Mitte Mai bringen wir unseren Toyota Land Cruiser KJ95 in den Hafen von Antwerpen/Belgien. Von dort geht er per Schiff nach Walvis Bay/Namibia. Anfang Juni fliegen wir dann nach Windhoek und fahren mit einem Shuttle Service an die Küste, um dort unser Fahrzeug abzuholen.
Die Abwicklung der Dokumente geht richtig schnell. Bereits 3 Stunden nach unserem Gespräch mit der zuständigen Agentin bekommen wir ihren Anruf, dass wir vorbeikommen sollen und den Toyota Land Cruiser mitnehmen können. Sie hat ihn selbst im Hafen von Walvis Bay abgeholt und unbeschadet steht er im Innenhof der Agentur. Jetzt müssen wir nur noch alles umpacken und herrichten. Das Solarpaneel und die Kisten, die eigentlich auf den Dachgepäckträger gehören, sind im Innenraum untergebracht und müssen montiert werden. Im Vorgarten unserer Unterkunft ist genügend Platz und wir können dort alles in Ruhe erledigen, bevor es endlich losgeht.
Walvis Bay haben wir uns schon angeschaut, die Stadt selbst hat zwar keine Sehenswürdigkeiten aufzuweisen, aber sie ist gut zum Eingewöhnen, vor allem an den Linksverkehr auf den Straßen.
Danach geht es in das 30 km entfernte Swakopmund. Hier treffen wir dann geballt auf deutsche Vergangenheit. Das heutige Namibia war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie unter dem Namen Deutsch-Südwest. Obwohl diese Zeit mehr als 100 Jahre zurückliegt und mit 30 Jahren zudem relativ kurz war, sieht man heute noch die Spuren davon.
Ortsnamen, Geschäfte, Produkte, Farmen, Straßennamen – gerade in Swakopmund kann man da fündig werden. Und in fast jedem Geschäft, das wir betreten, werden wir auf deutsch angesprochen. Selbst im Radio läuft mit Hitradio Namibia ein komplett deutschsprachiger Sender, während sich auf NBC das Programm in deutscher und englischer Sprache abwechselt.
In Swakop (wie die Stadt gern abgekürzt wird) sind wir zum ersten Mal auf einem Campingplatz und das gleich in der Luxus-Version. Das bedeutet, dass es keinen Sanitärblock für die gesamte Anlage gibt, sondern jeder einzelne Stellplatz hat ein eigenes Häuschen mit Dusche und Toilette (eigener Schlüssel zum Absperren) sowie Stromanschluss, Waschbecken und die obligatorische Grillstelle. Ohne Grillen ist Camping hier anscheinend für niemanden vorstellbar – das werden wir im Laufe der kommenden Wochen immer wieder erleben.
Wir haben schon von mehreren Seiten erfahren, dass freies Campen in Namibia kaum möglich ist, weil fast das ganze Land eingezäunt, da die Farmen Viehwirtschaft betreiben. Hier ist es so üblich, dass man immer auf einem Campingplatz übernachtet. Deshalb besorgen wir uns noch einen ausführlichen Campingführer, denn uns wird empfohlen, dass man lieber vorher anrufen soll, ob es freie Plätze gibt, anstatt einfach darauf zu vertrauen, dass man unterkommt. Gerade zu den Ferienzeiten – nicht nur Namibias, sondern vor allem der Nachbarländer Südafrika, Sambia und Botswana – sind die Plätze oft tagelang ausgebucht. Kein Wunder, denn die Größe der Anlagen kann nicht mit europäischen Maßen verglichen werden. Manchmal gibt es nur 2 – 3 Plätze auf einer Farm, die dann soweit voneinander entfernt liegen, dass man nichts von seinen Nachbarn mitbekommt. Das hört sich natürlich alles sehr interessant und neuartig an, für uns mal eine ganz andere Art von Reisen.
Nach Windhoek ist es für uns eine Tagesfahrt. Da wir auf der Fahrt mit dem Shuttle bereits eine längere Strecke im Dunkeln gefahren sind, sehen wir den größten Teil dieses Mal bei Tageslicht. Von der Dünenlandschaft zwischen Swakopmund und Walvis Bay zum Beispiel, die gleich direkt an die Küste anschließt, hatten wir gar nichts mitbekommen.
Von Swakopmund, das auf Meereshöhe liegt, geht die Straße stetig bergauf ins Hochland.
Wir sehen das markante Bergmassiv der Spitzkoppe, fahren durch Usakos, Karibib und Okahandja, bis kurz vor Windhoek und hier sind wir dann auf ca. 1600 m Höhe angelangt. Tagsüber ist es sehr warm, die Temperaturen steigen auf 20 – 25 Grad an. Nach Sonnenuntergang allerdings wird es um diese Jahreszeit sehr kalt und die Temperatur fällt rapide ab. Morgens beim Aufstehen zeigt das Thermometer meist nur 3 – 4 Grad an.
