Die südostasiatische Region interessiert uns schon längere Zeit, doch leider ist es eine weite Anfahrt dorthin. Deshalb entschließen wir uns, einfach mal für ein paar Monate auf das eigene Fahrzeug zu verzichten und mit öffentlichen Verkehrsmitteln als Backpacker durch Thailand und Vietnam zu reisen. Für uns eine völlig neue Erfahrung, denn ganz so spontan wie mit dem Auto können wir dabei nicht unterwegs sein. Wir legen uns darauf fest, dass wir in Thailand Bangkok anschauen und danach hauptsächlich Strandurlaub machen wollen. In Vietnam dagegen werden wir das Land auf einer Zugreise von Süd nach Nord durchqueren.
Von München fliegen wir nach Abu Dhabi und weiter nach Bangkok. Dort haben wir uns für die ersten Tage ein Hotel am Stadtrand ausgesucht. In der Gegend ist wenig los und wir können uns erst mal an das feucht-warme Klima und die ungewohnte Umgebung akklimatisieren.
Das Hotel liegt direkt an einem „Khlong“ und jeden Morgen genießen wir beim Frühstück den Blick darauf. Mit „Khlong“ bezeichnet man die Wasserkanäle in Thailand und gerade in Bangkok waren sie früher die üblichen Transportwege. Durch den Straßenbau haben sie ihre Bedeutung verloren und auch hier sehen wir nur gelegentlich ein paar Boote entlangfahren.
Für die kommende Woche geht es dann in ein Hotel in der Innenstadt. Hier ist es nicht mehr so friedlich und ruhig. Der Straßenverkehr und die Menschenmassen sind schon ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Auf der anderen Seite gibt es natürlich viele Sehenswürdigkeiten. Von Chinatown über den Königspalast bis hin zu verschiedenen Tempeln und Buddhas sowie einer Bootsfahrt auf dem Chao Phraya – wir sind jeden Tag stundenlang unterwegs.
Und am Abend geht es dann zu einem der vielen Nachtmärkte.
Nach dieser Woche sind wir froh über den bevorstehenden Strandurlaub auf Koh Samui.
Wir leihen uns dort einen Roller aus, denn natürlich gibt es auch hier Tempel zu besichtigen.
Aber die meiste Zeit verbringen wir mit Baden oder Strandspaziergängen.
Auch auf Phuket, der größten thailändischen Insel, sind wir mit einem Roller unterwegs und schauen uns – wieder einmal – Tempel an.
Dass es hier ebenfalls einen liegenden Buddha gibt, wussten wir vorher nicht. Und weil wir dabei die einzigen Besucher sind, ist das wohl ein Zeichen dafür, dass dieser hier längst nicht so bekannt ist. Der liegende Buddha in Bangkok dagegen war so hoffnungslos überlaufen, dass wir nur daran vorbei geschoben wurden.
Wir bummeln durch Phuket Old Town und schauen uns unterschiedliche Bade-Strände an.
Und dann ist unser Thailand-Aufenthalt auch schon zu Ende, denn der Schwerpunkt unserer Asien-Reise liegt auf Vietnam.
Wir fliegen von Phuket nach Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon.
Wir hatten ja gedacht, wir wären nach dem Bangkok-Aufenthalt schon an dichten Straßenverkehr gewöhnt. Aber auf die ungeheure Menge an Rollerfahrern in Ho-Chi-Minh-Stadt hat uns das nicht vorbereitet..
Vom Swimmingpool unseres Hotels im 10. Stock haben wir einen super Blick auf das Gewimmel unter uns und beschließen, dass wir da nicht selbst mitfahren wollen. Für die Stadtbesichtigung lassen wir uns lieber mit einem Taxi herumfahren.
Bei einem Stadtbummel sehen wir zum ersten Mal eine Statue von Ho Chi Minh, dem vietnamesischen Revolutionär und ersten Präsidenten Vietnams nach der Unabhängigkeit. Er wird heute als „Onkel Ho“ verehrt und gilt als Nationalheld. Im Laufe der kommenden Wochen werden wir ihm noch öfter begegnen.
