Grönland – Kalaalliit Nunaat – ist die größte Insel der Welt. Das Land ist sechs Mal größer als Deutschland, hat aber nur knapp 56.000 Einwohner. Politisch ist Grönland ein autonomer Teil des Königreichs Dänemark und gehört damit zu Europa. Grönland ist allerdings nicht in der EU. Geografisch dagegen wird die Insel zum arktischen Nordamerika gezählt.
Es ist unsere zweite Reise nach Grönland, dieses Mal fliegen wir in den Westen des Landes. Es geht wieder von Reykjavík, Island los und das kleine Flugzeug hat knapp 30 Passagiere an Bord. Der Flug ist herrlich. Erst sehen wir noch etwas von Island, dann geht es über den Nordatlantik und dann quer über Grönland. Das war mit einer der Gründe, warum wir uns für West-Grönland entschieden haben. Wir hatten auf gutes Wetter gehofft, damit wir beim Überqueren der Insel den dicken Panzer des Inlandeises unter uns sehen würden – und dass es geklappt hat, freut uns jetzt natürlich.
Der Nonstop-Flug dauert nur 3 Stunden, dann landen wir in Ilulissat, wo wir vom Eigentümer unserer Unterkunft am Flughafen abgeholt werden. Auch die Fahrt in die Stadt ist kurz, es sind gerade mal 5 Kilometer bis in die Innenstadt. Es ist so ziemlich die längste Strecke, die man außerhalb der Stadt fahren kann.
Bereits während der Fahrt sehen wir die Eisberge, die ein weiterer Grund für unsere Reise sind. Sie treiben in der Disko-Bucht und haben der Stadt ihren Namen gegeben. Das Wort Ilulissat bedeutet schlicht und einfach Eisberge.
Ilulissat ist die drittgrößte Stadt Grönlands. Sie liegt an der Mündung des Kangia-Eisfjords in die Diskobucht. Der Kangia- oder Ilulissat-Eisfjord gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe und ist eine der größten Sehenswürdigkeiten in Grönland. Er ist berühmt für seine riesigen Eisberge.
Auch von unserer Unterkunft aus sind die Eisberge zu sehen, wie von vielen
anderen Stellen in der Stadt auch. Dazu kommt sonniges Wetter und blauer
Himmel. Ein Bilderbuchstart für die kommenden Tage.
Gleich nachdem wir uns eingerichtet haben, bummeln wir zum Hafen und schauen uns in der Stadt etwas um. Wir werden uns mal wieder selbst versorgen und die Supermärkte sind deshalb natürlich wichtig. Es gibt so ziemlich alles zu kaufen, aber wie schon bei der Reise nach Tasiilaq sind die Preise sehr hoch. Kein Wunder, es muss ja alles importiert werden.
Die nächsten Tage sind wir viel zu Fuß unterwegs. Es gibt sogar ein öffentliches Bussystem und der Bus dreht sozusagen immer eine Runde durch die Stadt. Aber innerhalb kürzester Zeit kennen wir die Fußwege, die es überall gibt und auf denen wir über Stege, Holztreppen und kleine Gassen relativ schnell bis direkt ins Zentrum und an den Hafen kommen.
Nicht weit weg vom Hafen ist der Fischmarkt.
Es ist ein kleines Gebäude, in dem man neben Fischen auch Robbenfleisch und Wal
kaufen kann. Für die Grönländer ist vor allem Robbenfleisch ein wichtiger
Bestandteil des Essens und es kommt traditionell jeden Tag auf den Tisch.
Ein weiterer Spaziergang führt hinauf zum Friedhof, er liegt an der Straße zum Flughafen.
Schon bei unserer Ankunft ist er uns aufgefallen, weil er übersät ist mit weißen Kreuzen. Dazu gibt es viele bunte künstliche Blumen und das macht den Friedhof zu einem schönen Fotomotiv.