Für uns ist Windhoek beim ersten Besuch hauptsächlich zur Versorgung mit Lebensmitteln gedacht. Eine genauere Besichtigung sparen wir uns für das nächste Mal auf. Es gibt hier einen legendären Supermarkt mit Namen Superspar, der seinem Ruf wirklich gerecht wird. Es gibt dort nicht nur eine Ecke, die vollständig mit deutschen Lebensmitteln eingeräumt ist, sondern auch eine Abteilung mit vegetarischen und veganen Lebensmitteln. Aber noch besser ist die Backabteilung mit Kuchen, Broten, Semmeln und Brezen. Daneben in der Wursttheke wird Klaus von einer deutschsprachigen Verkäuferin bedient, die ihm Landjäger, Leberkäse und Fleischwurst einpackt. Und auch der Rest der Auslage ist komplett in deutsch angeschrieben, hier wird tatsächlich nichts in die offizielle Amtssprache englisch übersetzt.
Nach einem Großeinkauf starten wir in Richtung Süden, folgen der gut ausgebauten B1 und fahren in die Kalahari Wüste.
Das Hochland Namibias wird von zwei großen Wüstenlandschaften eingeschlossen. Im Westen von der Namib, im Osten von der Kalahari. In der letzteren gibt es gelegentlich Regen. Deshalb sind hier die Dünen oft mit Gras, Büschen und sogar Bäumen bewachsen.
Unsere erste Übernachung in der Kalahari führt uns ein paar Tage auf eine Gästefarm mit Campingmöglichkeit. Die Plätze sind soweit voneinander entfernt, dass man die Nachbarn zwar sehen kann, aber sich sonst nicht gegenseitig stört.
Zur Lodge sind es 2 Kilometer, ein schöner Spaziergang durch die Wüstenlandschaft. Und wenn einem der Weg doch zu lange wird, dann kann man sich mit einem Eselwagen abholen und wieder zurückfahren lassen.
Wir dürfen uns frei auf dem Farm-Gelände bewegen und sind jeden Tag zu Fuß unterwegs. Nach den Pavianen und Warzenschweinen, die wir bei der Fahrt neben der Hauptstraße immer wieder gesehen haben, gibt es hier zur Abwechslung mal andere Wildtiere. Eland (Elenantiloopen), Springböcke und Erdhörnchen (Borstenhörnchen) sehen wir in freier Wildbahn. Die Geparden dagegen sind in einem Gehege untergebracht.
Außerdem sehen wir die ersten Nester von Siedelwebervögeln.
Die Besonderheit unsers nächsten Campingplatzes sind Köcherbäume. Der Platz ist inmitten von Bäumen und großen Steinen angelegt. Die Köcherbäume blühen jetzt im Juni und an vielen Bäumen sehen wir die großen, gelben Blütenstände.
Wir verbringen den Nachmittag mit Filmen und Fotografieren und besonders schön wirken die Bäume dann im Gegenlicht der untergehenden Sonne.
Im Nationalpark Fish River Canyon gibt es mehrere Aussichtspunkte, von denen wir schöne Ausblicke in die Schlucht haben.
Für die Weiterfahrt nach Süden suchen wir uns eine landschaftlich sehr schöne und ziemlich einsame Strecke aus. Den ganzen Tag über sehen wir nur wüstenhafte trockene Landschaft und Berge. Kurz vor der Grenze zu Südafrika überraschen uns dann riesige Weinplantagen. Mit Hilfe eines groß angelegten Bewässerungsprojektes werden hier auf der Farm Aussenkehr Weintrauben angebaut. Während normalerweise etwa 3 – 4 Tausend Arbeiter in der Siedlung leben, sollen es angeblich in der Hochsaison bis zu 20.000 oder mehr werden. Sie leben in einfachsten Strohhütten, die am Ortsrand stehen.
Direkt am Oranje-Fluss gibt es einen schön angelegten Campingplatz mit Rasenplätzen, sauberen Duschen und Toiletten und einem herrlichen Ausblick auf den Fluss. Unseren Toyota Land Cruiser KJ95 parken wir im Schatten eines der wenigen Bäume.
Für diese Reise ist das unser südlichster Punkt in Namibia, am nächsten Tag geht es nordwärts. Erst noch eine Weile am Oranje-Fluss entlang, sehr schön, bis wir dann an der Bergbaustadt Rosh Pinah vorbei wieder die Namib-Wüste erreichen. Die Fahrt über Aus nach Lüderitz beschwert uns links und rechts nur Ausblicke auf Wüste und Berge.
