ist mit den Prognosen für 2 – 3 Tage unserer Erfahrung nach sehr genau.
Aufgrund der Wettervorhersage fahren wir auf der Ringstraße entgegen des Uhrzeigersinns. Die Straße ist überwiegend frei, es gibt nur gelegentlich ein paar schneebedeckte Passagen.
Die Zufahrten ins Hochland sind alle gesperrt, hier liegt meterhoch der Schnee.
Die asphaltierte Zufahrt zum Dettifoss-Wasserfall ist offen und wir beschließen, dass wir uns den Wasserfall anschauen. Auf der 25 Kilometer langen Fahrt dahin begegnet uns kein Fahrzeug, wir fühlen uns wie im absoluten Nichts, mitten in einer Schneewüste.
Die Straße ist meistens schneebedeckt, wir fahren durch Schneewehen und bevor wir den eigentlichen Parkplatz erreichen, ist Schluss. Es sind 20 Minuten Fußmarsch durch Schnee bis zur Schlucht. Wir machen den Weg mehrmals. Gleich als wir ankommen, schauen wir uns den Dettifoss an. Leider steht die Sonne schon so tief, dass sie den Wasserfall nicht mehr beleuchtet. Die Nacht wird wieder kalt. Am morgen haben wir -7 Grad und zum Zähne putzen braucht Sonja Handschuhe.
Wir gehen erneut zum Wasserfall und bei strahlendem Sonnenschein erleben wir die tief verschneite Landschaft.
Den nächsten Stopp machen wir am Mývatn-See.
Im nahe gelegenen Geothermalgebiet dampft und zischt es. Meterhohe Gischt-Fontänen schießen in den Himmel. Die Aktivitäten sind viel größer als bei unserem letzten Besuch im Sommer.
Von einem Aussichtspunkt überblicken wir die Gegend. Hier ist es so warm, dass wir sogar im Freien kochen können. Das ist wesentlich praktischer als im Landrover, wo es doch etwas beengt ist aufgrund der ganzen Foto- und Film-Ausrüstung, die wir dabei haben.
Doch dank unserer Standheizung ist es gut auszuhalten. Da wir sie nachts nicht laufen lassen, gefriert der Dunst an den Wänden und wir müssen alles erst wieder auftauen. Wir heizen also morgens erst mal ein, damit wir es warm haben, bevor wir aus unseren warmen Schlafsäcken herauskrabbeln.
Am frühen Abend wird die Landschaft unter uns von der untergehenden Sonne regelrecht ausgeleuchtet. Klaus ist seit unserer Ankunft fast ständig beim Filmen, um all die schönen Momente einzufangen, die wir ständig erleben.
In der Nacht sehen wir endlich das erste Nordlicht. Neben der Winterlandschaft ist das ein Grund für unsere Island-Reise. Und so verbringen wir auch die kommenden Nächte mit dem Warten auf die Nordlichter. Wir können uns zwar immer wieder im Landrover aufwärmen, aber trotzdem verbringen wir eine lange Zeit im Freien und die Nächte sind eisig kalt. In Verbindung mit kaltem Wind kommt uns die tatsächliche Temperatur von -7 Grad doppelt so kalt vor.
Wenigstens ist es tagsüber sonnig und oft können wir bereits im Freien frühstücken.
Wir sind im Sommer ebenfalls hier unterwegs gewesen, aber jetzt wirkt alles anders. Hügel, Farmland, Wiesen, selbst Lavafelder versinken im Winter unter einer meterhohen Schneedecke, die das Aussehen der Landschaft völlig verändert.
So wie es aussieht, bleiben die Island-Pferde auch im Winter auf den Weiden. Sie werden zwar zugefüttert, knabbern aber genauso an den trockenen Gräsern, die der schmelzende Schnee freigibt.
In Husavik erleben wir einen schönen sonnigen Tag. Der kleine Hafen mit den Fischerbooten und den schneebedeckten Bergen dahinter bietet einen wunderschönen Anblick. Es ist so angenehm in der Sonne, dass wir zum Mittagessen und Kaffe trinken oberhalb des Hafens im Freien sitzen.
Wir stoppen am Godafoss-Wasserfall, der teilweise vereist ist.
