Nach Südafrika zu fahren, ist ein ziemlich spontaner Entschluss. Wir wollen schon lange einmal Kapstadt sehen und wenn man auf direkter Route von Windhoek aus dorthin fährt, dann sind es “nur” 1500 Kilometer. Für Namibier oder Südafrikaner ist das keine Entfernung. Immer wieder treffen wir in Namibia Leute, die zwischen den Städten pendeln, um zum Beispiel Verwandtschaft zu besuchen. Die coronabedingten Einreisevorschriften sind auch nicht strenger als für Namibia, wir brauchen nicht einmal mehr einen Test. Also machen wir uns auf den Weg.
Als Stützpunkt nehmen wir uns einen Campingplatz auf der Kap-Halbinsel.
Am Ortsrand von Simon’s Town befindet sich ein großzügig angelegter Campingplatz, mitten im Grünen.
Er hat eine super Lage direkt am Meer und gegenüber vom Eingang beginnt ein schöner Spaziergang entlang der Küstenlinie. Der Camping ist terrassenförmig am Hang angelegt und wir nehmen einen Platz weit oben. So haben wir von unserem Dachzelt aus einen herrlichen Überblick auf die vor uns liegende False Bay.
Die Strecke zwischen Kapstadt und der Kap-Halbinsel führt durch etliche kleine Dörfer, die bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt sind. Die Lage an einer Bucht ist traumhaft, man kann hier in Gezeitenbecken schwimmen und Wellenreiter kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Entsprechend voll sind die Straßen und diesen Verkehr wollen wir uns nicht jeden Tag antun. Deshalb steigen wir lieber auf den Zug um. Er ist – im wahrsten Sinn des Wortes – ein Bummelzug, fährt selten pünktlich ab und kommt noch seltener pünktlich an. Aber dafür kostet das Ticket für die einstündige Fahrt umgerechnet nur 1 € pro Person.
Wir erleben jeden Tag eine interessante Fahrt. Anfangs geht es direkt am Meer entlang, wir passieren die schicken und gepflegten Vororte. Danach wird es immer schmuddeliger, es geht durch Industriegebiete und die Viertel werden immer schmutziger, bis wir mitten in Kapstadts Zentrum am Hauptbahnhof ankommen.
Da wir immer wieder gelesen hatten, dass sich der Tafelberg gerne unter dem berühmten “Tischtuch”, also einer dichten Wolkendecke, versteckt, ist er selbstverständlich unser erstes Ziel, als wir in der Stadt sind und der Himmel wolkenfrei ist.
Die Seilbahnfahrt dauert lediglich ein paar Minuten. Auch das Anstehen war kurz, denn hier merkt man wieder die Corona-Auswirkungen. Es sind nur ganz wenige Touristen unterwegs. Wir müssen sogar einige Zeit warten, bis endlich jemand vorbeikommt, den wir bitten können, ein Foto von uns zu machen.
Ein paar Tage später wissen wir dann, dass wir uns mit dem Ausflug gar nicht so beeilen hätten müssen, denn der Tafelberg bleibt während unseres gesamten Aufenthalts wolkenlos und von jedem Blickwinkel aus der Stadt haben wir den perfekten Blick auf ihn.
Damit wir einen besseren Überblick über Kapstadt bekommen, machen wir eine mehrstündige Stadtrundfahrt mit einem der berühmten roten Busse. Auch hier merkt man den coronabedingen Rückgang der Touristen. Erstens werden nicht alle der normalerweise üblichen Routen angeboten und zweitens sind die Busse nicht voll.
Von unserem Campingplatz ist es nicht weit zu einer weiteren Attraktion Kapstadts – den berühmten afrikanischen Brillenpinguinen. Anfang der 1980er Jahre hat man hier ein Pärchen entdeckt und daraus ist inzwischen eine Kolonie von geschätzt etwa 2000 Tieren entstanden. Der Strandabschnitt ist mittlerweile Teil des Nationalparks und man hat Holzstege gebaut, von denen aus die Besucher das Treiben anschauen können.
Damit geht unsere Zeit in Kapstadt zu Ende, wir fahren zurück in Richtung Norden. Dort verbringen wir noch ein paar Tage auf einem Campingplatz direkt am Grenzfluss Oranje. Er ist mit 2160 Kilometern der zweitlängste Fluss im südlichen Afrika. Sein Unterlauf bildet die Grenze zwischen Südafrika und Namibia. Das Wasser des Oranje ist Grundlage für eine ausgedehnte Bewässerungslandwirtschaft. An seinen Ufern werden vor allem Zitrusfrüchte und Weintrauben angebaut.
Unser erster Eindruck von Südafrika war nach diesen Tagen sehr positiv und bei unserer nächsten Afrika-Reise wollen wir dort auf jeden Fall einen längeren Aufenthalt einplanen.