In Lüderitz sehen wir dann neben deutschen Straßennamen und Gebäuden schon von weitem die berühmte Felsenkirche. Die Hafenstadt war die erste Stadt im damaligen Deutsch-Südwestafrika.
Von ihrem einstigen Glanz ist leider nicht mehr viel übrig geblieben. Eine hohe Arbeitslosenquote veranlasst viele zur Abwanderung.
Dabei war im wenige Kilometer entfernten Kolmanskuppe Anfang des 20. Jahrhunderts ein Lebensstandard möglich, den man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann, wenn man durch die Geisterstadt wandert.
Im April 1908 fand man zufällig einen Diamanten und das führte für wenige Jahre zu einem regelrechten Diamantenfieber. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs und die deutsche Kapitulation fielen die Schürfrechte an Südafrika. Kolmanskuppe gab es weiterhin bis in die 1930er Jahre. Erst als man weiter südlich bessere Diamantenfelder entdeckte, wurde die Stadt immer weiter verlassen und gilt seit Mitte der 1950er Jahre als aufgegeben.
Heute kann man sich den ehemaligen Glanz bei Führungen erklären lassen – natürlich auch in deutscher Sprache. Und da wir an diesem Tag die beiden einzigen Deutschen sind, bekommen wir sozusagen eine Privatführung. Anschließend besichtigen wir noch weitere Gebäude, die mit Sand gefüllt sind und durch die der ständige Wind pfeift.
Auf der Fahrt zu unserem nächsten Ziel sehen wir viele Oryx-Antilopen und Zebras. Wir wollen zum Namib-Naukluft-Park, genauer gesagt zum UNESCO-Welterbe Namib-Sandmeer. Darin befindet sich das Sossusvlei, eine von orangen Sanddünen umschlossene Ton-Salz-Pfanne.
Ausgangspunkt für Fahrten in den Park ist für uns der staatliche Sesriem Campingplatz. Von hier aus machen wir in den folgenden Tagen Ausflüge in den Nationalpark und schauen uns dabei die berühmten Sanddünen genauso an wie das Deadvlei mit den abgestorbenen Bäumen.
Die Rundfahrt durch den Süden beenden wir mit einer Fahrt über den Gamsberg und den Kupferberg Pass. Die schöne Landschaft entschädigt für die raue Piste, wir sehen viele Paviane, Oryx-Antilopen und Zebras.
In Windhoek legen wir eine kurze Pause ein, bevor wir eine Rundfahrt durch Nord-Namibia machen. Für den Besuch des Etosha-Nationalparks planen wir mehrere Tage ein, schließlich wollen wir dort so viele Tiere wie möglich sehen. Die Trockenzeit ist für einen Besuch gut geeignet, da dann die Tiere zum Trinken an die Wasserlöcher kommen müssen und man sie besser beobachten kann.
Gnus, Zebras, Giraffen, Springböcke, Oryx-Antilopen, Löwen, Schakale, Warzenschweine, Strauße, verschiedene Antilopenarten, Elefanten, Schildkröten, Geier, unzählige Vögel – der Etosha-Nationalpark erfüllt unsere Erwartungen an die Tierwelt voll und ganz.
Und das schöne dabei ist, dass man sich im Nationalpark nicht einer geführten Tour anschließen muss, um die Tiere sehen zu können. Tagelang fahren wir mit unserem eigenen Toyota Landcruiser KJ95 von Wasserloch zu Wasserloch und sind immer wieder begeistert davon, was wir alles filmen und fotografieren können.
Anschließend geht es weiter in den Nordosten. Der Caprivi-Streifen im Norden Namibias unterscheidet sich vom Rest des Landes allein schon durch die ganzjährig wasserführenden Flüssen. Entsprechend dicht ist die Vegetation und vor allem in Wassernähe ist es immer grün.
Aber schon bevor wir den Norden erreichen, ändert sich das Bild Namibias schlagartig. Nachdem wir auf der B8 die Veterinärkontrolle passiert haben, begleiten kleine Siedlungen links und rechts die Straße, bis wir in Rundu ankommen. Ein paar Hütten mit Zaun drumherum – so leben hier im Norden die Menschen. Erst jetzt fühlen wir uns so richtig in Afrika angekommen.
In Runde füllen wir noch einmal unsere Vorräte auf, denn erst in Katima Mulilo (500 km entfernt) wird das wieder in einem größeren Supermarkt möglich sein. Und bis dahin rasen wir ja nicht durch, sondern bleiben unterwegs auf mehreren Campingplätzen.
Einige Lodges, direkt am Ufer des Okavango gelegen, bieten Campingmöglichkeiten an und wir finden traumhafte Plätze.