Als nächstes geht es ins Mekong-Delta. Can Tho ist dort die größte und wichtigste Stadt und wird deshalb gerne als Hauptstadt des Deltas bezeichnet. Bei Touristen ist die Stadt wegen eines Schwimmenden Marktes beliebt, den man bei einer Bootstour besuchen kann. Sobald man an der städtischen Uferpromenade spazieren geht, wird man darauf angesprochen. Wir entscheiden uns für die Privattour mit einer älteren Frau.
Als wir frühmorgens losfahren, sind wir zwar auf dem Boot nur zu zweit, doch unzählige kleine und große Touristenboote sind ebenfalls auf dem Fluss unterwegs zum gleichen Schwimmenden Markt.
Von den Händlern mit Obst und Gemüse dagegen ist weniger zu sehen. Unsere Nachforschungen ergeben dann auch, dass die Schwimmenden Märkte zusehends an Bedeutung verlieren. Sie waren ursprünglich ein Handelszentrum und auf den Flüssen wurden die Waren aus dem fruchtbaren Süden in andere Regionen des Landes transportiert. Doch seit der Ausbau des Straßennetzes vorangeschritten ist, erfolgt der Warentransport einfacher, schneller und billiger durch Lkws.
Die Schwimmenden Märkte sind von der vietnamesischen Regierung zum Kulturerbe ernannt worden, das es zu bewahren gilt. Vor allem auch deshalb, weil damit Touristen in den Süden des Landes kommen. An Sehenswürdigkeiten hat Can Tho ansonsten Tempel, Pagoden und vor allem bunte Straßenmärkte zu bieten.
Auf der Insel Phu Quoc legen wir noch mal einen kurzen Badeurlaub ein.
Von dort aus geht es mit Fähre und dem sogenannten „Sleeperbus“ (Schlafbus) zurück nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Bei einem „Sleeperbus“ sitzt man nicht wie in unseren Bussen, sondern in Dreier-Reihen über- und untereinander. Man hat einen Liegesessel, in dem man auch relativ bequem sitzen kann.
Wir haben mit dieser Art von Bussen mehrere Strecken zurückgelegt und es war jedes Mal eine sehr bequeme Fahrt – nur der Fahrstil mancher Busfahrer war gewöhnungsbedürftig. Überholt wird auch dann, wenn der Gegenverkehr bereits ziemlich nah ist. Es wird einfach davon ausgegangen, dass der andere schon Platz machen wird. Erstaunlicherweise hört man nur selten von Unfällen und gesehen haben wir auch keine. Und pünktlich waren die Busse auch immer, genauso wie alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel.
In Ho-Chi-Minh-Stadt startet der erste Teil unserer Vietnam-Durchquerung mit dem Zug.
Die Zugtickets haben wir bereits in Deutschland gebucht, denn wir wollten unbedingt ein Zwei-Bett-Abteil und davon gibt es leider nur ganz wenige. Von Ho-Chi-Min-Stadt bis nach Hanoi beträgt die Zugstrecke etwa 1700 km. Wir werden sie auf zwei Fahrten verteilen und zwischendurch für ein paar Tage an der Küste in Da Nang bleiben, wo wir Ausflüge in die Nachbarstädte eingeplant haben. Am Abend um 20.35 Uhr fährt der Zug pünktlich ab. Es ist schon dunkel und als wir die Stadt durchqueren, geht es an hell erleuchteten Restaurants vorbei, wo die Menschen gerade beim Abendessen sind. Auch an Privathäusern fährt der Zug dicht vorbei, wir sehen in Wohnzimmer und Küchen und vor den geschlossenen Schranken staut sich der Abendverkehr. Die Betten sind bequem und durch das gleichmäßige Rumpeln des Zuges schlafen wir beide gut. Am nächsten Tag sind wir bereits um sechs Uhr morgens wach, um halb sieben gibt es Frühstück, die obligatorische Nudelsuppe. Mit ihr können wir uns auch nach längerer Zeit in Asien nicht anfreunden und haben uns deshalb ein belegtes Sandwich mitgenommen. Der Kaffee dagegen ist lecker und während wird auf unseren Betten sitzen, genießen wir unser Frühstück und die vorbeiziehende Landschaft.
Der Zug hat ein eher gemächliches Tempo, vergleichbar mit einem deutschen Bummelzug. Die Strecke überquert einige Flüsse, oft geht es direkt neben einer Landstraße dahin und immer wieder durch Orte, wobei sogar ein paar Mal an kleinen Bahnhöfen gestoppt wird. Wir fahren durch Reisfelder, Bananenplantagen, Wälder und gelegentlich ein paar kleinere Berge. Die Fahrt ist sehr abwechslungsreich und wir bekommen viel vom Landleben mit. Mittags rollen die Zugbegleiter mit einem kleinen Essenswagen vorbei und wir bekommen eine warme Mahlzeit serviert – sie ist in unserem VIP-Ticket enthalten.
Nach etwa 600 km Zugfahrt sind wir pünktlich um 13.30 Uhr in Da Nang, wo wir in einem Hotel in Strandnähe die nächsten Tage bleiben werden. Sowohl von unserem Zimmer als auch vom Swimmingpool im 13. Stock haben wir eine herrliche Aussicht.
Da Nang wird oft als „Miami von Vietnam“ bezeichnet. Das liegt unter anderem am kilometerlangen Sandstrand, dem lebhaften Nachtleben, den vielen Hochhäusern und einem vergleichsweise luxuriösen Lebensstil. Die Stadt ist extrem beliebt bei Touristen aus aller Welt.
Zu den Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt gesehen haben sollte, gehören einmal Lady Buddha und die Marmor-Berge.
Die knapp 30 km entfernte Stadt Hoi An ist ebenfalls eine Touristenattraktion. Die historische Altstadt ist UNESCO-Kulturerbe und bekannt für ihre malerischen, mit Laternen geschmückten Straßen. Es wimmelt nur so von Besuchern und Höhepunkt eines Besuches ist bei Einbruch der Dämmerung eine Bootsfahrt auf dem Hoai-Fluss.
Wir besuchen auch die ehemalige Kaiserstadt Hue. Dort schauen wir uns die Palastanlage mit der Zitadelle sowie die Thien-Mu-Pagode in einer buddhistischen Klosteranlage an.
Weil wir gerade am Wochenende in Da Nang da sind, erleben wir noch ein besonders Spektakel. Auf der Drachenbrücke kann man nicht nur den Fluss Han überqueren. Am Wochenende spuckt der riesige Drache abends erst Feuer, gefolgt von mehreren Wassergüssen. Die Straße wird in der Zeit für den Verkehr gesperrt und an der beleuchteten Fluss-Promenade versammeln sich Hunderte von Besuchern.
Die Zugfahrt von Da Nang nach Hanoi beginnt am frühen Nachmittag. Wieder geht es recht langsam dahin. Erst eine Weile an der Küste entlang und später durch Reisfelder und landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Die kommende Nacht verbringen wir wieder im Zug und erreichen Hanoi morgens um sechs Uhr. Das Wetter hat sich deutlich verändert, es ist ziemlich kühl und stark bewölkt. Wir wollen aber nicht in der Stadt bleiben, sondern fahren noch am gleichen Tag weiter zur Ha Long-Bucht. Leider ist das Wetter dort auch nicht viel besser und zum ersten Mal brauchen wir sogar lange Kleidung.
Aber dafür ist die Aussicht von unserem Hotelfenster ein Traum. Wir schauen direkt auf den Hafen, wo morgens die Touristenboote aus- und am späten Nachmittag wieder einlaufen.
Selbstverständlich machen wir ebenfalls einen Bootsausflug. Wir besichtigen die Tropfsteinhöhle Sung Sot und auf der Ti Top-Insel den berühmten Sandstrand.
Am besten gefällt uns aber die Schiffsfahrt selbst. Weil nur ein paar Leute auf dem Schiff sind, ist es sehr ruhig – das genaue Gegenteil der Insel-Besuche. An Land wird man eigentlich nur mit Hunderten anderer Besucher an den Sehenswürdigkeiten vorbeigeschleust. Auf dem Schiff dagegen gleiten wir ruhig an den berühmten Felseninseln mit ihren eigenartigen Formationen vorbei. Da stört es uns auch nicht, dass der Himmel zugezogen ist und sich die Sonne nicht blicken lässt.