Vor allem mit den Eisbergen im Hintergrund. Die Lage des Friedhofes ist wirklich toll.
Noch näher kommen wir den Eisbergen bei einem Spaziergang entlang des Ilulissat-Eisfjordes. Er ist ungefähr 45 km lang, bis zu 7 km breit und bis zu 1200 m tief. Der Gletscher Sermeq Kujalleq bewegt sich etwa 25 m am Tag vorwärts und die Eisberge, die von ihm abbrechen, brauchen dann ungefähr ein Jahr, bis sie die Mündung erreichen.
Diese und weitere Erläuterungen bekommen wir von Willy. Ihm gehört ein Cafe in Ilulissat und nebenbei bietet Willy Bootsausflüge an. Er lebt seit mehr als 30 Jahren in Grönland und kennt sich hier hervorragend aus. Der Bootsausflug in die Diskobucht dauert ein paar Stunden. Wir fahren durch riesige Eisberge hindurch, die in Weiß- und Blautönen schimmern, sehen Wale abtauchen und staunen über diese einmalige Landschaft.
Der größte Teil eines Eisbergs liegt unter Wasser. Abhängig von der Dichte des Eises sind das 80 – 85 %. Das können wir uns gar nicht vorstellen, schließlich ist der Teil, den wir sehen, bereits gigantisch groß.
Von hier soll angeblich auch der Eisberg stammen, mit dem die Titanic kollidiert ist.
Ein paar Tage später machen wir erneut einen Ausflug mit Willy. Es geht in die kleine Siedlung Ilimanaq, in der heute nur noch ungefähr 50 Menschen leben. Ilimanaq ist einer der ältesten Orte Grönlands. Er wurde 1741 als Missionsstation gegründet und lange Zeit als Walfangstation benutzt. Es sind nur ungefähr 15 Kilometer durch die Disko-Bucht von Ilulissa nach Ilimanaq, doch hier fühlen wir uns sehr weit von jeglicher Zivilisation. Außer der Kirche gibt es nichts zu besichtigen, der Rest sind Privathäuser.
Man ist gerade dabei, kleine Ferienhäuser zu bauen, damit Touristen hier einmal abseits jeglicher Abwechslung ein paar ruhige Tage verbringen können.
Zurück in Ilulissat besuchen wir noch das Knud-Rasmusen-Museum.
Er ist der berühmteste Einwohner der Stadt und man ist dort auf seine
Leistungen sehr stolz. Knud Rasmussen war der Sohn eines dänischen Missionars
und einer Grönländerin. Er war Polarforscher, Ethnologe und Buchautor. Sein
Geburtshaus ist heute ein Museum.
Die Ausstellung zeigt das Leben von Knud Rasmussen und seine arktischen Expeditionen. Zwischen 1912 und 1933 hat er sieben sogenannte “Thule-Expeditionen” unternommen.
Dabei ist er nach Nordgrönland sowie in die arktischen Gebiete Kanadas und Alaskas gefahren. Er wollte die Kultur und Sprache der Inuit erforschen und bewahren und die Arktis vermessen.
Knud Rasmussen wurde nur 54 Jahre alt. Er hat sich 1933 in Ostgrönland eine Fleischvergiftung zugezogen und starb daran im Dezember in Kopenhagen.
Es ist jetzt Mitte September und wir sehen nachts gelegentlich Polarlicht. Allerdings ist es hier nicht so stark wie bei unserer Reise nach Ost-Grönland. Wir merken jeden Tag, wie es kühler wird und an unserem letzten Tag holt uns tatsächlich der Schnee noch ein. Über der ganzen Stadt liegt eine erste Schneeschicht. Sie ist zwar noch dünn und schmilzt im Laufe des Tages weg, aber es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis er liegenbleibt.
Für uns geht es zurück nach Island, wo wir noch zwei Wochen bleiben, bevor wir mit der Fähre zurück nach Dänemark fahren.