Anschließend verbringen wir ein paar Tage in Akureyri. Auch hier sehen wir jede Nacht das Nordlicht am Himmel.
Außerdem haben wir hier die Gelegenheit, mit einem Rettungsteam von ICE-SAR mitzufahren. Mit einem Raupenfahrzeug und einem Geländewagen fahren wir den Berg hinauf. Der Fahrer des Geländewagens lässt dabei die Luft aus den Reifen, damit er auf Schnee fahren kann. Sie sehen aus, als ob sie bereits platt wären. Doch damit kommt er so problemlos den Berg hinauf, dass es einfach unglaublich ist für uns.
Für uns geht es von Akureyri noch ein Stück weiter nordwärts, nach Siglufjördur. In dem kleinen Fischerort waren wir ebenfalls bereits im Sommer.
Hier war in den 1960er Jahren ein Boom mit Heringsfischerei. Doch nachdem die großen Schwärme ausblieben, sind immer mehr Leute weggezogen. Seit einigen Jahren arbeitet ein privater Investor daran, Siglufjördur als Ausflugsort und Touristenattraktion aufzuwerten. Es gibt inzwischen einen Golfplatz, einen Skilift und ein hervorragend aufgemachtes Herings-Museum. Blickfang im Ort sind ein paar bunte Häuser am Hafen.
Als wir dort sind, kommt Klaus mit Fischern ins Gespräch und sie haben nichts dagegen, dass er ihnen bei der Arbeit zusieht. Um 4.30 Uhr morgens soll er am Boot sein, dann kann er mit ihnen hinausfahren, wenn sie die Netze einholen.
Es wird ein interessanter Ausflug für ihn. Am Nachmittag ist das Boot zurück und aufgrund des beengten Platzes wird Klaus beim Filmen und Fotografieren so dreckig, dass überall an seiner Kleidung Fischreste kleben. Doch er ist glücklich darüber, denn schon seit langem wollte er einmal Fischern zusehen. Und mehr denn je bewundert er die Männer, die diese schwere körperliche Arbeit erledigen, und zwar bei Wind und Wetter. An diesem Tag war die See noch nicht einmal so rau, doch es gibt Tage, an denen die kleinen Boote heftig durchgeschaukelt werden. Und trotzdem müssen die Fischer dabei noch arbeiten.
Von unserem Standplatz in Siglufjördur haben wir erneut das Glück, dass wir das Nordlicht beobachten können.
Von Siglufjördur aus fahren wir weiter nach Reykjavik. Auf dem Weg dahin stürmt und schneit es und deshalb beschließen wir, uns dort für ein paar Tage in der Jugendherberge ein Zimmer zu nehmen.
Tagsüber ist es zwar sonnig, aber leider mit eiskaltem Wind. Ein Bad in der berühmten Thermalquelle Blaue Lagune ist da genau passend.
Klaus filmt und fotografiert und danach erholen wir uns im heißen Wasser und machen eine der Schlammpackungen, die uns nur das Beste für die Haut versprechen…. Wenn man der Werbung glauben darf, ist das Wasser aufgrund seines Mineralgehalts ein wahrer Jungbrunnen.
Von Reykjavik aus fahren wir auf der Ringstraße durch den Süden des Landes. In Vík í Mýrdal haben wir über Nacht einen Blizzard, der über Nacht die ganze Landschaft mit Schnee überzieht. Am Tag nach dem Schneesturm fahren wir in der Skeidarársandur durch einen Sandsturm. Die Skeidarársandur ist eine Wüstengegend mit schwarzem Sand und Geröll, durchzogen von Flussläufen.
Im Süden liegt im Tal kaum Schnee, er hält sich nur in den Bergen.
Heftiger Wind begleitet uns in den kommenden Tagen, wir haben Windgeschwindigkeiten von 80 – 100 km/h. Auf der Ringstraße ist das entsprechend beschildert und wir messen es mit unserem Windmesser selbst nach. Je nachdem, wie gerade der Straßenverlauf ist, kommt uns der Wind entweder frontal entgegen oder als Seitenwind. Manchmal muss Klaus in den 4. Gang herunter schalten und bei Seitenwind versetzen heftige Windböen den Landrover.
Bei der Gletscherlagune Jökulsárlón bleiben wir einen Tag. Wie bereits im Sommer sind wir auch jetzt fasziniert und begeistert vom Anblick der Lagune, die voll ist mit Eisbergen. Dazwischen tauchen immer wieder mindestens ein Dutzend Robben auf, die anscheinend genügend Fische hier finden.
Während es im Sommer nur so von Touristen wimmelt, verlaufen sich im Winter die wenigen Besucher. Wir machen einen langen Spaziergang am Ufer des Sees, genießen die Ruhe und Stille mit dem herrlichen Panorama.
Wir übernachten auf der anderen Seite der Ringstraße am Strand, dort wo der Abfluss der Lagune in den Nordatlantik mündet. Der schwarze Lavastrand ist auf Hunderten Metern übersät mit Eisbergen in unterschiedlicher Größe.
Hier weht ein kräftiger Wind, der die Wellen aufpeitscht. Mit hohen Windfahnen brechen die Wellen ans Ufer, überspülen blaue, weiße oder durchsichtige Eisberge. Trotz der Kälte sind wir so fasziniert von diesem Naturschauspiel, dass wir stundenlang am Ufer stehen, filmen und fotografieren.
Auch bei der Weiterfahrt haben wir stürmischen Wind. Der Öxi-Pass ist noch geschlossen, weshalb wir an der Küste bleiben und erst auf der Straße Nr. 92 über den Fagridalur-Pass nach Egilsstadir kommen. Es geht zwar nur 350 m hoch hinauf, aber die Pass-Straße ist größtenteils schnee- und eisbedeckt, neben der Straße türmen sich Schneeverwehungen. Von den bis zu 1000 m hohen Bergen sehen wir kaum etwas, das diffuse Sonnenlicht erzeugt einen sogenannten Whiteout. Bei diesem Effekt kommt es zu einer Verringerung des Kontrastes, Himmel und Erde verbinden sich, man kann keine Konturen mehr erkennen. Dieses Phänomen ist uns bereits im Norden mehrmals aufgefallen. Durch den Whiteout hat man das Gefühl, sich in einem unendlichen weißen Raum zu bewegen.
Je höher wir dem Pass kommen, desto mehr Schneefall gibt es. In Egilsstadir erfahren wir, dass es bereits seit 5 Tagen durchschneit. Zwar nur dünne, leichte Flocken. Aber das reicht, um mindestes nachts die Pass-Straße nach Seydisfjördur zu sperren. Wir verbringen Dienstag Vormittag noch in Egilsstadir, prüfen im Internet ständig, wann der Pass geöffnet wird. Die Web-Seite des Straßenbauamtes ist hervorragend. Mehrmals pro Stunde wird der Straßenzustand aktualisiert: www.vegagerdin.is/english
Als gegen Mittag offen ist, fahren wir los und überqueren die Fjarðarheiði. Wir wollen schließlich unser Schiff erreichen. Bei den Wetterverhältnissen könnte es passieren, dass man die Straße ein paar Tage sperrt. Und dann würde die “Norröna” ohne uns abfahren.
Auf dem Weg kommen uns erst ein Schneepflug und anschließend eine Schneefräse entgegen.
In Seydisfjördur ist zwar inzwischen die kleine Lagune in der Ortsmitte aufgetaut, aber es liegt mehr Schnee als bei unserer Ankunft. Die Reise hört also so auf, wie sie begonnen hat.
Die “Norröna” kommt aufgrund der Wetterverhältnisse auf dem Nordatlantik dann auch nicht Dienstag Morgen, sondern erst mit 8 Stunden Verspätung an. Sie bleibt über Nacht im Hafen. Mittwoch Spätnachmittag gehen wir an Bord und fahren am Abend ab. Der Kapitän kündigt zwar bei der Abfahrt an, dass wir 4 m hohe Wellen haben werden. Aber ganz so schlimm wird es dann doch nicht. Wir genießen heiße Dusche, warme Kabine und lassen es uns am Frühstücksbuffet schmecken. Das Ausschiffen in Hirtshals geht aufgrund der wenigen Fahrzeuge schnell. Bereits mittags sind wir auf der Autobahn und 3 Tage später wieder daheim in Merching. Lange werden wir hier allerdings nicht bleiben, denn bereits im Juni fahren wir erneut nach Island.