Unser Aufenthalt in Deutschland war ursprünglich dafür gedacht, Anfang September den 60. Geburtstag von Klaus’ Vater mitzufeiern und Ende September den Frachter in Hamburg zu besteigen, um nach Südamerika zu fahren. Dazwischen wollten wir Freunde besuchen, den Unimog gründlich durchschauen, Behörden- und Arzttermine erledigen und Unterlagen für Südamerika besorgen. Beim Planen der Reiseroute in der Türkei kommt uns dann ein anderer Gedanke. Anstatt den Sommer über in Europa herumzureisen, wollen wir schon früher als geplant nach Deutschland fahren und das Ultraleicht fliegen erlernen. Während unseres Badeurlaubs in der Türkei organisieren wir mittels Internet alles. Wir finden eine Flugschule in München, die passenderweise Ende Juli einen Theoriekurs anbietet. Während 5 Tagen intensiven Theorieunterrichts pauken wir Themen durch, die uns bis dahin zum Teil völlig fremd waren: Luftrecht, Navigation, Meteorologie, Flugfunk, Technik, Verhalten in besonderen Fällen und Pyrotechnik.
Danach fangen wir mit den ersten Flügen an. Der Flugplatz, auf dem die Schulung stattfindet, ist in der Nähe von Regensburg und hat relativ wenig Betrieb. Das macht es für uns am Anfang leichter. So können wir uns ganz auf das für uns völlig neue Gefühl des Fliegens konzentrieren und müssen nicht ständig noch auf anderen Flugverkehr achten. Geschult wird auf einem Doppelsitzer. Der Fluglehrer sitzt auf dem Rücksitz, von wo aus er jederzeit eingreifen kann, wenn sein Schüler, der vorne sitzt und lenkt, etwas falsch macht.
Wir verbringen im August jedes lange Wochenende (Donnerstag bis Sonntag) damit, über dem Flugplatz die sogenannten Platzrunden zu fliegen und dazwischen Starts und Landungen zu üben.
An Mariä Himmelfahrt legen wir die theoretische Prüfung ab und am Tag danach dürfen wir zum ersten Mal allein fliegen. Diese Runde über dem Flugplatz dauert gerade mal 5 Minuten, doch es ist aufregend genug. Immerhin sind wir völlig auf uns allein gestellt und es ist niemand da, der unsere Fehler korrigiert oder uns hilft, unbeschadet wieder auf dem Boden anzukommen.
Am nächsten Tag fliegen wir dann schon ein längeres Stück. Jeder von uns schaut sich die Walhalla bei Regensburg von oben an. Die größte Veränderung dabei ist, dass wir zum ersten Mal in 600 bis 800 m Höhe unterwegs sind. Die Platzrunde am Flugplatz sind wir immer nur in 150 m Höhe geflogen. Es ist ein tolles Gefühl, so allein unterwegs zu sein, doch gleichzeitig verunsichert uns jedes Wackeln und Ruckeln. Wir müssen uns erst noch daran gewöhnen, wie sehr das Trike Wind und Wetter ausgesetzt ist. Von nun an werden unsere Ausflüge in die Umgebung immer länger. Es geht die Donau entlang nach Deggendorf oder nach Kehlheim zum Donaudurchbruch. Schnell kommen einige Stunden zusammen, die wir in unser Flugbuch eintragen können. Der eigentliche Sinn, warum wir das Fliegen lernen, ist der, dass wir uns in Zukunft die bereisten Länder nicht nur von unten, sondern auch aus der Luft anschauen wollen. Wir kaufen uns deshalb bei der Flugschule ein gebrauchtes Trike. Das werden wir künftig – anstatt eines Motorrads – mit auf die Reise nehmen.