Zurück in Hanoi geht es erneut zum Bahnhof. Wir fahren nämlich mit dem Zug in die Berge, nach Sa Pa. Um zehn Uhr abends startet der Zug und wie immer haben wir ein Zweier-Abteil, in dem wir eine ruhige Nacht verbringen. Am nächsten Tag sind wir bereits um sechs Uhr morgens an der Endstation Lao Chai, wo es mit einem Kleinbus in unser Hotel in Sa Pa geht. Die Stadt empfängt uns mit ihrem Markenzeichen – Nebel. Sa Pa liegt auf 1600 m Höhe in den Bergen und gerade jetzt in den Wintermonaten muss man immer wieder mit Nebel rechnen. Während unseres Aufenthalts ändert sich das Wetter oft innerhalb weniger Minuten. Strahlender Sonnenschein wechselt sich mit trübem, zugezogenem Wetter ab.
In Sa Pa selbst gibt es kaum Sehenswürdigkeiten. Eine französische Kirche, eine große Markthalle, eine sehr schöne Pagode und ein Park mit See. Ansonsten kann man nur durch die schmalen Straßen bummeln.
Die Stadt ist Ausgangspunkt sowohl für mehrtägige Trekking-Touren als auch einfache Wanderungen in der Umgebung. Mit einer einheimischen Führerin machen wir eine mehrstündige Tour durch kleine Dörfer und an Reisfeldern vorbei.
Natürlich gehört auch ein Ausflug auf den Fan Si Pan dazu, mit 3143 m der höchste Berg Vietnams. Damit möglichst viele Leute ohne Anstrengung auf den Berg hinauf kommen, hat man sich einiges einfallen lassen. Die Fahrt startet im Zentrum von Sa Pa, im unübersehbaren Gebäude von Sun World. Die Mono Rail-Bahn bringt uns zur Talstation der Seilbahn. Dort steigen wir in eine Kabine und überwinden dann auf einer Länge von 6,2 Kilometern einen Höhenunterschied von 1400 m. Die Fahrt dauert dabei nur 15 Minuten und bietet spektakuläre Ausblicke auf die Landschaft. Damit ist oben dann Schluss. Uns empfängt eine geschlossene Wolkendecke und es ist empfindlich kalt. Nach der Seilbahn hat man für den Weg auf den Berg hinauf zwei Optionen. Entweder man steigt zu Fuß an die 600 Stufen hoch oder man benutzt eine kurze Standseilbahn.
Nur für die allerletzten Meter bis zum Gipfel muss man tatsächlich noch selbst einige steile Stufen hinaufklettern. Oben angekommen sind wir mal wieder erschlagen von der Menschenmenge. Vor allem die asiatischen Touristen sind in einem regelrechten Foto-Rausch und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis wir irgendwann einmal Fotos machen können, auf denen sich niemand in den Vordergrund drängt.
Eine letzte Zugfahrt bringt uns zurück nach Hanoi. Wir freuen uns schon darauf, dass wir dabei tagsüber unterwegs sein werden. Bei der nächtlichen Hinfahrt hatten wir ja nichts sehen können.
Lange Zeit folgt die Eisenbahn dem Roten Fluss, dann geht es durch Reis- und Gemüsefelder sowie Bananen-Plantagen. Als wir nach etwas mehr als sieben Stunden in Hanoi ankommen, ist es bereits dunkel. Wie immer sind die Restaurants, an denen wir vorbeifahren, hell beleuchtet. Und vor allem die berühmte Train-Street ist unübersehbar.
Das Wetter in Hanoi bleibt während der kommenden Tage bedeckt und frisch. Wir bummeln durch die Altstadt und entlang des Hoan-Kiem-Sees mit dem Jadeberg-Tempel.
Die Kathedrale ist leider geschlossen und beim Ho-Chi-Minh-Mausoleum reicht uns der Blick von außen. Lediglich den Literaturtempel und ein paar Pagoden sehen wir uns ausführlicher an.
Unsere Reise ist fast schon zu Ende. Von Hanoi fliegen wir erneut nach Bangkok und dann endgültig zurück nach München.