Besonders die Mobola Island Lodge von Alex hat es uns angetan. Mit unserem Toyota Landcruiser KJ95 campen wir direkt am Fluss unter einem großen, Schatten spenden Baum. Die Sanitäranlagen sind ausgezeichnet und sehr gepflegt. Das Beste ist allerdings die Bar. Sie liegt auf einer kleinen Insel im Fluss und dazu muss man eine Hängebrücke überqueren. Jeden Tag treffen sich an der Bar die Gäste der Anlage zum obligatorischen “Sundwoner”. Dieser Brauch wird im ganzen Land gepflegt und bedeutet, dass man sich zum Beobachten des Sonnenuntergangs trifft und ein, zwei Gläser Bier oder was anderes Alkoholisches trinkt.
Die Aussichtsplattform mit der Bar ragt über den Fluss und die kleinen Inseln, die wir sehen, gehören bereits zum Nachbarland Angola. Weit entfernt sehen wir kleine Holzkanus, die zwischen den beiden Ländern hin- und herfahren.
Wir machen ebenfalls eine Flussfahrt durch die kleinen Inseln und der Bootsführer zeigt uns Krokodile, die sich sonnen, wir sehen viele Vögel und bei der Fahrt am Ufer bekommen wir das Leben der Einheimischen mit. Sie nehmen den Fluss nicht nur zum Bewässern der Felder, sondern für den gesamten Haushalt. Außerdem dient er als Wasch- und Badestelle.
Bei Tagesausflügen schauen wir uns die Popa-Wasserfälle an. Das sind Stromschnellen im Okavango-Fluss, nur ein paar Meter hoch, aber inmitten der grünen Büsche sehen sie sehr malerisch aus.
Auch den Mahango-Park sehen wir uns an und sehen bei der Rundfahrt Krokodile, Flusspferde, Straße, Elefanten, Antilopen Zebras und eine Boa, die sich gerade ins Unterholz verkriecht.
Vom Campingplatz der nächsten Tage aus sehen wir dann noch mehr Flusspferde. Wieder haben wir einen Platz direkt am Flussufer und so hören wir die Tiere auch nachts schnauben und prusten, wenn sie im Wasser schwimmen.
In Katima Mulilo liegt der Campingplatz am Ufer des Sambesi-Flusses und wir schauen von unserem Platz aus hinüber nach Sambia. Flusspferde gibt es hier auch, aber leider nur weit entfernt. Die Stadt ist der Endpunkt für uns, hier drehen wir um und durchfahren den Caprivi-Streifen wieder Richtung Westen.
Beim Stadtbummel schauen wir uns den afrikanischen Markt an, wo es alles gibt, was man (nicht) braucht: Stoffe, Lebensmittel, Schnitzereien, Kleidung, Haushaltsgegenstände.
Auf der Mobola Island Lodge machen wir dann erneut ein paar Tage Halt. In der Nachbarschaft soll eine neue Kirche gebaut werden. Das Gerüst steht schon, aber bis sie benutzbar ist, werden die Gottesdienst noch provisorisch in einer Hütte abgehalten. Am Sonntag dürfen wir dabei sein und das Ganze läuft komplett anders ab als bei uns. Fast drei Stunden lang wird geredet und gesungen und damit wir etwas davon mitbekommen, übersetzt ein Junge für uns die wichtigsten Abschnitte ins Englische.
Mit diesen Eindrücken verlassen wir endgültig den Caprivistreifen und fahren südwärts zum Waterberg. Der markante Tafelberg ragt etwa 200 m in die Höhe und im Nationalpark befinden sich neben Wanderwegen auch Ruinen einer ehemaligen Mission sowie ein Friedhof mit deutschen Gefallenen.
Wir verbringen den ganzen Tag im Park, schauen uns Friedhof und Ruinen an und wandern hinauf auf das Plateau. Der Weg führt über Steine und Felsbrocken und von oben haben wir herrliche Ausblicke auf die Landschaft. Unter uns sonnen sich Klippschliefer auf den Felsen und in den Bäumen sitzen Paviane – ansonsten sind wir hier ganz allein und genießen Ruhe und Aussicht.
Zurück in Windhoek schauen wir uns ein paar der Sehenswürdigkeiten an, den alten Bahnhof, die Christuskirche und daneben das Unabhängigkeitsdenkmal. Das Beste daran ist die Außenplattform beim Restaurant, von wo aus man eine gute Sicht auf Windhoek hat.
Und dann ist die Zeit in Namibia leider schon vorbei. Unseren Toyota Landcruiser KJ95 parken wir auf einer Farm, während wir nach Deutschland fliegen. Dort werden wir nur ein paar Monate bleiben und dann erneut nach Namibia kommen. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal.